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Mode – was passt zu mir?

Der Beobachter-Ratgeber „Ganz mein Stil“ von Katharina Blansjaar als Leitplanke auf dem Weg zum modischen Selbstvertrauen.

Shoppen ist ein beliebter Zeitvertreib. In Kleidern wühlen, wählen, probieren. Prall gefüllte Plastiksäcke nach Hause tragen. Kleider sind billig. Mode ist kurzlebig. Einkaufen ein Spiel.

Oder eine Generationenfrage. Ratlos steht die alte Frau vor dem Spiegel. Der Jupe ist abgetragen. Eine neue Bluse möchte sie kaufen. Bei Wollen-Keller oder Sturzenegger? Die alten Fachgeschäfte gibt es so nicht mehr in ihrer Stadt. Die Warenhäuser sind riesig. Oft fehlt die Beratung. Frau muss sich selber helfen.

Da kommt der Beobachter-Ratgeber „Ganz mein Stil“ gerade recht. Autorin Katharina Blansjaar wirft mit ihren Richtlinien einen Anker in das überschäumende Kleiderangebot.

Erste Entscheide soll die Leserin zu ihrer Persönlichkeit treffen – ihre Figur, ihre Farben und ihr Stil, damit sie sich selbst wohl fühlt in ihren Kleidern.

Die Basisgarderobe ist klassisch

Fünfzehn Teile soll eine Grundgarderobe nach Katharina Blansjaar umfassen, damit eine Frau für fast alle Gelegenheiten gut angezogen ist. Der Klassiker schlechthin ist die weisse Bluse. Sie wird auf fünf Seiten beschrieben. Gewichtig auch der Blazer, seine Farbe, die Länge, der Sitz. Und je acht Seiten widmet die Autorin der Jeans und der Hose, die gut sitzen sollen.

Den fünfzehn „Stämmen“ für die Basis folgen Empfehlungen zum „Unterholz“, zum Beiwerk wie Blansjaar Schuhe, Wäsche, Taschen, Schal und Schmuck nennt.

Das letzte Drittel des Buchs gehört der Aufbewahrung der Garderobe, der Pflege und den Reparaturen. Und das mit durchaus zeitgerechten und für die Alten amüsanten Tipps: Wer nicht mehr weiss, wie man einen Knopf annäht oder eine offene Naht flickt, der kann sich das auf www.youtube.com zeigen lassen.

Das Buch liest sich leicht und mit Vergnügen. Gut gegliedert, bringen die Empfehlungen auch bemerkenswerte Tipps für ältere Menschen.

Die Basisgarderobe von Katharina Blansjaar ist so klassisch, dass sich Fragen an die Autorin aufdrängen:


Katharina Blansjaar, Foto Joseph Khakshouri 

SW: Frau Blansjaar, wer im Bahnabteil nach Zürich fährt, trifft kaum Frauen, die sich in weisse Blusen und Zweiknopfblazer kleiden, die Klassik, die Sie im Beobachter-Ratgeber empfehlen. Sind die Frauen heute wenig vorteilhaft angezogen?

Katharina Blansjaar: Ich will auf gar keinen Fall alle Frauen in eine „klassische“ Garderobe zwängen! Diese klassischen Basisteile empfehle ich vor allem deshalb, weil viele Frauen angesichts der Flut von „modischen“ und „trendigen“ Kleidungsstücken heute gar nicht mehr wissen, was eigentlich den Grundstock einer Garderobe ausmacht. In jeden Kleiderschrank gehören Dinge, die sich leicht kombinieren lassen, die zeitlos sind und die einen immer gut aussehen lassen. Und dies sind eben die Basisteile.

Das heisst allerdings noch lange nicht, dass Frauen nur in Bluse und Zweiknopfblazer aus dem Haus gehen sollen. Und schon gar nicht, dass alle sich nur noch klassisch kleiden sollen. Das wäre ja furchtbar langweilig. Aber Frauen sollten sich mehr damit auseinandersetzen, welche Kleidungsstücke, Farben und Schnitte etwas für sie tun und sie besser aussehen lassen – unabhängig von aktuellen Trends.

In diesem Sinne könnte sich bestimmt auch so manche Frau im Bahnabteil vorteilhafter anziehen. Sie würde sich dann auch wohler fühlen und dies durch ihre Miene zum Ausdruck bringen – und damit eine positive Wirkung auf den ganzen Bahnwaggon haben.

An wen richtet sich der Beobachter-Ratgeber?

An Frauen, die ihre „Ausprobierphase“ hinter sich haben. Wer 20 ist, der darf und soll alles anziehen, auch einmal gründlich danebengreifen und sich modisch austoben. Aber je älter man wird, umso mehr treten die wilden, bunten Stofffetzen in den Hintergrund, und umso mehr gewinnt eine Frau an Persönlichkeit. Ich hoffe, dass ich Frauen dabei helfen kann, ihre Persönlichkeit durch das, was sie tragen, besser zum Ausdruck zu bringen.

Mit Vergnügen lesen wir nicht nur ihr Buch, sondern auch die Kolumnen der Modeberaterinnen in Frauenzeitschriften und in der Tagespresse. Hier irisiert die Mode wie Seifenblasen in allen Regenbogenfarben. Ist Klassik nicht etwas langweilig?

Es gibt bestimmt Frauen, die mit einer sehr klassischen Garderobe glücklich sind – aber ich gehöre nicht dazu. Für mich und wahrscheinlich für die meisten anderen Frauen auch sind ein paar Basisteile im Kleiderschrank eine gute Grundlage, auf der sich ein individueller Stil aufbauen lässt. Frauenmagazine können eine grossartige Inspiration sein, solange wir deswegen nicht in einen Jugend- oder Schlankheitswahn verfallen – und solange wir nicht meinen, jeden Trend mitmachen zu müssen. Und will man sich ein sehr trendiges Stück kaufen, ist man froh, wenn man ein paar gute Basisteile im Schrank hat, die sich mit allem kombinieren lassen – eben auch mit dem, was gerade wahnsinnig angesagt ist. Denn wenn die modische Seifenblase am Ende der Saison zerplatzt, kann man sich auf seine Basisteile auch weiter verlassen und mit ihnen ganz unbeschwert auf die nächste Trendblase aufspringen.

Will eine ältere Frau ihren Jupe oder ihr Kostüm ersetzen, so stösst sie mit Figur und Alter auf gravierende Probleme. Klein, schmalbrüstig oder mit zu üppigen Körpermassen ausgestattet, muss sie sich mit einem bescheidenen Angebot begnügen. Oder sie findet gar nichtsWie ist ihr zu helfen?

Ich fürchte, dass man in jedem Alter und mit jeder Figur Schwierigkeiten hat, das Richtige zu finden – vor allem dann, wenn man eine sehr klare Vorstellung davon hat, was denn das „Richtige“ ist. Manchmal kann es helfen, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen, indem man in andere Läden geht als in jene, die man sonst immer besucht. Gerade für fülligere Frauen bietet ausserdem das Internet mehr Auswahl als die Boutiquen in den Schweizer Stadtzentren (ein paar empfehlenswerte Online-Shops finden sich auch in meinem Ratgeber). Und zuletzt sollte man auch nicht vergessen, dass nicht alles gleich perfekt passen muss, so wie es von der Stange kommt. Ein gutes Bekleidungsgeschäft bietet neben kompetenter Beratung auch einen Änderungsservice an, damit Röcke und Kostüme so sitzen, wie sie sollten.

Eine weisse Bluse nach Mass nähen zu lassen, das kostet heute ein Vermögen – so man denn eine Schneiderin findet. Gibt es noch andere Lösungen?

Es muss ja nicht unbedingt eine teure Einzelanfertigung sein. Die sogenannte Masskonfektion wird heute von diversen Warenhäusern, Bekleidungsketten und Boutiquen angeboten. Hier wählt man aus gewissen Basismodellen, die dann individuell an den Körper angepasst und auf die eigenen Masse zugeschnitten werden. Das ist oft nicht teurer als eine Bluse im mittleren Preissegment. Auch fällt mir auf, dass heute kaum noch eine Frau den Änderungsservice in Anspruch nimmt, den viele Geschäfte anbieten. Dabei können mit ein paar kleinen Anpassungen oft auch Kleider von der Stange perfekt sitzen.

Früher wusste man noch, wann man einen Schlips umzubinden hatte, erinnert sich Publizist Ulrich Greiner in seinem neuen Buch „Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur“ (NZZ 6.5.2014) und beklagt den Verlust von Haltung und Contenance. Gehört der Wandel nicht einfach zur Kreativität der jüngeren Generation?

Ich mag die Worte „Haltung“ und „Contenance“ nicht, weil sie ein Gesellschaftsbild untermauern, das hoffentlich für immer der Vergangenheit angehört. Einen Teil von Herrn Greiners Argumenten verstehe ich zwar durchaus, aber ich sehe das Ganze differenzierter. Greiner schöpft seine „guten“ Beispiele aus der mittelalterlichen Standesgesellschaft, aus Thomas Manns Buddenbrooks und Ähnlichem. Den gesellschaftlichen Zwängen, die damals herrschten, will ich mich auf keinen Fall unterwerfen. Das damalige Schamgefühl entstand durch Repression und aus einer Angst heraus – manchmal gar um das eigene Leben. Dass wir heute frei sind, auch darin, uns peinlich und „daneben“ zu verhalten, ist meiner Meinung nach ein Luxus und eine grosse Errungenschaft. Und solange wir gewisse Dinge als „daneben“ empfinden, impliziert dies ja gleichzeitig, dass wir auch heute noch wissen, was passend wäre. Die Entscheidung, wie wir uns angesichts dieses Wissens verhalten, bleibt uns überlassen. Ich persönlich gehe nach der Faustregel: je öffentlicher, desto angemessener und anständiger.

Was hat Sie bewogen, ihr Buch „Ganz mein Stil“ zu schreiben?

Die Frustration, die ich bei vielen Frauen beobachte. Wir haben Schränke voller Kleider, aber nichts zum Anziehen. Meiner Meinung nach hat dies auch damit zu tun, dass uns zu viel angeboten wird – und wir dabei das Wesentliche aus den Augen verlieren. Und dass immer mehr Frauen glauben, einem gewissen Bild genügen zu müssen – jung, schlank und makellos. Ich will Frauen zeigen, dass wir alle unsere Vorzüge haben, und dass es Mittel und Wege gibt, durch die richtige Kleidung diese Vorzüge herauszustreichen.

Immer mehr Männer kaufen sich ihre Garderobe ohne Ratschläge der Partnerin. Wird es auch einen Ratgeber für Männer geben?

Das müssen Sie meinen Verleger fragen. Ich würde so einen Ratgeber auf jeden Fall gerne schreiben.

Das Buch

«Ganz mein Stil»
Was Frauen über ihr gutes Aussehen wissen wollen

Katharina Blansjaar
Beobachter-Edition
1. Auflage, April 2014
ISBN:978-3-85569-821-9

 

Katharina Blansjaar lebt als selbständige Journalistin, Texterin und Übersetzerin in Zürich. Sie war zuvor als Redaktorin für verschiedene Schweizer Medien tätig, zuletzt während mehrerer Jahre bei der «NZZ am Sonntag» als Leiterin des Ressorts «Stil».

 

 

 

 

 

 

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