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Begegnung mit meinem Gesicht

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Das Gesicht des Menschen ist so konstruiert, dass dieser alles sehen kann – ausser sein Angesicht! Und man könnte bloss das Antlitz der andern betrachten (ein Leben lang nie das eigene), gäbe es da nicht Hilfsmittel. Während sich die in Höhlen hausenden Steinzeitmenschen in einem stillen Wasser staunend oder erschrocken selbst entdeckt haben mochten, können sich ihre Nachfolger seit Tausenden von Jahren in Spiegeln verschiedenster Art erblicken.

Oder bewundern. Was die Leute allerdings nicht sollten. Denn spätestens seit dem «Schneewittchen» wissen wir, dass es bös enden kann, wenn wir uns selber zu sehr gefallen. Und darum sollte der Blick in den Spiegel nicht ein dauernder sein. Je nach Konstruktion und Alter der Visage ist es ja ohnehin besser, mit leicht geschlossenen Augen einen Bogen um diese Reflektoren zu machen. Um der Eitelkeit nicht unnötig Vorschub zu leisten, waren Spiegel nicht umsonst in den Klöstern verboten.

Doch es kommt halt dennoch – da kann sich kein Mann entziehen – zur täglichen Begegnung mit seinem Gesicht: zirka dreieinhalb Minuten lang beim Rasieren. Während ich mit dem elektrischen Bart-Rasenmäher durch die Stoppeln fahre, «in rechtem Winkel (90°) zur Haut halten, Haut straffen und gegen die Bartwuchsrichtung» (wie es der Hersteller empfiehlt), schweifen die Augen hin zur Stirn mit Furchen, so tief, dass man fast Radieschen anpflanzen könnte. Der Blick streift die angegrauten Schläfen, die Krähenfüsse um die Augen, mustert die Tränensäcke. Da eine uralte kleine Narbe, dort die Folgen einer Blessur: Ein Leben breitet sich aus, hat üble Spuren hinterlassen. Jetzt verstehe ich jene, die sich nass rasieren und sich mit Schaum einige Augenblicke lang die Visage partiell tarnen können.

Doch während dem erfrischenden After-Shave-Auftragen kommt mir der Gedanke, die Falten um den Mund herum könnten ja auch vom Lachen stammen, die Fältchen um die Augen Ausdruck von Fröhlichkeit sein, Spuren des Vergnügens, der positiven Erlebnisse. Und jetzt bereiten mir die täglichen dreieinhalb Minuten schon fast wieder Spass.

Dieses Geschichtlein – ich weiss – ist bloss für Männer bestimmt, denn die Frauen kennen ja die tägliche dreieinhalb minütige Begegnung mit ihrem Gesicht nicht. Wie, Sie protestieren? Frauen stünden auch vor dem Spiegel? Das könnte, wenn ich es mir richtig überlege, natürlich schon stimmen: Salben, schminken, einreiben, Härchen auszupfen, parfümieren, Wimpern tuschen (oder gar ankleben), pudern… Und bis die Frisur erst sitzt! Ja, da reichen die dreieinhalb Minuten kaum.

Aber ich beharre darauf, dass sich die Frauen kein Bild davon machen können, was für eine Pflichtübung das tägliche Rasieren ist! Auch wenn – unter uns gesagt – bei der einen oder andern von Zeit zu Zeit eine Rasur nichts schaden könnte. Und wären es auch nur die Haare auf den Zähnen.

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