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Wegen zu geschlossen

Sprache wäre so schön, wenn nur die Wörter nicht wären. Oft sind sie zur falschen Zeit am falschen Ort und sorgen dort für Ärger. Oder für ein Lächeln.

Die Büros bleiben am Fasnachtsmontag zu, steht in der Zeitung. Jeder versteht, was gemeint ist. Und doch: So richtiges Deutsch ist das nicht, nur Umgangssprache. Die Büros bleiben geschlossen, wäre richtig. Weiss auch der Bäcker, der nach Feierabend jeweils ein Schild an die Ladentüre hängt: Wegen zu geschlossen.

Musikalische Rüge

So aktuell wie die Fasnacht ist auch die Berichterstattung über die Rüge an den Zürcher Stadtrat für dessen Umgang mit Hausbesetzungen. «Die Stadtpräsidentin zeigt sich befremdet von der Tonalität des Berichts.» Ja, tönt wirklich recht befremdlich, diese Tonalität, die in der Musik eine auf einem Grundton aufgebaute Tonfolge meint. Wäre der Stadtrat vom Ton dieser Rüge, vom Tonfall dieser Kritik befremdet gewesen, hätte man es ja verstanden. Aber von Musik oder Harmonien war nichts zu lesen.

Verben sind Glückssache, glaubt mancher, der Zeitung liest. Man wählt sie wie beim Lottospiel: Ein Griff in den Wörterbeutel – und dann wird es schon passen. So kommt es, dass ein Taschenbuch aus einer Hosentasche entweichen kann. Das böse Ding. Macht sich einfach davon. Wie ein Häftling aus der Strafanstalt. Andere Bücher gehen verloren, rutschen oder fallen aus Taschen. Aber entweichen? Nicht mal Portemonnaies machen das, auch wenn sich der eine oder andere Taschendieb vielleicht darauf berufen möchte.

Die sorgende Hausfrau

«Die Frau betreut, hegt und pflegt ihren Mann und ihre vier Kinder.» Ja, sind denn alle krank oder sonstwie pflegebedürftig? Im Text steht dazu nichts. Also ist das wohl einfach männliches Wunschdenken. Denn umgekehrt würde es sicher heissen: Der Mann hat eine Ehefrau und vier Kinder. Und nichts von betreuen, hegen und pflegen.

Noch so eine Verbentgleisung: An einer Tombola hat es Speisekörbe, die auf die Zuschauer lauern. Eigentlich sollte man da ein Bild bestellen, von diesen hinterhältig lauernden Speisekörben, die wohl die altbekannten Früchtekörbe abgelöst haben. Nein, ein Film wäre besser. Da könnte man vielleicht noch sehen, wie diese Speisekörbe mit Salami um sich schmeissen, einem Zuschauer eine Weinflasche über den Kopf hauen oder die Lauchstengel gleich selber verschlingen. Fazit: Hände weg von Tombolas.

Vergraben ist nicht tief genug

Ebenfalls eine Illustration wert.: «Die Eltern vergraben sich in ihr Smartphone». Nein, nicht vertiefen, vergraben. Wohl so mit Schaufel und Pickel und das mitten im Restaurant. Und die armen Kinder müssen zusehen.

Zum Schluss noch eine Belehrung – samt gestrecktem Zeigefinger. «Das Bild beweist, dass Mao den Yangtse durchschwomm.» Da ist ein Journalist sprachlich gewaltig ins Schwimmen gekommen. Schwimmen, schwamm, geschwommen, haben wir mal gelernt. Und das gilt immer noch. Auch bei Mao.

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