Look at Me

Ein Tanzprojekt des Luzerner Theaters für Menschen ab 60 Jahren, in Zusammenarbeit mit Pro Senectute Kanton Luzern.

Seit letztem November üben sie, die tanzbegeisterten älteren Menschen. Und jetzt, kurz vor der Aufführung, sind sie täglich dran. Ich war bei einer Probe auf der Bühne des Luzerner Theaters dabei. Die Dramaturgin Simone Günzel hat mich freundlich betreut. Ich konnte mit Teilnehmenden sprechen. Und auch der Choreographin Sandra Marin Garcia einige Fragen stellen.

Ich war überwältigt. Diese fröhliche Stimmung, diese Leidenschaft, dieser Einsatz, den alle leisten! „Verleidet es Ihnen nie?“ fragte ich etwas dümmlich. Dass es eine grosse Anstrengung sei, gaben alle zu. Aber verleiden? Sicher nicht!

Unterschiedliche Tanzvergangenheit

Die einzelnen Mitwirkenden haben eine ganz unterschiedliche Tanzvergangenheit. „Vorkenntnisse sind nicht nötig“, stand letztes Jahr in der Ausschreibung Einige kommen aus dem Tanzworkshop von Pro Senectute „Shall we dance“, den die künstlerische Leiterin von „Tanz Luzerner Theater“, Kathleen Mc Nurney, seit Jahren leitet. Andere trieb einfach die Neugier zum Projekt. Die Verantwortlichen sagten mir, sie hätten erwartet, die Zahl der Teilnehmenden würde sich etwa bei 25 einpendeln. Heute sind es 38 Tanzende, 36 Damen und zwei Herren, die sich auf ihrem Weg zur Bühnenreife durch nichts haben entmutigen lassen.

Geballte Kraft, Freude, Begeisterung: Die Tanzgruppe probt den Übergang.

Um dieses Thema gleich abzuhandeln, wir haben in der Gruppe zwei Hähne im Korb, oder, aus anderer Sicht, zwei Quotenmänner! Sie haben je ihren eigenen Part. Philipp Hecht brilliert mit seinen Partnerinnen fast wie ein Revuetänzer, setzt immer noch eine Drehung, noch eine Kurve drauf. Sehr dynamisch!

Kein Auge bleibt trocken: Herbert Brügger beim Solotanz.

Und Herbert Brügger legt ein Solo hin, da bleibt kein Auge trocken. Und das meine ich wörtlich. Als ich ihn zum ersten Mal mit seinen tastenden Tanzschritten sah – das Ensemble hatte sich an die Wand zurückgezogen – schossen mir die Tränen in die Augen. „Genau so ist es“, dachte ich. „Wir wollen noch so viel, wir alten Menschen, und dann halten unsere Möglichkeiten einfach nicht mehr mit“. Auch Herbert will seine Tanznummer hinlegen, das ist offensichtlich. Er legt sie auch hin, das muss man miterlebt haben!

38 Individualistinnen und Individualisten

Das Spannende an diesem Projekt ist, wie sehr das Gesamtensemble geballte Kraft, Freude, Begeisterung ausströmt. Immer wieder kommt es zum Auftreten der ganzen Gruppe. Das ist dann kein durchgestyltes Ballettkorps. Nein, das sind 38 Individualistinnen und Individualisten, die gelernt haben, auf die Musik zu hören, auf einander einzugehen, sich den allgemeinen Bewegungen anzupassen, sich dem grossen Ganzen unter zu ordnen. Und das gelingt immer überzeugender.

Da gebührt der Choreographin, Sandra Marin Garcia, ein ganz grosses Lob. Ich habe zugeschaut, wie sie versuchte, die ganze Gruppe auf zwei Linien zu bringen. Sie standen sich, je die Hälfte auf einer Linie, an den beiden Wänden gegenüber. Sie mussten einige Tanzschritte machen und dann, wieder je auf einer Linie, stehen bleiben. Den entstehenden Zwischenraum in der Mitte durften sie erst in einer nächsten Phase zur Interaktion nutzen. Das scheint ganz einfach zu sein. Ist es aber nicht. Denn jede einzelne muss disponieren, wie gross ihre getanzten Schritte, natürlich zur Musik, sein dürfen, damit sie präzis auf der ersten Linie landet…… Es bleibt ja noch etwas Zeit bis zur Aufführung.

Links: Choreografin Sandra Marin Garcia; rechts: Antonietta Mendler und Lydia Clementi.

Ich habe der Choreographin gegenüber meine Bewunderung über ihre Arbeit ausgedrückt. „Ja“, sagte sie mir, „ich will, dass sie trotz Anstrengung, trotz der Wiederholungen, die Freude, den Spass am Mitmachen nicht verlieren“. Da besteht, soweit ich das einschätzen kann, keine Gefahr!

Freude an Rhythmus und Bewegung

Am Rande der Probe konnte ich mit einer Teilnehmerin, Antoniette Mendler, sprechen. Im Jazztanz, im Trommeln lebt sie ihre Freude am Rhythmus, an der Bewegung aus. Am Projekt „Look at Me“ habe sie vor allem der Prozess interessiert. Was passiert in einer solchen Gruppe, die sich am Anfang gleichsam „fremd“ gegenübersteht und dann zusammenwächst? Sie komme voll auf ihre Rechnung, meinte sie. Denn aufgrund der unterschiedlichen tänzerischen Ausgangssituation der Teilnehmenden seien es unzählige „Prozesse“, die da ablaufen.

Das Probegeschehen auf der Bühne hat mich persönlich über alle Masse beeindruckt. Ich freue mich auf die Aufführung!

Fotos: Josef Ritler

„Look at me“. Tanzprojekt für Menschen ab 60 Jahren, in Zusammenarbeit mit Pro Senectute, Kanton Luzern. Aufführungen im Luzerner Theater am Samstag, 18.2.17 um 19.30 Uhr und Sonntag, 19.2.17 um 13.30 Uhr.

luzernertheater.ch, Tel. 041/228 14 14

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