StartseiteMagazinGesellschaftEin Bauernleben ohne Arme und Hände

Ein Bauernleben ohne Arme und Hände

«Warum?» Mit dieser Frage eröffnet der Moderator Frank Baumann das Gespräch mit Wisi Zgraggen an der Vernissage des Buches «Bauernleben» von Barbara Lukesch.

Wer jetzt erwartet hat, dass der Protagonist des Buches, der 2002 bei einem Arbeitsunfall beide Arme verlor, das «Warum?» auf sein Schicksal bezieht, liegt falsch. «Warum bin ich auf der Welt?» «Warum habe ich Angelika, meine Frau geheiratet?» «Warum haben wir Kinder?» Solche übergeordneten, fast philosophischen Fragen stellt sich Wisi. Keine Larmoyanz, kein Hadern, kein Verzweifeln. Sein schwerer Unfall stand erst im zweiten Teil des Gesprächs im Zentrum.

Der 39-jährige Bauer aus Erstfeld UR, der auch nach dem Unfall den Hof mit 150 Tieren bewirtschaftet, ist ein Mensch, der leidenschaftlich gerne Landwirtschaft betreibt. Das steht im Zentrum.

Kraftmensch ohne Hände und Arme

16. Oktober 2002: es dunkelt schon in der Reussebene, als Wisi Zgraggen die letzten drei Ballen Heu dieses Herbstes pressen und einwickeln will. Doch die Maschine klemmt. Er steigt vom Traktor, den er – schicksalshaft – laufen lässt, und versucht, den Defekt an der Presse zu beheben. Er rutscht aus, sein rechter Arm wird von der Maschine erfasst, hineingezogen. Mit der linken Hand versucht er, sich zu befreien. Er rutscht ein zweites Mal aus, auch der linke Arm gerät in die Maschine. In der Folge verliert er beide Hände, Arme. Hände, die, wie er glaubhaft erzählt, «immer schon meine wichtigsten und liebsten ‘Werkzeuge’ sind».

Er kauert am Boden, sein Vater kommt dazu, alarmiert den Rettungsdienst, die Rega. In den 20 Minuten, in denen sie auf den Helikopter warten, nimmt er noch nicht wahr, was geschehen ist. Er spürt auch keine Schmerzen, nur zunehmend müde wird er. Er sagt in diesem Moment zu seinem Vater: «Dädi, wir müssen den Hof umstellen.» Und zu Angelika, seiner Frau, sagt er am Handy, das ihm sein Vater ans Ohr hält: «Angie, es ist etwas Schlimmes passiert, aber das wichtigste: ich lebe.» Nach vorne schauen, aufstehen, weitergehen. «Gott gibt einem keine Aufgaben, die man nicht stemmen kann.»

Das ist Wisi Zgraggen, der grossgewachsene, schlanke, gutaussehende Kraftmensch ohne Hände und Arme. Physische und psychische Kraft sind bei ihm in grossem Mass vereint.

Er will leben und arbeiten…

Nur gerade einen Monat verbringt er im Universitätsspital Zürich. Wird alle zwei Tage operiert. Etwas, das nur einer mit einer ungeheuren physischen Kraft durchstehen kann. Im Winter 2002/2003 steht er schon wieder zum ersten Mal auf dem Snowboard. Er will. Er will auch auf den Bristen, den 3007 Meter hohen Hausberg des Urnerlandes. Da braucht man ganz oben, wo der Weg auf dem Grat dem Gipfel zu geht, die Hände zum Aufsteigen. Wenn man solche hat. Wisi erklimmt den Gipfel ohne Hände. Er will. Er will leben, arbeiten, den Hof auf- und ausbauen. Er will Familienvater und Ehemann sein. Er will unabhängig und selbstständig sein. «Just do ist.» «Das geht schon.»

Das Gespräch mit Wisi Zgraggen ist wie das Buch: berührend und lustig. Ja lustig. Es wird so viel gelacht an dieser Buchvernissage. Das ist das «Bauernleben – die unglaubliche Geschichte des Wisi Zgraggen.» Ein Buch über Kraft und Schicksal, über Liebe zur Landwirtschaft und Liebe zum Leben. Über das Weitergehen, wenn es scheinbar nicht mehr weiter geht.

Barbara Lukesch, Bauernleben – die unglaubliche Geschichte des Wisi Zgraggen, Wörterseh-Verlag, ISBN: 978-3-03763-074-7

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