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Wo sich Amphibien wohlfühlen

Erstmals gibt es quantitative Empfehlungen der Wissenschaft, wenn es um den Aufbau neuer Infrastrukturen für den Amphibienschutz geht. Forschende der Eawag, der WSL und der info fauna karch hat die optimalen Bedingungen für das Leben zwischen Wasser und Land analysiert.  

Wie viele Teiche sollen wir anlegen? Wie sollen sie aussehen? Und wo ist ein guter Standort? Das sind die häufigsten Fragen von Fachleuten aus der Naturschutzpraxis, wenn es um Amphibien geht. «Endlich haben wir ganz konkrete Empfehlungen», sagt Helen Moor, Biologin und Leiterin der Eawag-Forschungsgruppe Ökologische Modellierung. Im Rahmen der Forschungsinitiative Blau-grüne Biodiversität hat sie mit Forschenden des Wasserforschungsinstituts Eawag, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und des Informationszentrums der Schweizer Fauna info fauna karch nach einfachen Messgrössen und konkreten Empfehlungen gesucht, um der Praxis nützliche Instrumente für die Planung und den Aufbau neuer ökologischer Infrastrukturen durch den Bau von Teichen an die Hand zu geben.

Zwei bis vier besiedelte Teiche pro Quadratkilometer

«Wenn man einen Standort für einen neuen Teich sucht, sollten in einen Umkreis von rund 560 Metern  bereits zwei bis vier Teiche oder Feuchtgebiete vorhanden und von der Art, die man fördern will, besiedelt sein», fasst Helen Moor die wichtigste Empfehlung zusammen. «Dann sind die Chancen sehr gross, dass die gewünschten Amphibien in den neuen Teich zuwandern und ihn auch langfristig als Lebensraum annehmen.»

«Neue Teiche oder Feuchtgebiete sollten eine Wasserfläche von mindestens 100 Quadratmetern haben. Dann sind sie gute Laichgebiete für die meisten Amphibien», ergänzt Helen Moor. «Unser Sorgenkind, die Kreuzkröte, fühlt sich besonders wohl, wenn mehr als 1000 Quadratmeter vorhanden sind.» Hilfreich für die gefährdete Krötenart wären Amphibienlaichgebiete, die immer wieder grossflächig überschwemmt werden, im Sommer aber auch wieder austrocknen. Teiche, die gelegentlich austrocknen, sind für viele Amphibienarten vorteilhaft, da Fressfeinde wie Libellenlarven oder Fische dort nicht überleben.

Geburtshelferkröte bei der Paarung. Foto: Thomas Reich, WSL

Offene, leicht bewaldete Umgebung

«Die Umgebung der neuen Teiche sollte offen und nicht mehr als ungefähr zu 50 Prozent bewaldet sein», ergänzt Helen Moor ein weiteres Kriterium. Wälder sind einerseits wichtige Lebensräume für die Amphibien, so bald sie das Wasser verlassen haben. Andererseits brauchen einzelne Arten wie die Geburtshelferkröte in der Nähe des Gewässers sonnige Böschungen mit sandigem, grabbarem Boden, Steinhaufen oder Trockenmauern. Diese Krötenart paart sich an Land bei einer selbstgebauten, feuchtwarmen Wohnhöhle des Männchens. Die Männchen wickeln die Gelege anschliessend um ihre Hinterbeine und tragen sie erst dann zum Gewässer, wenn die Eier reif sind. Kurze Zeit nach dem Wasserkontakt schlüpfen dann die Kaulquappen.

Bitte keine Goldfische!

«Mit den konkreten Empfehlungen für den Bau von ökologischen Infrastrukturen wie Netzwerken von Teichen wollen wir die Praxis unterstützen, die Vielfalt an Amphibienarten zu fördern», sagt Helen Moor. Neue blau-grüne Lebensräume anzulegen, ist eine sehr effiziente Massnahme, um der lokalen Biodiversität insgesamt etwas Gutes zu tun.

Kleine Gewässer sind ausserdem relativ einfach zu bauen und können in intensiv genutzte Landschaften integriert werden. «Ähnlich wie Hecken lassen sich Teiche einfach am Rande von Ackerflächen einfügen», sagt Helen Moor. «Oder auch im Siedlungsraum in Parks und Gärten. Aber bitte keine Goldfische im Teich! Die lieben Froschlaich und fressen die Gewässer nur wieder leer.»

Datengrundlage der Studie

Die Grundlage der Studie war die langjährige Datenreihe eines Monitoring-Programms des Kantons Aargau, das den Bau von hunderten von Teichen seit über zwanzig Jahren begleitet. Beobachtet werden zwölf Amphibienarten: Geburtshelferkröte, Teichmolch, Kammmolch, Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Laubfrosch, Wasserfrosch, Bergmolch, Teichmolch, Erdkröte, Grasfrosch und Seefrosch, wobei die sieben erstgenannten Arten stark vom Rückgang betroffen sind.

Bärbel Zierl, Eawag (gekürzter Beitrag)
Titelbild: Amphibienweiher bei Bremgarten. Foto: Thomas Reich, WSL
Forschungsinitiative Blue-Green Biodiversity

 

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