Was ist Olivenöl? Was geschah mit BMW? Wie heisst die Antwort? Wer Zeitung liest, der findet auf Fragen oft recht unterhaltsame Antworten. Das ist das Schöne an der täglichen Lektüre.
Meine Kolumne «Auf ein Wort» geht des öftern ziemlich hart ins Gericht mit Fehltritten von Journalisten und Redaktoren. In dieser Sommerkolumne aber wollen wir einfach mal nur geniessen und lesen deshalb nur die Titel einzelner Beiträge. Also: Nur die originellen, amüsanten, unfreiwillig komischen.
An einem langen, hellen Abend mit Freunden draussen zu sitzen, das gehört zum Sommer wie der Sand zwischen den Zehen zum Strand. Und was perlt da ins Glas? «Olivenöl ist der neue Wein» steht als Titel über einem Bericht über – ja, was wohl? Olivenöl. Ein süffiger Titel, nur leider ein etwas schiefer Vergleich. Wird doch selten mit Olivenöl angestossen und eine luftige Zabaione gerät auch besser mit Wein. Und wer in der Beiz ein Zweierli ordert, denkt kaum an Olivenöl. Dass aber Olivenöl mit etwas Brot durchaus verkostet werden kann, dass sich dabei verschiedene Geschmacksnoten entfalten, das passt wiederum gut zu einem Sommerabend.
Selbstfahrend oder nur erfolglos?
Wer sich dann am Steuer seines Autos nicht mehr ganz fit fühlt, kauft sich besser schon vorher eines dieser selbstfahrenden Modelle. Aber Achtung: «BMW fährt gegen die Wand»heisst es auf einer Wirtschaftsseite. Deshalb besser doch aufpassen mit dem Alkohol – oder auf Olivenöl ausweichen. Kurze Frage: Seit wann produziert BMW eigentlich selbstfahrende Autos?
Ist das eine schwierige Frage? Vielleicht hilft ein Titel weiter: «Ja und nein lautet die Antwort». Das ist ein Satz, den man sich merken muss. Regnet es nächste Woche? Steigt der Benzinpreis? Gewinnt Roger Federer ein weiteres Mal Wimbledon? Antwort siehe oben.
Dreinschlagen und wegrennen
Manche Fragen sind aber auch brisant – und gefährlich. «Die Lösung schlägt die Kritiker»heisst es beim Problem, wohin ein Stadtarchiv verlegt werden soll. Möglichst weit weg, finden wahrscheinlich die Kritiker. Damit die Schläge nicht mehr so hart ausfallen. Denn rennen hilft nicht immer. Weil da so vieles mitrennt: «Verkehrsstreit auf der Zielgeraden» zum Beispiel. Wer dann von so einem Verkehrsstreit überrollt wird – gute Nacht!
Malen wie Malewitsch
Sommerzeit ist Ferienzeit. Wer nicht nur am Strand liegen möchte, könnte sich ja mal gestalterisch betätigen. Aber aufgepasst: «Fälle von Schwarzmalerei nehmen zu», wird vermeldet. Also keine Schwarzen Quadrate malen wie der russische Avantgardist Malewitsch, das wird zu oft kopiert. Aber auch nicht am Strand sitzen und sich seine Zukunft in den düstersten Farben vorstellen. Und auf keinen Fall schwarz arbeiten, also, ohne Arbeitserlaubnis und ohne Steuern zu bezahlen. Denn diese Fälle nehmen wirklich zu.
Zuletzt noch etwas Utopie: «Ferien von der Demenz». Wenn das so einfach wäre. Mal zwei Wochen ohne diese zerstörerische und auch das Umfeld belastende Krankheit geniessen. Der Titel ist leider irreführend. Die Ferien sind für die Angehörigen gedacht, die dementen Personen müssen ihr Schicksal weiterhin ohne Erholungspause tragen. Weshalb dann dieser blöde Titel?