StartseiteMagazinKulturOdilon Redons Weg aus dem Schwarz zum Farbenmeer

Odilon Redons Weg aus dem Schwarz zum Farbenmeer

Der wichtigste Maler des französischen Symbolismus, Odilon Redon war für viele seiner malenden Zeitgenossen Inspirator und Mentor.

Den Wegbereitern der Moderne widmet die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel Ausstellung um Ausstellung. Jetzt ist Odilon Redon (1840 bis 1916), französischer Maler, der zu den Gründerfiguren der modernen Kunst zu zählen ist, an der Reihe. Er hat heute weit bekanntere Künstler wie Henri Matisse, Pierre Bonnard oder Pablo Picasso beeinflusst, war also ein typischer Künstler der Künstler.

Der Tod des Buddha, um 1890. Millicent Rogers Coll. Foto: Davis A. Gaffga

Grossartig der Empfang der Besucherinnen und Besucher in der Halle: Mehrere Wandpaneele aus dem Schloss seines Förderers, des Barons de Domecy im Burgund zeugen vom Wegbereiter der Abstraktion an der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert. Es sind zartgelbe Naturdarstellungen, man erkennt im Ornamentalen Baumstämme, Zweige, Sonnenkringel hinter denen aber auch gleich ein Fabelwesen vermutet werden könnte.

Aus einer Art Ursumpf steigen Schmetterlinge ins Licht. Foto © 2013.The Museum of Modern Art, New York/Scala Florence

Natur in all ihren Ausformungen – im Mikroskop, als Farborgie in Blumen, in der Metamorphose der Schmetterlinge und immer wieder als Szenerie von Mythen – ist Odilon Redon zeitlebens wichtig, in den düsteren Anfängen der Noirs, Kohle-Zeichnungen und Druckgrafik ebenso wie in der heiteren Wasser- und Luftdarstellung des späteren Werks. Sein Naturverständnis hat der Botaniker Armand Clavaud beeinflusst, wobei sich bei Redon präzise Naturbeobachtung mit freier Imagination, das Organische mit dem Spirituellen aufs Innigste verbinden. Mit dem Impressionismus, „zu oberflächlich“, hat Redon nichts am Hut, seine Taktgeber sind neben der Naturwissenschaft die Philosophie, Religionsgeschichte, Literatur (hier vor allem Hugo, Poe oder Apollinaire), sowie mythologische Themen.

Würfel, Kohlezeichung 1880. Privatsammlung

Odilon Redons Werdegang mit der düsteren Periode der Kohlezeichnungen zu Anfang, dem Wandel zu Licht und Farbenpracht im späteren Arbeiten ist aus seiner Biographie erklärbar: Der epileptische Bub wurde aus seiner wohlhabenden Familie sozusagen verbannt zu einem Onkel, wo er elf Jahre unglücklich und einsam aufwuchs

Über die Noirs, die grinsenden Spinnen, abgetrennten Köpfe in Schalen, kosmischen Phänomene, den schwebenden Würfel mit Auge schreibt der Autor Joris-Karl Huysmans 1884 mit Begeisterung: „Diese Zeichnungen waren ausserhalb alles Gegebenen: die meisten übersprangen die Grenzen der Malerei und erneuerten eine besonders phantastische Kunst: die der Krankheit und des Deliriums.“ In seinem symbolistischen, die Dekadenz feiernden Dandyroman A Rebours schmücken die Zeichnungen fein gerahmt das Wohnzimmer der Hauptfigur. Drei Jahre zuvor, 1881 waren die Blätter erstmals ausgestellt worden und hatten das Publikum schockiert. Redon selber sagt 1913: «Schwarz ist die unbedingteste Farbe. Sie gewinnt ihr Leben und ihre Spannung – soll ich es gestehen, aus den geheimen Quellen der Gesundheit.»

Märtyrer oder Der heilige Johannes, 1877, Foto: Kröller-Müller Museum Otterlo

Der Rundgang bei Beyeler führt durch einen abgedunkelten Raum voller Kohlezeichnungen ins Helle der späteren Pastellen und Gemälden. Es ist eine lockere, thematisch geordnete Chronologie. Dem Kurators Raphaël Bouvier gelingt es, die Leitthemen und die bahnbrechenden Neuerungen bei Redon als einem avantgardistischen Wegbereiter der Moderne sichtbar zu machen. Er konnte für seine Schau Werke aus bedeutenden Schweizer und internationalen Sammlungen und Museen bekommen, neun Meisterwerke hat das Musée d’Orsay in Paris ausgeliehen.

Der Wagen des Apoll, um 1910.  Foto: © RMN Grand Palais (Musée d’Orsay)/Hervé Lewandowski

„Die Kunst ist gleich einer Blüte, die sich ausserhalb aller Regeln entfaltet,“ äusserte sich Redon selber über seinen Schaffensprozess.Fast unglaublich und faszinierend ist das Erwachen der Farbenpracht, gleichsam ein sanftes Feuerwerk nach finsteren Stunden der Ängste und Albträume.Zauberhaften Nachtszenen wie das selten gezeigte Pastell Der Tod des Buddha, folgen Kompositionen mit Blumen und lieblichen Frauenköpfen wie der Ophelia oder auch der Maria in der Hommage an Leonardo da Vinci.

Ophelia ertrinkt in einem Strauss Wasserlilien, 1900-05. Foto: Lynton Gardiner

Eine besondere Gruppe innerhalb der spirituellen Themen sind die meditativen Barken-Bilder mit ihrer zurückhaltenden Farbigkeit. Der Tod des Buddha, dessen Seele als leuchtender Sternenstaub in den nachtblauen Himmel entweicht, während dieser den Erdboden mit blauen Tropfen übersät, wurde von Henri Matisse praktisch von der Staffelei weg gekauft. Kommerziell hat Redon, der seine Vision umsetzte und nicht nach dem Gängigen schielte, erst nach 1900 Erfolg. Vor allem mit sWeinen Blumenstilleben, die in ihrer üppigen Farbigkeit und Strahlkraft wiederum reine Malerei sind, begeistert er Sammler und Händler, darunter das Ehepaar Hahnloser aus der Schweiz. Endlich ist er seine Finanzsorgen los.

Vase mit japanischem Krieger, um 1905. Courtesy Galleri K, Oslo. Foto: Courtesy Sotheby’s London

Die Ausstellung dauert vom 2. Februar bis zum 18. Mai und ist täglich geöffnet. Ein umfangreiches Begleitprogramm mit Vorträgen, Konzerten, Führungen bringt Interessierten Vertiefung zum Werk von Odilon Redon und seiner Zeit.
Der reich illustrierte Katalog mit vielen grossen Bildtafeln ist in deutscher und englischer Sprache bei Hatje Cantz erschienen und kostet 62.50 Franken.

Titelbild: Ausschnitt aus Hommage an Leonardo da Vinci, um 1914. Autorenfoto

Weitere Informationen: www.fondationbeyeler.ch

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