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Wenn Bundesbern in Aufregung ist…

…steht eine Bundesrats-Wahl an.

Jetzt sind sie in ihrem Element: die National- und Ständeräte, die Bundeshaus-Journalisten, die Lobbyisten und natürlich auch die hohen und höchsten Beamten. Es wird spekuliert, gewerweisst, gemutmasst, was das Zeug hält. Die Gerüchteküche brodelt. In seitenlangen Artikeln wird wieder einmal die Geschichte der Eidgenossenschaft seit 1848 breit dargestellt, wird die Chronik der Bundesratswahlen zelebriert, werden Statistiken hervorgekramt, wer, wie, unter welchen Umständen gewählt oder doch nicht gewählt worden war.

Ja, es ist die hohe Zeit der Bundeshaus-Auguren. Niemand muss sich festlegen, niemand muss sich bekennen, muss voraussagen, was dann wirklich passiert. Vor allem: Niemand muss Verantwortung übernehmen. Nicht die Politiker. Schon gar nicht die Journalisten. Sie haben weder zu belegen, noch sich an Fakten zu halten. Sie können fantasieren, glossieren, können wilden Spekulationen neue Nahrung verleihen, können nach Lust und Laune die Protagonisten zu Worte kommen lassen, die ihre Thesen bestätigen oder auch dementieren. Es ist ein lockeres Gesellschaftsspiel, geeignet besonders für den Stamm- und Biertisch, für das Geplänkel an der Bar, das dann in einem lockeren Artikel, in einer Glosse in den Medien Niederschlag findet.

Ausgenommen in diesem Spiel sind ganz wenige. Es sind die, welche den Hut in den Ring werfen können oder könnten, die bestimmte, auch unbestimmte, doch geltende Normen erfüllen, wie Partei (FDP), Herkunft, Alter, Geschlecht. Politikerinnen und Politiker mit nationaler Ausstrahlungskraft, die es wagen, aus der Deckung herauszurufen oder in irgendeiner Form, in einer Mail, in einem Tweet der Schwei kundzutun: Ich will, ich kann Bundesrat werden.

Bis jetzt sind es offiziell zwei: Ignazio Cassis, der Tessiner Kronfavorit; er erfüllt alle bestimmten und unbestimmten Voraussetzungen. Und die Waadtländer Regierungsrätin Jacqueline de Quattro. Sie hat einen Makel: Sie ist nicht aus dem Kanton Tessin, der nun wirklich wieder mal zu Zuge kommen sollte. So ist an sich doch alles schon gelaufen. Ignazio Cassis wird das Rennen wohl machen. Alles andere wäre eine faustdicke Überraschung.

Oder vielleicht kommt es doch ganz anders: Das Parlament nimmt sich, neben all dem Geplänkel, tatsächlich die Mühe, sucht und wählt den Mann oder die Frau, die es wirklich kann: Bundesrat. Eines ist zwar sicher: Cassis wird ein ordentlicher Magistrat. Er wird den lang gehegten Tessiner Wunsch erfüllen, wird sich einlassen in die Gepflogenheiten der Kollegialbehörde Bundesrat. Er wird weder auf- noch abfallen. Doch das genügt nun wirklich nicht mehr. Es braucht in der heutigen unsicheren, destabilisierten Welt mehr.

Didier Burkhalter hat als Bundesrat Statur, er ist (noch) ein glänzender Aussenminister. Er verlieh in der nun bald zu Ende gehenden Amtszeit der Schweiz Glanz in der internationalen Grossen Politik. Gescheitert ist er wohl am und im eidgenössischen Klein-Klein. Ihm fehlte die Robustheit, die es braucht, um auch angefochten Kurs zu halten, das Beste für unser Land herauszuholen, gerade in und um Europa.

Er gibt also vor, wie sein Nachfolger, seine Nachfolgerin sein sollte: international versiert, ausgestattet mit grossem diplomatischem Geschick, mehrsprachig, und für das eidgenössische Klein-Klein braucht er oder sie eine ausgesprochene Robustheit, um in diesem jeweiligen Hickhack oder, um es positiv auszudrücken, in den eidgenössischen Konsensfindungs-Prozessen nicht unterzugehen. Unternehmen setzen bei der Besetzung von Top-Positionen jeweils Headhunter ein, Organisationen, selbst die kantonalen Parteien, Findungskommissionen. Wie wäre es, wenn die nationale FDP das auch tun würde, statt zu warten, was die kantonalen Parteien Bern vorzuschlagen haben. Es gibt auch eine „Welt“ ausserhalb von Bundesbern, profilierte Köpfe in der Wirtschaft, in der Lehre, in der Diplomatie, in der Verwaltung, selbst in den Kantonen.

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