StartseiteMagazinKolumnenDer Pettycoat wartet bereits vor der Tür

Der Pettycoat wartet bereits vor der Tür

Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, den wartenden Pettycoats, will ich zu meinem letzten Text vom 28. Juni zurückblicken: „Was beim Gendern so alles vom Karren fällt“. Recht viele Kommentierende haben sich gemeldet. Das hat mich gefreut. Noch mehr gefallen hat mir, dass trotz des umstrittenen Themas alle höflich blieben. So macht Debattieren Sinn.

Solch Fake-Bilder (links) sind einfach herzustellen. Der Autor ist in die Falle gestolpert.

Geärgert habe ich mich allerdings über mich selber. Ich bin auf ein manipuliertes Bild hereingefallen. Das Schild mit den Kinderinnen ist auf dem Computer entstanden. Wer am Bildschirm sass ist unklar. Immerhin sind auch viele andere Medien dem Schwindel aufgesessen.

Nun wirds Zeit, den Pettycoat zur Tür hereinzubitten.



Hippie-Klamotten für beide
, Raschelröcke für sie, Sockenhalter für ihn. Seniorinnen und Senioren wissen es: Manch Vergangenes ist wieder da oder nähert sich mit grossen Schritten. Anderes bleibt im dunklen Tal des Vergessens, Schoggi-Fondue, toupierte Frisuren, Ārmelschoner. Oder doch nicht?

Kaffeerahmdeckeli-Sammlungen: Die Jungs jeden Alters sammeln Fussballerbildli. Erwachsene jeden Geschlechts und Alters sammelten früher Kaffeerahmdeckeli mit Illustrationen von Tropfsteinhöhlen bis zu Hodler-Bildern. Das hier gezeigte Hitler-Motiv wurde nach Protesten vom Markt genommen. Unterdessen ist jedes dieser Deckeli ein paar hundert Franken wert. Am grössten war die Sammelwut in den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren. Damals fledderten Deckeli-Ultras in den Restaurants. Sie räumten verlassene Tische ab und bettelten Gäste an. Heute ist der Boom vorbei. Aber es gibt sie noch, die Jägerinnen und Jäger der kleinen Alu-Bildchen. «Doppelcrème» nennen sie ihren Club.

Tonbandkassetten hiessen die Dinger. Liefen mit schmalen Bändern, die sich häufig zu einem Bandsalat verhedderten. Meistens misslang es, ihn wieder in die Kassette zurückzustopfen. Aber: Die Kassetten hatten einen wichtigen Vorteil. Man konnte ausgewählte Musik draufkopieren und sie der Angebeteten schenken. Das war beinahe so intim wie Petting. Denn mit der Auswahl entblösste man sich. Ich sage nur eins: Rolling Stones oder Beatles? Als fortgeschrittener Senior erlitt ich allerdings die Strafe der frühen Geburt. Zu meiner Zeit gabs erst sperrige Tonbandgeräte. Mangels Hardware bei der Angehimmelten konnte man sich nicht per Musikauswahl einschleimen. Uns blieb, mit dem Grundig-Gerät für Klänge beim Schülerfest zu sorgen. Das schuf reichlich Debattierstoff: Conny Froboess oder Jazz?

Makramee ist wieder da. Nachdem die Schnur-Knüpf-Kunst lange Jahre verschollen war, ist sie jetzt wieder aufgetaucht. In manchen Oeko- und Bastelläden und im Versandhandel ist das Knotenwerk wieder präsent. Soll man sich darüber freuen? In meine Nähe kommen die Staubfänger jedenfalls nicht mehr. Sie erinnern mich allzu sehr an die Zeiten, als wir Schoggi-Fondue assen, das Che-Guevara-Plakat anhimmelten und versuchten, den Hasch-Geruch aus dem Bettüberwurf zu vertreiben. Diese Decke war ein Flokati, sah aus wie ein früh verstorbener Golden Retriever, war aber aus möglichst verfilzter Wolle.

Stahl-Schreibfedern. Bei diesem Thema muss ich die Damen und Herren Jungsenioren zuerst aufklären. Das ist nötig, weil diese Frischlinge erst später eingeschult wurden. Wir Primarschüler der Fünfzigerjahre lernten noch mit dem Federhalter zu schreiben. Zwar gab es schon damals Kugelschreiber. Doch die Schuloberen glaubten, dass wir mit solch neumodischem Zeugs im Leben scheitern würden. Für uns hatten die Stahlfedern einen einzigen Vorteil. Man konnte mit ihnen eine Art Boccia spielen. Wir warfen sie gegen eine Wand. Gewonnen hatte, wer seine Feder am nächsten bei der Mauer platzieren konnte. Hippie-Klamotten, Reisring Oriental, toupierte Frisuren – alles kehrt zurück oder ist schon wieder da. Das Federboccia schafft es garantiert nicht.

Bei der Mode ist wohl die Chance am grössten, dass wir auf Wiedergänger stossen. Petticoats raschelten vor allem in den Fünzigern, sind aber nie ganz verschwunden. Gschpässig fand ich den Rock meiner Schwester. Unten eingenäht hatte er einen aufblasbaren Rundum-Schlauch. Ohne Luft konnte man den Jupe im Schrank versorgen. Blies man ihn auf, entwickelte er sich zu imposanter Grösse. Knickerbocker musste ich bis zur Sek tragen. Heute sehen die damals verhassten Gagelfänger interessant und very british aus. Bei den toupierten Frisuren staunten wir Buben, wie sie entstanden. Junge Frauen misshandelten ihre Haare mit Kamm und Bürste und besprayten sie mit Haarfestiger, so dass ein unerschütterlicher Turm himmelwärts strebte.

Meine Wiedergänger-Prognose: Der Petticoat nähert sich bereits. Auch die Knickerbocker schaffens, die toupierten Frisuren hoffentlich nicht.

Bilder: Freepik, Pixabay, Screenshots

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1 Kommentar

  1. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Kaffeerahmdeckeli-Sammlerin. Da wurden beim Kaffeetrinken im Restaurant die Bildli, damals noch aus Alufolie, getauscht und auch schon mal fremde Leute gefragt, ob sie sich denn von ihren Rahmdeckeli trennen möchten. Mir war das peinlich, den Tauschern nicht. Da gab es Sammler*innen, die ganze Zeigebücher voll mit Hunderten der farbigen Rahmdeckeli unter Klebefolie stolz ihr Eigen nannten.
    Auch Makramee knüpfen war damals gross in Mode. Ich hatte eine praktische Einkaufstasche aus orangefarbenem Makramee, allerdings vom Wochenmarkt gekauft. Ich glaube, die wurden von den Frauen der spanischen Saisoniers hergestellt; ein kleines Zubrot zu den schmalen Einkünften in der wirtschaftlich aufstrebenden Schweiz.
    Ja, ich war auch eine der Auserwählten, die eine «intime» Musikkassette geschenkt bekam. Allerdings war die Musik vom Schenker selbstgemacht und deshalb sehr persönlich.
    Mit dem tollen Petticoat aus den verrückten 60- und 70iger Jahren, tanzten wir Twist und die, dies konnten, den heissen Rock’n’Roll. Diese versteiften Unterröcke werden jedoch bis heute getragen, z.B. bei Volkstänzen und in der Brautmode, wo sie wieder sehr trendy sein sollen. Es gibt sogar auf einem privaten TV-Sender eine Brautmoden-Serie, wo unter Träumen aus weissem Tüll oder Organza ein kurzer Petticoat getragen wird, damit der Rock «schwebt»…
    Toupierte Haare haben auch noch heute für Frauen mit dünnem Haar ihre Berechtigung; es gibt ein wenig mehr Fülle und es muss ja nicht gleich ein Turm sein.
    Da ist mir ja doch noch einiges zu Ihren Wiedergängern eingefallen. Schade, dass ich bis jetzt die Einzige bin.

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