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Zu Besuch bei Christoph Knoch

Zwanzig Jahre lang war Christoph Knoch als Pfarrer in der Kirchgemeinde Muri-Gümligen tätig. Ende Februar geht er in Pension. Den Menschen, der Ökumene, dem Journalismus galt sein grosses Engagement. Im Gespräch mit Seniorweb spricht der «Medienpfarrer» über das, was ihm wichtig war und noch immer ist.

Wir sitzen zusammen mit Ehefrau Gaby Knoch-Mund in der neuen Wohnung in der Elfenau. Zwischen zahllosen Büchern, Platten und einer hübschen Glasvitrine geniessen wir am Stubentisch ein Glas Rotwein aus seiner Heimat Baden-Württemberg und plaudern über Gott und die Welt. Pfarrer Christoph Knoch wirkt aufgeräumt, wie immer positiv gestimmt und gelassen.

Bücher gehören für Pfarrer Knoch zum täglichen Brot.

Die bevorstehende Pensionierung wecke zwiespältige Gefühle in ihm, antwortet er auf eine entsprechende Einstiegsfrage: Zum einen sei er froh, ab März seine Aktivitäten selber bestimmen zu dürfen. Zum anderen tue ihm das Abschiednehmen von Menschen, mit denen er während Jahren zusammenarbeiten durfte, auch weh. Doch ganz weg werde er nicht sein, betont der Geistliche. Er möchte in Zukunft Stellvertretungen übernehmen, wenn er gefragt werde.

Christoph Knoch stammt aus einer süddeutschen Pfarrersfamilie. Schon seine Grossväter und sein Vater waren Pfarrer. Und auch sein Bruder ist es. Als Jugendlicher half er dem Dorfelektriker und spielte mit dem Gedanken, einen technischen Beruf zu erlernen. Dass er dann doch in die Fusstapfen seines Vaters trat, der ihn aber nie unter Druck setzte, habe wohl damit zu tun, dass ihm Menschen näherstünden als Kupferdrähte und Lichtschalter. «Als Pfarrer baut man langfristige Beziehungen auf. Das war mir immer wichtig. Deshalb wohnte ich bis vor kurzem gerne im Pfarrhaus neben der Kirche.»

Heute wohnt Pfarrer Knoch nicht mehr im Pfarrhaus, sondern in einer grossen Wohnung in der Berner Elfenau.

Der Austausch mit Menschen nicht nur aus der eigenen Gemeinde, sondern aus der ganzen Welt, war selbstverständlich. Während des Grundstudiums lebte er im Tübinger Stift, dem Studentenhaus der Württembergischen Kirche. Nächtelange Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen der eigenen und anderer Konfessionen und aus vielen Ländern förderten sein Interesse an einer lebendigen Ökumene.

Von Jerusalem nach Bern

Prägend für den jungen Theologen war das Studienjahr in der Benediktiner-Abtei «Dormitio» in Jerusalem. Dafür hatte er extra Neu-Hebräisch gelernt. Mit Begeisterung widmete er sich dort einer Vielfalt von Themen, die bis heute nachwirken. 1980 wechselte Knoch an die Universität Bern, wo er in der Vorlesung eines jüdischen Philosophen seine Frau, eine Jüdin, kennenlernte. Die beiden heirateten. Was in Württemberg nicht möglich gewesen wäre, wurde im liberalen Bern Realität: Pfarrer Knoch konnte Pfarrer der Kirchen Bern-Jura-Solothurn werden.

Gottesdienst in der Kirche Muri. Foto: Kirchgemeinde Muri-Gümligen.

Sechzehn Jahre lang wirkte er als «Einzelpfarrer» in der Solothurner Gemeinde Langendorf am ersten ökumenischen Zentrum der Schweiz. Dank seiner Zusatzausbildung zum «Medienpfarrer» wurde er 2001 als Mitglied des Pfarrteams in Muri-Gümligen gewählt.  Unzählige Artikel unter seinem Namen oder Kürzel erschienen in den LoNa, im «reformiert» sowie auf der Webseite der Kirchgemeinde. Durch sein Engagement verschob sich die Berichterstattung über kirchliche Fragen vom Negativen ins Positive. Kirchliche Inhalte erhielten dank ihm ein Gesicht. «Es ist wichtig, weder polemisch noch missionarisch, sondern auf gute Art und Weise kirchliche Themen in den Medien aufzubereiten,» ist Knoch überzeugt.

Interreligiöser Dialog

Seit den 80er Jahren engagiert er sich im christlich-jüdischen Dialog. Als Präsident der CJA Bern hat er 1995 die nationale Feier mit Bundesrat und Parlament zur Erinnerung an 50 Jahre Kriegsende im Berner Münster mitverantwortet. Die langjährige Mitarbeit im Internationalen Rat von Christen und Juden (ICCJ) sowie im Stiftungsrat des Anne Frank Fonds in Basel waren logische Konsequenz seiner Studien und seiner familiären Kontakte. Heute arbeitet er im Vorstand von IRAS COTIS, der interreligiösen Arbeitsgemeinschaft der Schweiz, mit.

Aktive Mitarbeit in der Synode

In den letzten Jahren vertrat der Medienpfarrer seine Kirchgemeinde in der Berner Synode und fiel mit Vorstössen zu einer konstruktiven Kirchenkommunikation auf. «Die Kirche muss unbedingt sorgfältiger und mit mehr Kontinuität kommunizieren,» findet er. Dass sich Mainstream-Medien wie «Der Bund» oder die «Berner Zeitung» weitgehend aus der kirchlichen Berichterstattung zurückgezogen und «Radio SRF» die Religionsberichterstattung massiv reduziert hat, nimmt Knoch mit Bedauern zur Kenntnis. «Die Kirche ist für die Gesellschaft relevant, deshalb gehört sie in die Medien.»

Klar ist seine Haltung zur Frage, ob sich die Kirche in Abstimmungskampagnen engagieren soll. «Die Kirche hat die Aufgabe, Raum für Begegnungen, Gespräche, Debatten zu schaffen. Dazu gehören auch sozialpolitische Themen wie die Konzernverantwortungsinitiative.» In dieser umstrittenen Abstimmung hatte die Kirchgemeinde Muri-Gümligen zwar keine Fahne an den Kirchturm gehängt, aber ein kontroverses Podiumsgespräch organisiert.

Pfarrer Knoch vor dem interreligiösen Poster des Internationalen Rats von Christen und Juden (ICCJ). Foto Noëmi Knoch

Neben den Medien liegt Christoph Knoch die Ökumene am Herzen. Immer wieder hat er ökumenische Gottesdienste organisiert, den Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen anderer Konfessionen gesucht und gelebt. Im Journalismus wie für eine aktive Ökumene seien «emotionale Neugier» nötig, meint er. Allen Konfessionen sei gemeinsam, dass sie «das Himmlische auf Erden wiederherstellen möchten». Dafür hege man dieselben Hoffnungen und Sehnsüchte. Gemeinsam mit seiner Frau engagiert sich Christoph Knoch deshalb im Berner «Haus der «Religionen». «Mein Mann und ich teilen ein grosses Interesse an religiösen Fragen, was uns nicht auseinandertreibt, sondern verbindet,» ergänzt sie.

Buch über das Stadtbild von Jerusalem

Pfarrer Knoch in seinem Büro.

Von ihrer Wohnung aus sehen die beiden bei gutem Wetter die Berner Alpen und den Gurten. Fernsicht war immer ein wichtiges Thema. Ab März will Knoch nun das tun, was im Berufsleben zu kurz kam. Als Kassier wird er dem Vorstand der katholischen «Lukas Bruderschaft Solothurn» angehören und sich als reformierter Geistlicher einbringen. Ausserdem möchte er ein Buch über Jerusalem fertigstellen, das er vor Jahren begonnen hat. Darin vergleicht er Fotos von 1897 mit aktuellen Bildern. Die historischen Aufnahmen eines Leipziger Fotografen stammen aus dem Juwel «Rundblick vom Thurme der Erlöserkirche».

Titelbild: Christoph Knoch mit dem Panorama-Foto auf Jerusalem. Fotos PS / Noëmi Knoch

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Kirchgemeinde Muri-Gümligen

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