StartseiteMagazinKulturAlltagskampf um wenig Hoffnung

Alltagskampf um wenig Hoffnung

DAS Theater an der Effingerstrasse mit „Truckstop“ von Lot Vekemans (Schweizer Erstaufführung)

Das Thema „Generationenkonflikt“ tritt auf den Bühnen in verschiedenen Varianten immer wieder auf, das Ambiente hier ist jedoch einmalig: Eine vor sich hindämmernde Verpflegungsstelle mit Schlafgelegenheit auf einer von Lastwagen frequentierten Autobahnraststätte. Längst haben die attraktivere und mächtigere Konkurrenz einerseits, andererseits die komfortable Einrichtung der Lasterkabinen mit Schlafgelegenheit, Kaffeemaschine, Kühlschrank und Mikrowelle, die ohnehin schmalen Verdienstmöglichkeiten abgeschöpft. Zurück bleiben Sorge, Zukunftsangst, Illusionen und eben Konflikte.

Lot Vekemans, die niederländische Autorin, ist erfahrene Theaterfrau mit ausgebildetem Sinn für soziale und zeitgeschichtliche Verhältnisse. Sie zeigt in ihren Stücken ein treffsicheres Gespür für das Umfeld, den Raum für Hoffnungen, Konflikte und dramatische Auseinandersetzungen. Peter Aeschbacher setzt auf der Bühne dieses Umfeld sichtbar um, die Elemente der Handlung und die vom hoffnungsarmen Abgrund hinter den Dialogen geprägten Stimmungen: Eine zweckdienlich eingerichtete Theke, ein Plastiktisch, die fast triste Ärmlichkeit, alles eher dunkel gehalten, mit blassen Farbakzenten.

Aaron-Frederic Defant, Karo Guthke, Anne Welenc

Drei Hauptmotive bestimmen das Stück. Das erste ist die Hoffnung, verkörpert von Karo Guthke als Mutter. Mit einer stoischen Unermüdlichkeit glaubt sie daran, mit Hilfe eines Kredites ihr heruntergekommenes Geschäft wieder konkurrenzfähig machen zu können, damit endlich wieder mehr als nur einer der Fernfahrer, Remco (Aaron-Frederic Defant), ihre selbst bereiteten Köstlichkeiten geniessen kommt. Er als einziger Mann im Trio verkörpert die Illusion, das zweite Hauptmotiv. In den Truckstop kommt er allerdings kaum aus anderen Gründen als wegen der knapp 18-jährigen Tochter Katalijne (Anne Welenk), mit der er teils die Illusion teilt, teils gemeinsam eine anfangs scheue Liebe zu einer starken Kraft entwickeln hilft. Hätte er das Geld für einen eigenen Trucker, wie wollte er seine Freiheit und beider Liebe Wirklichkeit werden lassen! Je stärker diese beiden Motive werden, umso mehr geraten sie in Konflikt, ausgetragen von allen drei Personen in der typisch reduzierten Situation von unerwünschtem Freund (Remco), aufkeimender Liebe und Selbständigkeit (Katalijne), verhärmter Ärmlichkeit (Mutter).

Aaron-Frederik Defant, Karo Guthke, Anne Welenc

Nein, kein Lehrstück wird vorgeführt, sondern lebendiges Theaterspiel mit klaren Akzenten, lebensnahen Situationen, theatralischen Überhöhungen findet statt. Was daran spannend ist und auch packt und bewegt, ist das immer wieder durchscheinende Menschliche, das Alltägliche, Unspektakuläre und gerade deshalb Lebensnahe.

Stefan Meiers Inszenierung verwirklicht Hauptmotive und Zwischentöne dieses dramatischen und im Grunde allzu menschlichen Geschehens mit viel Gespür. Der Weg in die Katastrophe wird mit formalen Handlungselementen schon fast von Anfang an angekündigt. Gespannt verfolgen die Zuschauenden die immer wieder neuen Wendungen des Dialogs, die zunehmend auswegloser fatale Verknüpfung der drei Personen und ihres Wollens und Hoffens.

Die drei Menschen – Mutter, Katalijn, Remco… oder Karo Guthke, Anne Welenc, Aaron Frederic Defant? – sie setzen sich spürbar mit differenzierender Gestaltungsfähigkeit für ihre Sache ein. Wenn auch die Ensembleleistung als Ganzes und die Präsenz jeder Person die Stärke der Aufführung ausmachen, soll die bemerkenswert vielseitig den Stimmungen angepasste Verkörperung der gleichzeitig rebellischen wie zart sich aufschliessenden jungen Frau durch Anne Welenc nicht unerwähnt bleiben.

Alle Bilder:© Severin Nowacki

DAS Theater an der Effingerstrasse

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