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Der Etzel, unser Hausberg

Der Etzel ist ein beliebtes Wanderziel, ein Familienberg mit einer fabelhaften Aussicht, geschützt und gepflegt durch die Genossenschaft Hoch-Etzel.

Der Etzel wacht wie ein Bär über dem oberen Zürichsee und hält die Sihl in Schach. Auf seinem Nacken, dem Hoch-Etzel, steht das Berggasthaus, von unten betrachtet klein wie ein Spielzeug. Es wird durch die Genossenschaft Hoch-Etzel unterhalten und durch ein Wirtepaar geführt. Seit 8 Jahren wirten Peter und Anita Erni. Keine Allüren, keine trivialen Geschichten. Autozufahrt nur für den Wirt. Wer auf den Etzel wandert, erlebt die Natur und das Wetter.

Blick auf den Etzel von Richterswil

Der Etzel wird zu Fuss bestiegen, zumindest die letzten 100 Höhenmeter durch die bewaldete Kuppe bis zum Kulm. Zum Kulm führen Wege aus allen Himmelsrichtungen: das Strässchen vom Büel, der mit Felsbrocken gespickte Aufstieg vom Meinradpass, der Strickliweg mit seinen vielen Treppen und mehrere Pfade durch den Wald auf der Südflanke.

Nebel über dem Sihlsee

Wer oben ankommt, ist schon etwas ausser Atem, erholt sich auf dem Rastplatz und bewundert die tolle Aussicht von der Terrasse und schätzt, dass Peter und Anita Erni ihre Gäste freundlich umsorgen. Umsichtig trotz anspruchsvoller Planung, denn auch in diesem Jahr hat der Wetterbericht Wochenende für Wochenende Regen vorausgesagt. Das schmälert den Besucherstrom und schlägt auf den Ertrag. Besteigen kann man den Etzel bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit.

Der Hausberg

Was ist spannend an einem Hausberg? Um den Etzel ranken sich meine Erinnerungen aus 70 Jahren an Wanderungen durch Baumstämme und Gebüsch, über Alpweiden und Riedplätze. Die Kinder kannten die Abkürzungen von Pfäffikon über Luegeten, Erli und Meinradpass und die tausend Treppen des Strickliwegs. Im Gehölz verbergen sich einzelne Bunker. Sie gehören zur Sperrlinie Etzel des Festungssystems Reduit, das die Schweiz im Zweiten Weltkrieg vor Feinden hätte beschützen sollen. Damals streng geheim. Heute können Teile der Festung besichtigt werden.

Rasante Schlittenfahrt zum Büel

Im Winter schulterten die Schüler am Mittwochnachmittag die Skier, stiegen in Gruppen plaudernd zum Meinradpass. Die Mutigeren übten Schanzenspringen über die ersten Kurven der Strasse. Zur Abfahrt starteten alle mit grossem Ehrgeiz, trotz bescheidener Ausrüstung und minimalem technischen Verständnis. Die Ersten spurten die Piste. Es gab viele Stürze, grosses Gelächter und kaum einen Unfall.

Später überwältigende Erinnerungen an das Lichterspiel der Sonne, wenn sie über Säntis und Speer aufsteigt und abends hinter Albiskette und Üetliberg verschwindet. An einen ersten August auf dem Hochetzel, wo die Menschen andächtig rings um die randvolle Gaststätte stehen und liegen. Das „Kätterli“, die alte Wirtin, räsoniert in der Küche und befiehlt, die Kochplatten zu heizen, um die Gäste rund um die Uhr mit Rippli und Bohnen zu verpflegen.

Dann wechselten wir den Wohnort und wählen nun für den Berg die bequemere Westroute von Schindellegi über das Büel, erinnern uns an das Schubsen und Ziehen des Kinderwagens über die letzten 100 m, an vereiste Wege und waghalsige Schlittenfahrten. Ein 70. Geburtstag bleibt unvergesslich, weil es während des Aufstiegs in Strömen regnete und zwei unserer Gäste aus deutschem Flachland mit eleganten Schuhen schimpfend bergauf staksten.

Heute beginnt unsere Schwiegertochter den Etzel zu lieben. Die Aussicht sei überwältigend schön. Sie ist stolz darauf, dass unsere kleinen Enkel selbständig auf den Hochetzel steigen, motiviert durch den Spielplatz.

Abstieg zum Büel mit Blick auf den Zürichsee nach einem Regentag

Der Gründer der Genossenschaft Hoch-Etzel

Von guten Erinnerungen und spannenden Geschichten zehrt auch Ruedi Bachmann. Er ist der Initiant, der Gründer und der erste Präsident der Genossenschaft Hoch-Etzel.

Aus einem Gespräch mit Ruedi Bachmann

Ruedi Bachmann, du hast vor 53 Jahren die Genossenschaft Hoch-Etzel gegründet. Warum setzte sich ein Wädenswiler ein für einen Berg im Kanton Schwyz, ein SAC-Mitglied für einen besseren Hügel von 1100 m Höhe, der keinerlei gebirgstechnische Erfahrung braucht, um bestiegen zu werden?

Ruedi Bachmann: Die SAC-Sektion Hoher Rohn hat die Clubversammlungen auf dem Hoch-Etzel durchgeführt, wo Katharina Schönbächler, das Kätterli, während über 40 Jahren wirtete. Ihr gehörten Gasthaus und Grundstück. Um 1960 erwog sie, zu verkaufen. Sie wollte den Etzel nicht den Meistbietenden geben. Am liebsten wäre ihr der SAC als Käufer, damit der Etzel weiterhin als Wandergebiet autofrei erhalten bliebe.

Ich war damals Präsident der SAC Sektion Hoher Rohn. 1961 ermächtigte die Clubversammlung den Vorstand zu Verhandlungen. 1962 wurde die Genossenschaft gegründet. Der Voranschlag lautete auf 800’00 Franken, 300‘000 für den Kauf der Liegenschaft und 500‘000 für den Neubau des Gasthauses. Drei Firmenbesitzer aus Wädenswil versprachen spontan 100’000 Franken Startkapital. Die SAC-Mitglieder organisierten eine Werbeaktion mit Prospekt, Aufrufe in den Medien und Mund-zu-Mund-Propaganda und brachten ein Genossenschaftskapital von 1,2 Mio. Franken zusammen. Die Bevölkerung reagierte mit einer Welle der Sympathie.

Eine der wichtigsten ersten Aufgaben war, das Gasthaus neu zu bauen.

Der älteste Teil des Gasthauses stammte aus 1901. Das Gebäude war baufällig, musste abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Architekt Heinrich Kübler schuf das Projekt für den Neubau. Die Kosten lagen mit Fr. 1‘596‘000 etwas höher als geschätzt.

Der Etzel ist eine Genossenschaft. Mit einem Anteilschein von 500 Franken gehört man dazu. Jeder kann beitreten?

Ja, entsprechend den Statuten. Der Vorstand wird bewusst regional zusammengesetzt. Das Kloster Einsiedeln ist darin vertreten.

Der Sihlsee

Gibt es Erlebnisse in den letzten 50 Jahren, an welche du dich besonders gerne erinnerst?

Meine schwierigste Aufgabe war die Gründerversammlung. Auch erinnere ich mich an meinen ersten Besuch im Kloster. Ich bat um eine Unterredung mit dem Abt, weil wir Land kaufen wollten. Im Empfang wurde mir geraten, ihn mit „gnädiger Herr“ anzusprechen. Als ich erklärte, ich sei reformiert und komme mit Titeln schlecht zurecht, sagte der Abt, Abt genüge. Wir bekamen 3000 m2 Land zu 5 Franken pro m2.

Durch all die Jahre haben Mitglieder unzählige Stunden Fronarbeit und Handwerker Gratisarbeit für den Etzel-Kulm geleistet. In den letzen 50 Jahren wurden Trinkwasserversorgung und Abwasserreinigung ausgebaut, die Gartenterrasse und der Kinderspielplatz erweitert und die Liegenschaft erneuert und verbessert.

Es ist nicht einfach, einen Wirt zu finden für ein Bergrestaurant.

Die Wetterverhältnisse und die Zufahrt erschweren Planung und Betrieb der Gaststätte und die Rekrutierung des Personals. Mit Peter und Anita Erni haben wir Glück. Leider werden die beiden im nächsten Jahr pensioniert.

Nun steht ein grosses Bauvorhaben an. Das Dach soll ersetzt, die Gebäudehülle isoliert und die Heizung saniert werden. Die dafür veranschlagten 1,1 Mio. Franken sind ein grosser Brocken für die Genossenschaft, die vor allem aus dem Genossenschaftskapital lebt. Wird der Etzel die Sanierung finanzieren und weiterhin selbständig und unabhängig bleiben können?

Ich hatte anfänglich Bedenken für diese kostspielige Sanierung. Das Projekt wurde jedoch sehr gut vorbereitet und an der GV der Genossenschafter vom 17. Mai 2014 so kompetent vorgestellt, dass ich die Sanierung heute überzeugt befürworte. Das Finanzierungskonzept überzeugt. Der Vorstand sucht in eigenen Reihen und unter Freunden nach weiteren Geldgebern, damit möglichst kein oder nur ein kleiner Bankkredit aufgenommen werden muss.

Der Etzel über Pfäffikon, ein beliebtes Naherholungsgebiet

Auf Internet werden unter www.etzelkulm.ch sechs Wanderrouten zum Hoch-Etzel vorgeschlagen. Welches ist dein Lieblingsweg?

Als ich noch kein Auto hatte, fuhren wir mit dem Zug nach Schindellegi und wanderten der Sihl entlang über Kanalweg, Bleiken, Büel, Änzenau auf den Etzel-Kulm (Wanderroute 3). Dieses Jahr habe ich mich mit meiner Frau zur GV fahren lassen. Meine Füsse wollen mir nicht mehr gehorchen. Wir zehren heute von den Erinnerungen.

Danke, Ruedi Bachmann.
Durch den Einsatz der Genossenschaft ist der Etzel heute ein beliebtes Wanderziel, ein Familienberg mit einer phantastischen Aussicht, umgeben von einem Erholungsraum, der von Menschen im weiten Umkreis genutzt und geschätzt wird.

Etzel-Kulm
Mehr über Wandergebiet, Wanderrouten und Gastronomie, über die Geschichte, die Genossenschaft und das Bauvorhaben.

Etzel (Berg) bei wikipedia

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