StartseiteMagazinKolumnenDeutsch und dämlich, wirr und blöd

Deutsch und dämlich, wirr und blöd

Warum einfach, wenns kompliziert auch geht? Das ist die Leitlinie von Expertinnen, Amtspersonen und vielen Werbern. Hier ein paar Beispiele:

Jä so. Hier fährt kein Oldtimer. Das lesen wir auf dem Plakat von Swisslife. Auf den zwei weiteren Affichen der Kampagne titelt der Versicherer: Hier steht kein Ferienhaus. Hier schwimmt kein Segelboot. Darunter liest man jeweils: Vermögensverwaltung ohne Klischees. Weil mir niemand sagen konnte, was das bedeutet, habe ich bei der Medienstelle des Versicherers nachgefragt. Die Antwort: Mit dieser Aktion wolle man transportieren, dass man keine Klischeelösungen anbiete. Aha. Eine Landschaft mit Haus, ein See mit Boot, eine Strasse mit Auto, das wären Klischees. Fehlen diese Zutaten sollen die Kunden wissen, dass Swisslife «ohne Klischees», also individuell agiert. Naja, wer da drauskommt, bekommt einen Bonus auf die nächste Police.

Ei, Ei, Ei. Nochmals rätselhafte Plakate, diesmal von Coop. Wer seit 1993 Freilandhaltung macht, hat Eier. Wirklich? Wer die Hühner schon so lange draussen gackern lässt, hat vermutlich einen Grossteil der Eier nicht mehr. Fokussieren wir uns nun auf den zweiten Teil: Eier haben. Umgangssprachlich bedeutet dies mutig, unerschrocken zu sein. Wer Vulgäres liebt meint die Hoden. Zusammengefasst: Hinter den Coop-Eiern stecken also furchtlose Testosteron-Männer. Ist das tatsächlich so gemeint?

Hä? Bei den Redaktionen der Tageszeitungen gehen häufig Polizeimeldungen ein, Unglücksfälle und Verbrechen. Meist sind sie in ordentlichem Deutsch geschrieben. Doch dazwischen landen auch Geschraubtes und Gedrechseltes in der Mailbox. Etwa so: Durch die Schussabgabe einer polizeilichen Einsatzkraft erlitt die Heckscheibe des Fluchtfahrzeugs einen irreparablen Schaden. Warum einfach, wenns kompliziert auch geht? Zum Beispiel: Der Polizist schoss und zertrümmerte die Heckscheibe.

Oje. Mal ein bisschen an der Schraube gedreht: Im Juristendeutsch könnte man den bekanntesten Satz eines berühmten Märchens so schreiben: Schneewittchen, im folgenden als S. bezeichnet, trat, in der Absicht eine wertende Zusammenstellung der im Lebensmittelpunkt von S. wohnhaften weiblichen Personen zu erstellen, vor die mittels reflektierender Flächen zur Selbstbetrachtung geeignete Einrichtung. Die Gebrüder Grimm wusstens besser: «Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land.»

Ui ui ui. Weiss der Gugger, warum mir diese Werbung aus den Achtziger in Erinnerung geblieben ist. Wahrscheinlich weil der Slogan gleich zweifach falsch ist. Gillette – für das Beste im Mann. Erstens, pardon werte Damen, jetzt mal die Augen zu und durch, erstens also, weil viele beim Besten im Mann (eigentlich am Mann), an den Penis denke, Verlängerung oder so. Für sowas gibt es ja verschiedene Herstellerfirmen. Gillette gehört nicht dazu. Und zweitens  ist im Bild ein rasierender Mann zu sehen: Rasur geschieht nicht im, sondern am oder allenfalls auf dem Kopf des Mannes. Gillette schäumt zwar gut, schreibt aber schlecht. Vorwort-Schwäche, Kampf mit der Präposition.

So so. Wir bleiben bei der Werbung aus früheren Jahrzehnten. Wir Steinzeit-Automobilisten erinnern uns, dass uns Esso in den Sechzigern aufforderte, den Tiger in den Tank zu packen. Dank diesem carniolen Treibstoff sollten wir wummm mit heissen Felgen oder Pranken von der Tankstelle wegbrausen. Mit dem VW-Käfer? Mit dem Fiat Cinquecento? Oder dem R4? Irgendwie glaubten wir damals noch, dass das Benzin je nach Marke verschieden sei. Der Verfasser bevorzugte BP. Unterdessen wissen wirs besser. Und die Werber auch. Treibstoff wird nur noch per Preis und Rabatt beworben.

Hm. Eigentlich sollten Begleittexte zu Kunstausstellungen dem Publikum helfen, das Ausgestellte zu begreifen, klar und deutlich, verständlich und informativ. Die Texte müssen nicht der Kollegenschaft imponieren und nicht die Gelehrsamkeit der Autorin dokumentieren. In den letzten Jahren hat sich die Situation verbessert. Die Texte sind auch für uns Normalbesucher verständlich geworden. Aber nicht alle. Als Beispiel ein Ausschnitt aus einem Text, mit dem die Berner Kunsthalle letztes Jahr über eine ihrer Ausstellungen informieren wollte.

Ach so. Im tiefen dunklen Schilderwald beidseits der Strassen wächst allerlei sonderbare Gehölz. Diese Tafel hier soll Autolenkerinnen und -lenkern den richtigen Weg weisen. Wir vermuten, dass sich die Automobilisten heillos verirren.

Aha.  Die Jugend hat Ausdrücke, bei denen wir Ältere  verständnislos aus der Wäsche gucken. Ūber den Schweizer Slang informiert das Internet reichlich. Hier ein paar Beispiele aus Österreich, aus Wien. Ich nehme an, dass nicht nur hiesige Senioren, sondern auch heimische Kids Übersetzungshilfe benötigen. Hier ist sie.
Der Gammelbot mit Pornobalken und Mundgulli nietscht. Na, irgendetwas klar? «Der Langweiler mit dem Schnauz und Mundgeruch redet intellektuell daher.» Weitere Wortschöpfungen: Fusshupe = kleiner Hund; Himmelhenne = Nonne; Mafiatorte = Pizza; Optikermenü = Linsensuppe; Pippi Langstrumpf = Kondom.

Bildnachweise: Freepik, Peter Steiger

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