StartseiteMagazinKulturKloster Einsiedeln. Pilgern seit 1000 Jahren

Kloster Einsiedeln. Pilgern seit 1000 Jahren

Das Landesmuseum Zürich zeigt vom 16.09.17 – 21.01.18 in einer umfassenden, epochalen Ausstellung die über 1000-jährige Geschichte des Klosters Einsiedeln und seiner Wallfahrt.

Ist das Kloster Einsiedeln ein Sehnsuchtsort? Dieser Frage ging Abt Urban bei der Medienkonferenz zur Eröffnung der Einsiedler Ausstellung im Landesmuseum nach. Die Geschichte zeigt, dass seit über 1000 Jahren bis in unsere Zeit Pilger aus nah und fern, „von Bruder Klaus bis Casanova“, gekrönte Häupter wie Kaiserin Zita und Napoleon III., Päpste und ranghohe Politiker, Würdenträger wie Dalai Lama, dazu Goethe, Mendelssohn und Solschenizyn Einsiedeln ihre Reverenz erwiesen. Schon immer kamen Menschen aus allen Volksschichten, Sprachen, Kulturen und Himmelsrichtungen zur Schwarzen Madonna von Einsiedeln.

Das Kloster Einsiedeln um 1840/50. Öl auf Holz / © Schweizerisches Nationalmuseum

Dass die Klostergemeinschaft ihr Erbe nun in einer mustergültig konzipierten Ausstellung im Landesmuseum einer breiten Öffentlichkeit zeigt, soll aber nicht musealen Zwecken dienen und die Kunstsammlung der Vergangenheit glorifizieren. Laut Abt Urban „steht die Kunst als Ausdruck des vertrauensvollen Pilgerns, Kultur als Frucht menschlicher Sehnsucht im Mittelpunkt.“ – „Ein Museum? Ich will kein Museum“, war des Abtes spontane Antwort: „Ich stelle nicht die Vergangenheit aus, sondern führe das Kloster Einsiedeln in der Gegenwart und in die Zukunft.-  Die Ausstellung bringt nun zu den Menschen, was wir im Kloster über die Jahrhunderte hin bewahrt haben als Ausdruck menschlichen Suchens und Ringens.“ Der moderne Neubau des Landesmuseums und die interaktiven Techniken zeugen von dieser gelebten Gegenwart.

Meinrad wird von Räubern erschlagen. Öl auf Leinwand, 2. Hälfte 17. Jahrhundert

Eine Geschichte mit Höhepunkten und Schattenseiten

Die 1000-jährige Geschichte des Klosters ist eine sehr wechselseitige. Sie zeugt nicht nur vom Gnadenort, sondern auch von herrscherlicher Attitüde. Die Ausstellung zeigt aber nicht nur, „was vermögende Menschen nach Einsiedeln gebracht haben, sondern auch, was die einfache Pilgerin, der einfache Pilger in Einsiedeln erwartet. Hier steht die Tatsache im Raum, dass gepilgert wird, und die Frage nach dem Sinn des Pilgerns.“

Die Kuratorin, Christine Keller, und Markus Bamert, Verantwortlicher der Kunstsammlung des Klosters, präsentieren über 300 Objekte aus dem 9. bis 20. Jahrhundert, die teils erstmals öffentlich gezeigt werden. Nach dem Treppenaufgang begegnet uns die Statue Bruder Meinrads, der ab 828 erst auf dem Etzel, dann als Eremit in einer Klause im „Finsteren Wald“ zurückgezogen lebte und dann – der Legende nach – von Räubern ermordet wurde. Zwei Raben sollen diese dann nach Zürich verfolgt haben, wo sie hingerichtet wurden. Deshalb die Raben im Wappen Einsiedelns.

934 wird dann ein Benediktinerkloster errrichtet, das sich dank der Förderung durch Kaiser Otto I. zu einem religiösen Zentrum entwickelt. Eine weitere Legende, Papst Leo VIII. zugeschrieben, verhiess, dass Christus die damalige Kapelle zu Ehren Meinrads geweiht haben soll. Seit 1729 begeht das Kloster immer am 14. September die Engelweihe, eine Lichterfeier, die Heerscharen von Pilgern anzieht. Erst ab dem 13. Jahrhundert  wird die Figur der Gottesmutter dann Ziel der Verehrung. Zu den Exponaten zählen Handschriften aus dem 10. Jahrhundert, der ersten Blütezeit des Pilgerorts, so auch die Benediktsregel Meinrads und Kaiserurkunden der Ottonischen Dynastie.

Kronen für Maria und das Jesuskind. Pariser Manufaktur um 1850/60

Französische Revolution und Wiederaufschwung

Die plündernden Truppen Napoleons führten dann nach 1798 zur Aufhebung des Klosters. Aber es war den Mönchen gelungen, mit der Madonna nach Vorarlberg zu fliehen. Immerhin zeigten die Soldaten vor der Gnadenkapelle so viel Respekt, dass sie diese nicht zerstörten, sondern Stein für Stein abtrugen. Und vor genau 200 Jahren wurde diese wieder originalgetreu errichtet.

Dass die Marienstatue dann zur Schwarzen Madonna wurde, ist ein Kuriosum. Der Kerzenrauch hatte ihr Gesicht derart eingerusst, dass es dann kurzerhand ganz eingeschwärzt wurde. Heutzutage zieht die in goldene Wolken gehüllte Figur Volksgruppen aus entferntesten Kulturen magisch an. Schwarz ist damit zur universellen Farbe der Zugehörigkeit geworden.  Die ausgestellten 17 textilen Umhänge, seit barocker Zeit reich bestickte Gewänder mit Kronen, Szepter und Schmuck, erzählen ihrerseits etwas vom Wandel der Verehrung. Von Wunderheilungen und erbitteten Genesungen zeugen Votivtafeln und Ex-voto-Gemälde in mannigfacher Ausprägung.

 

Monstranz von Johann Carl Christen, 1670-1684: eine der bedeutendsten Kostbarkeiten

Einige kostbare Geschenke wie der blumenbestickte „Türkenteppich“ von Kaiser Leopold I., die Krone von Erzherzog Maximilian III. und das Juwel einer aus geschenkten Schmuckstücken zusammengesetzten Monstranz runden die geschichtsträchtige Vielfalt einer akkuraten Gesamtschau ab, die so noch nie der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Mehr als 1000 Jahre Pilgerschaft im Kloster Einsiedeln, 600 Jahre Niklaus von Flüe und 500 Jahre Reformation mit Huldrych Zwingli sind 2017 starke christliche Zeichen, die das gemeinsame Erbe wieder vermehrt in unser Blickfeld rücken.

Veranstaltungen: Dienstagsreihe, 18.30 Uhr

03.10.17: «Bruder Abt trifft Schwester Nationalrätin»: 

Gespräch mit Urban Federer, Abt Kloster Einsiedeln, und Barbara Schmid-Federer, Nationalrätin

07.11.17: Thomas Hürlimann, Schriftsteller: Mein Leben im Kloster Einsiedeln. Gespräch

 

16.11.17, 18.00-19.00: Führung mit Bruder Gerold Zenoni OSB: 

Die Kleider der Madonna und ihr Garderobier

23.11.17 und 18.01.18, 14.00-15.15: Seniorenführung:

Besuch der Ausstellung «Kloster Einsiedeln»

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