StartseiteMagazinGesellschaftMensch und Wolf – Feind oder Freund

Mensch und Wolf – Feind oder Freund

«Der Wolf ist da. Eine Menschenausstellung.» Das Alpine Museum in Bern zeigt die Konsequenzen, die das Auftauchen des Wolfs für den Alpenraum nach sich zieht.

Wir betreten den Ausstellungsraum und befinden uns unausweichlich in Gegenwart von zwei Wölfen. Das beeindruckt, obwohl es sich bei den beiden selbstverständlich nicht um lebendige, sondern um präparierte Tiere handelt. Sie sind auf einer sich ständig drehenden Plattform platziert, so dass wir sie von allen Seiten anschauen können und mal den ‹guten›, mal den ‹bösen› Wolf vor Augen haben. Unsere Ohren werden zwischendurch ebenso gefordert durch Berichte von Menschen, die – jeder auf seine Art – mit Wölfen zu tun haben.

Böser und guter Wolf, aufgestellt vor dem Museum (Ausschnitt)  © Felix Brönnimann / Alpines Museum Schweiz

Da ist die Tierpräparatorin aus dem Kanton Freiburg. Sie hatte den Auftrag erhalten, den irrtümlich erschossenen ‹Domleschger Wolf› (M44) zu präparieren. Zum Leidwesen einiger Wolfsgegner ist dieses Raubtier weiterhin streng geschützt, deshalb sind die unterschiedlichsten Amtsstellen und Organisationen involviert, wenn es darum geht, was mit einem toten Wolf zu geschehen hat. Dabei bleibt vom ursprünglichen Inneren des Tieres nicht mehr viel an dem Platz, wohin es gehört. Der Schädel geht beispielsweise zuerst nach Graubünden, während das Skelett ins Naturhistorische Museum Basel geliefert wird. Auch das Fell kann die Präparatorin nicht gleich als Ganzes zur Verarbeitung übernehmen, da die einzelnen Teile vorher an verschiedenen Orten untersucht werden, und schliesslich soll der präparierte Wolf im Domleschg ausgestellt werden.

Wolfswelpe vor Fotofalle  © KORA & Amt für Jagd und Fischerei Tessin

Der Wildhüter von Bellwald VS erzählt, wie er 2016 zum ersten Mal konkret mit der Anwesenheit eines Wolfs konfrontiert wurde. Vor allem an der nördlichen Talseite hatte es stark geschneit, so dass die grossen Wildtiere in Schneewehen versanken, leichte Beute für einen Wolf. Zuerst hatte das Tier ein Kalb gerissen, kurze Zeit später eine grosse Hirschkuh. Der Wolf hatte nur die Brust aufgerissen und das Herz herausgefressen. Ein Wolf mit blutverschmierter Schnauze – ein Schreckbild für die meisten Menschen. Der Wildhüter erwähnt aber seine Aufgabe: Er wacht über die Wildtiere seiner Region, er muss also ihr natürliches Verhalten respektieren. Das Gesetz gibt ihm Recht, aber bei vielen Menschen seiner Umgebung findet er dafür wenig Verständnis. – Wie wir letzthin erfahren konnten, ist eben dieser Wolf inzwischen in die Gegend Berner Oberland / Freiburger Alpen ausgewandert. Dort wurde inzwischen auch eine Wölfin geortet, und vielleicht werden die beiden in dieser Gegend ein Rudel bilden.

Insgesamt acht solcher mündlichen Stellungnahmen sind in der Ausstellung zu hören, neben den erwähnten kommt ein Hobby-Schafhalter, der die seltenen Schwarznasenschafe züchtet, zu Wort, ein Genetiker, ein Züchter von Schafhütehunden, eine Hirtin, ein Genanalytiker, eine Zoopädagogin und die Geschäftsführerin des WWF Graubünden. Daraus zu schliessen, die Ausstellung würde den Wolf und seine Ausbreitung in den Schweizer Bergen einseitig begünstigen, wäre ein vorschnelles Urteil. In diesen spannenden persönlichen Äusserungen kommt die Erkenntnis zum Vorschein, dass die Präsenz des Wolfs nicht nur einzelne Interessen berührt, sondern die Frage aufwirft, welche Lebensformen im Alpenland gefördert oder geduldet werden sollen. Grundsätzlich: Wie weit darf der Mensch in die Entwicklung von Fauna und Flora eingreifen.

Wölfe aus dem Rudel des Tierparks Bern, Dählhölzli  © Tierpark Bern

Eine andere Schauwand zeigt Konkretes: ein Stück Weideschutzzaun mit Elektroanschluss und anderes; ältere und neuere Publikationen, die den Wolf nicht nur als Tier, sondern auch als Mythos behandeln. Gegenüber werden die Besucherinnen und Besucher aufgefordert, ihre Meinung zum Wolf auf einem Zettel zu notieren und diesen an eine Holzwand zu nageln. – Der daraus entstehenden Diskussion sind ebenso wenig Grenzen gesetzt wie dem Wolf, der nicht einfach an der Schweizer Grenze kehrtmacht.

Ausstellungsraum mit Wölfen (Ausschnitt)  © Joel Schweizer / Alpines Museum Schweiz

Die Ausstellung im Alpinen Museum Schweiz dauert noch bis 1. Oktober 2017.
Veranstaltungen und Führungen.

In einer Begleitpublikation erläutert Bernhard Tschofen, Leiter des SNF-Projekts «Wölfe: Wissen und Praxis», weshalb die Wiederkehr des Wolfs ein Menschenthema ist. ‹Facts & Figures› geben Aufschluss über die Verbreitung des Wolfs in den Schweizer Kantonen. Acht Personen, die sich von Berufs wegen mit dem Wolf befassen, geben Einblick in ihre Sicht auf den Wolf jenseits von «gut» und «böse».  (50 Seiten, CHF 5.-)

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