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50 Jahre Paulus Akademie

Dieses Jahr feiert die Paulus Akademie in Zürich ihr 50jähriges Bestehen. Dazu ist unter dem Titel «Fragen zur Zeit» eine lesenswerte Festschrift erschienen.

Seit 50 Jahren setzt sich die Paulus Akademie mit gesellschaftspolitischen und innerkirchlichen Fragen auseinander. Gegründet wurde sie 1966 im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils, drei Jahre nach der öffentlich-rechtlichen Anerkennung der katholischen Kirche im Kanton Zürich. Anfänglich war sie vorwiegend auf ein innerkirchliches Publikum ausgerichtet, heute richtet sich ihr Programm auch an Menschen anderer Weltanschauung und Religion, ohne ihr Profil einer kirchlichen Akademie zu verwischen. Sie biete «einen Laborraum für den Dialog und die Auseinandersetzung auch mit kirchlich desinteressierten Kreisen und Andersdenkenden», heisst es im Vorwort der Festschrift.

Vom Verein zur Stiftung

Mentor und Förderer der Paulus Akademie war der damalige Generalvikar Alfred Teobaldi. Er hob die Bedeutung der Freiheit für die Akademiearbeit hervor und war massgeblich am Aufbau der Akademie in Zürich-Witikon beteiligt. Anfänglich war die Paulus Akademie als Verein organisiert, der 1998 in eine Stiftung überführt wurde. Ziel der Neustrukturierung war es, die Arbeit der Akademie breiter abzustützen. Miteingebunden in die Trägerschaft ist die römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich, die die Akademie weitestgehend finanziert. Ebenfalls 1998 folgten erste Abklärungen für eine Verlegung der Paulus-Akademie nach Winterthur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im «Kulturpark»-Gebäude vorne im Zürcher Industriequartier soll dereinst die Paulus-Akademie hausen. (Foto: PAZ)

Das Programm der Paulus Akademie sorgte immer wieder für Auseinandersetzungen und geharnischte Reaktionen. Unter der Direktion von Max Keller (1975 – 2004) geriet die Akademie wegen ihrer Themen- und Referentenwahl immer wieder unter «Kommunismusverdacht». Hinzu kamen noch die «Churer Wirren» in der Amtszeit von Bischof Wolfang Haas. All diese Auseinandersetzungen blieben nicht ohne Folgen für die Tätigkeit der Akademie. Heute sieht sich die Paulus Akademie anderen Kritiken ausgesetzt, weil «Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur aus linker Warte behandelt werden», schreibt Stephan Wirz, Herausgeber der Festschrift und Leiter Fachbereich Wirtschaft und Arbeit der Paulus Akademie, in seiner Einführung. Und: Die Paulus Akademie «hat ihre Freiheit in den letzten Jahren für eine kritische Verbundenheit mit der Kirche genutzt, für eine Äquidistanz, die sich einem letztlich kontraproduktiven innerkirchlichen Lagerdenken entzieht».

Kirchliche wie säkulare Sichtweisen

Der Publizist und ehemalige Direktor der liberalen Denkfabrik Avenir Swiss, Gerhard Schwarz, lobt in seinem Beitrag in der Festschrift die heutige Breite der Referenten und Teilnehmer, «die aus Wissenschaft und Praxis kommen, kirchliche wie säkulare Sichtweisen einbringen und unterschiedlichste Wissenschaftszweige vertreten». Diese Offenheit und Breite mache die Paulus-Akademie auch für Institutionen, die kaum Bezug zur Welt der Kirchen haben, zum valablen Kooperationspartner. Und Prof. Gerd Folker vom Collegium Helveticum lobt die «Plattform-Funktion» der Paulus Akademie, «auf der sich alle gesellschaftlichen Schichten und Interessengruppen austauschen können».

Die Paulus Akademie braucht Zukunftsvisionen, um in unserer heutigen säkularisierten Gesellschaft gehört zu werden. Stephan Leimgruber, emeritierter Professor für Religionspädagogik an der Universität München und Begleiter der Theologiestudierenden in Luzern, listet neben der Forderung eines offenen Selbstverständnisses der Paulus Akademie auf christlicher Grundlage eine ganze Reihe von gesellschaftlichen Herausforderungen auf, die von der Akademie unmittelbar angegangen werden sollen. Unter anderem schlägt er eine christliche Migrationspolitik angesichts der heutigen gewaltigen Flüchtlingsströme vor: «Eine christlich motivierte Akademie kann die gegenwärtigen politischen Weltprobleme nicht aussen vor lassen. Hier böte sich ihr die Möglichkeit, die Herkunftskulturen der Flüchtlinge aus den jeweiligen Länder ins Gespräch zu bringen und mit den hiesigen Kulturen zu vergleichen und die Wege der Integration auch kritisch zu begleiten». Einen weiteren Schwerpunkt sieht der Autor im Bereich Wertewandel mit Akzent auf dem Wert des Lebens. Die Paulus Akademie müsse ethische Themen «mit Bezug auf die Grundwerte des Lebens angehen und weiterführende Lösungen aufzeigen sowohl aus christlicher Sicht wie aus staatlich neutraler Perspektive».

Verlegung ins Industriequartier verzögert sich

Seit 2005 steht die Paulus Akademie unter der Leitung von Hans-Peter von Däniken und erfreut sich wieder wachsender Besucherzahlen. Einen Neuanfang wagt die Paulus Akademie mit der geplanten Verlegung der Akademie in den sogenannten Kulturpark an der Pfingstweidstrasse im Zürcher Industriequartier, das sich gegenwärtig zu einem pulsierenden Wohn- und Freizeitquartier entwickelt. Doch der Einzug verzögert sich, weil der Initiant des Kulturparks den Verkauf des Grundstücks verweigert. Nunmehr hofft man auf eine gütliche Einigung. Gegenwärtig haust die Paulus Akademie provisorisch in Räumen an der Bederstrasse in Zürich, weil die bisherige Liegenschaft in Zürich-Witikon bereits verkauft worden war. Das Buch «Fragen zur Zeit – 50 Jahre Paulus Akademie» ist ein gelungenes Zeitdokument über die tiefgreifenden Veränderungen in Gesellschaft und Kirche im letzten halben Jahrhundert sowie über heutige Anforderungen an eine weltoffene katholische Akademie, Fragen der Zeit unabhängig der Religionszugehörigkeit und Weltanschauung anzupacken.

 

Stephan Wirz (Herausgeber), Fragen zur Zeit – 50 Jahre Paulus Akademie, Edition NZN bei TVZ, ISBN 978-3-290-20137-1

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