Eine fragwürdige Studie aus Deutschland will uns weismachen, dass die ältere Generation in Sachen Smartphone den Anschluss verloren hat.
«Jugend (ver)zweifelt an Smartphone-Kompetenz von Eltern und Grosseltern». So titelt der deutsche Mobiltelefon-Anbieter Emporia eine dieser Tage erschienene Studie, die 1000 junge Bundesbürger befragte. So sagen 81 Prozent der Befragten, dass ihre Eltern langsamer mit dem Smartphone umgehen als sie, und 66 Prozent kritisieren, dass ihre Eltern viele Funktionen des internetfähigen Handys nicht verstehen. In der Generation der Grosseltern beschränken sich nach Aussage ihrer Enkel sogar 77 Prozent auf nur wenige Funktionen des Smartphones.
Müssen wir – die ältere Generation – das Smartphone mit geschlossenen Augen bedienen können, wie das viele Jugendliche tun? Müssen wir alle Smartphone-Neuerungen mitmachen, alle Funktionen kennen, um a jour zu sein mit unseren Kindern und Enkeln? Wir trauern keineswegs den alten öffentlichen Telefonkabinen nach, um die Gesprächskosten im Griff zu halten, wie das die Studie glaubhaft machen will. Und wir befürchten keineswegs, etwas mit dem Smartphone falsch zu machen, wie das die befragten Enkelkinder behaupten.
Oder doch? Wir stehen dazu, dass uns die rasant fortschreitende Technik-Kompetenz ein Stück weit abgeht, dass uns die stetigen Änderungen und Updates auf der Benutzeroberfläche unseres Smartphones auf den Wecker gehen, dass uns die geforderte Finger-Akrobatik stresst und dass es kulturelle Unterschiede zwischen den Generationen gibt. Das ist aber noch kein plausibler Grund, uns Inkompetenz und Angst im Umgang mit Smartphones vorzuwerfen.
Schön, es gibt Smartphones für die ältere Generation, die gute Lesbarkeit und einfache Bedienung ermöglichen und mit denen man mittels Hörgerät störungsfrei telefonieren kann. Damit kann man viel Geld machen. Doch wer kauft ein solches Handy, wenn er nicht unbedingt muss? Man will ja schliesslich nicht zum alten Eisen gehören und argwöhnisch beäugt oder gar belächelt werden.
Liebe Jugend, verzweifelt nicht an der Smartphone-Kompetenz von uns Eltern und Grosseltern. Ja, uns geht eine ausgefeilte Finger-Akrobatik ab und wir benötigen nicht alle Funktionen auf dem Smartphone, sondern nur jene, die uns ein aktives und selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Wir müssen nicht mehr jedes coole Update mitmachen. Deswegen haben wir in Sachen Smartphone den Anschluss nicht verloren, wie das angeblich vier Fünftel der Befragten behaupten.
Und Hand aufs Herz! Was bezwecken solche Studien? Wollen sie damit beweisen, dass wir technische Trottel sind und den Anschluss nicht mehr schaffen, oder einfach den Verkauf von teuren Geräten für die ältere Generation ankurbeln? In diesem Fall trifft klar Letzteres zu. Also vergessen wir diese lächerliche Studie.