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Über den Wert der Erziehung

Jedes Grusswort auf dem Spaziergang freut einen. So geht es auch mir. Es ist wie ein Geschenk. Und bei Kindern, die einem Grüezi sagen und sogar zulächeln, denke ich manchmal, dass eine gute Erziehung doch viel Positives bewirken kann. Über Erziehung will ich heute ein paar Gedanken formulieren.

Ich bin dankbar für das, was ich von meinen Eltern mitbekommen habe. Es hat mir vieles erleichtert in meinem Leben. Ein Danke- oder Bitteschön zum Beispiel musste ich mir nie zuerst mühsam überlegen. Es sprudelte, glaub ich, jeweils einfach so aus mir heraus. Und mich für etwas zu entschuldigen, fällt mir bis heute nicht schwer. Sogar dann, wenn ich eigentlich gar nicht an der Reihe bin.

Auch Vorbilder sind sehr wichtig für junge Menschen. Ich erinnere mich, wie mein Vater oben am Mittagstisch sass und meine Mutter rechts neben ihm. Auf der anderen Seite war mein Platz. Mein Vater war Notar, und es schien mir, dass er viel Verantwortung hatte gegenüber Menschen, die zu ihm kamen und um Rat baten. Ich bewunderte ihn. Auch meine Mutter beeindruckte mich sehr. Sie kümmerte sich nicht nur um uns, sondern auch um Kinder, die keine Eltern mehr oder deren Eltern keine Zeit für sie hatten. Ich lernte von ihr, wie wichtig, ja wie notwendig die Freiwilligkeit in einer Gesellschaft ist. Sie ist quasi das, was das soziale Miteinander geschmeidig macht.

In den aufmüpfigen 70er-Jahren verbreitete sich die Meinung, dass Erziehung nicht unbedingt notwendig sei, dass man Kinder einfach so der Natur überlassen könne. Als Werkstudentin begegnete ich aber damals der Schweizer Philosophin Jeanne Hersch, die eine andere Ansicht vertrat. Erziehen sei ein wichtiges Begleiten, sagte sie. Ein Begleiten deshalb, weil damit im jungen Menschen das Vertrauen wachsen könne, auch die Einsicht, dafür, dass die Mühen und Anstrengungen für das Zusammenleben einen Sinn hätten. Sie hat der Erziehung einen grossen Stellenwert im Leben eines jungen Menschen zugeordnet.

Leider hat sich im Alltagsumgang der Begriff „Erziehung“ in den letzten 50 Jahren eher abgewertet. Viele meiden ihn, verstehen darunter eine Art Zwang. Das stimmt natürlich so nicht. Vielmehr gilt es, beim Erziehen immer wieder das richtige Mass zu finden und dem jungen Menschen mit Respekt und Behutsamkeit zu begegnen. Denn der junge Mensch, der vor uns steht, ist selber bereits als Kind eine eigene Persönlichkeit; er besitzt eine eigene Freiheit und Unabhängigkeit, die die Erziehenden beachten müssen.

Damit wird auch deutlich, dass das Lehrersein nicht irgendein zufälliger Beruf ist, sondern grosse Anforderungen an alle stellt, die sich dieser Aufgabe widmen. Wer den Lehrerberuf wählt, der entscheidet sich, junge, bereits eigene Persönlichkeiten stufengerecht durch die Vermittlung auf eine Aufgabe als Erwachsene vorzubereiten: letztlich für ein notwendiges, aufbauendes Wirken in einer Gesellschaft und für diese Gesellschaft.

Damit sei darauf hingewiesen, dass die Bildung, auch die politische, also das Wissen über unsere Demokratie von grosser Bedeutung ist. Mit anderen Worten: Wenn wir wollen, dass auch neue Generationen unser Land gernhaben, dann ist ein staatsbürgerlicher Unterricht und damit mehr Wissen über die grossartigen Eigenheiten unseres demokratischen Systems ein Muss. Fürs Kritisieren bleibt später noch Zeit genug! Zuerst muss man etwas wissen.

Kurz gesagt, es leuchtet uns allen ein, dass es nicht gleich ist, ob wir durch ein Zuhause, durch die Schule oder später im Leben durch einen Chef die Fähigkeit erlangen, den Weg in die Gesellschaft zu finden, irgendwie sogar friedlich zu finden, oder ob wir als Aussenseiter unser Dasein absolvieren.

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass Erziehung letztlich auch dem Frieden, dem friedlichen Zusammenwirken dient? Jeanne Hersch sagte es mit einem Satz klipp und klar: Die Erziehung zum Frieden beginnt mit der Höflichkeit! So einfach, so richtig! Ja, sogar im politischen Leben ebnet ein höfliches Miteinander die Wogen.

Natürlich ist das nicht alles, was Jeanne Hersch zu diesem Thema sagt: Sie verweist auch auf die Treue, die man lernen muss. Leider hat man deren Wert fast ganz vergessen. Es lohnt sich aber, über sie, die Treue, wieder vermehrt nachzudenken. Die Philosophin spricht auch über die Gerechtigkeit, um die man sich immer wieder bemühen soll; sie muss ein hohes Ziel in der Gesellschaft und für den einzelnen Menschen sein. Und letztlich erwähnt Jeanne Hersch die Achtung vor den Gesetzen. Schon in den Jugendjahren sollte man auch Grenzen begegnen und sie respektieren lernen.

Mit wenigen, knappen Sätzen werden so die wichtigsten pädagogischen Impulse für eine Erziehung des Menschen in einer Demokratie genannt. Sie sind auch heute unbestritten aktuell.

Diese Kolumne, liebe Leserin, lieber Leser, möchte ich nicht beenden, ohne nicht auf das Staunen – als eine Art weises Sich-Selbsterziehen, das kein Alter kennt – aufmerksam zu machen. Sie wundern sich? Doch wissen wir alle, wer in seltsamen, vielleicht befremdlichen, uns überraschenden Momenten sich bemüht, innerlich innezuhalten, das heisst zuerst einmal zu staunen, der denkt als erstes nach. Er vermeidet es, das Neue zum Vornherein zu verurteilen, zu kritisieren; es immer besser zu wissen! Viel mehr stehen durch das Staunen Respekt und Bescheidenheit im Vordergrund. Und: das Vis-à-vis erhält eine Chance.

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1 Kommentar

  1. Liebe Frau Weber, Ihre Artikel ist grossartig, echt Schweizerisch, der Schweiz ich kennengelernt habe. Ich bin in Indian aufgewachsen. Sind Liebe Kinder eine Glück-Sache oder liegt es an der Erziehung? Ich hatte 2 liebe Tochter bis ich mein Vermögen durch 3 teilte! Alle meine CH_ Freunde haben es mir Abgeraten «Mach es nicht, Du hörst nichts mehr von deine Tochter» genau so ist auch gekommen! Habe ich Versagt?

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