Der Mann mit der Draisine musste strampeln. Der Mann mit dem E-Bike hats leichter. Wir bleiben in der Gegenwart und zeigen die Unterschiede zwischen den 25er und 45er E-Bikes. Ein Verkehrsexperte weiss, wo Gefahren lauern.
Fast jedes zweite in der Schweiz gekaufte Zweirad ist ein E-Bike. Vor allem Seniorinnen und Senioren entscheiden sich für die elektrische Hilfe. Die wichtigste Entscheidung ist die Wahl zwischen einem E-Bike mit E-Unterstützung bis 25 km/h und einem Rad, das bis 45 km/h elektrischen Schub erhält. In den allermeisten Fällen ist für Ältere die schwächere Version empfehlenswerter. Mit höchstens 25km/h fährt man sicherer, hat weniger Stress, die Wartung ist einfacher und die rechtlichen Hürden sind weniger hoch. Für den Alltag oder gemütliche Ausflüge fahren Senioren damit am besten.
25km/h
Die Vorteile der Tretunterstützung bis 25 km/h
– Kein Führerschein nötig.
– Keine Helm- oder Versicherungspflicht (Helm dennoch dringend empfohlen).
– Leichter und günstiger als 45km/h.
– Zulässig auf Radwegen (auch innerorts, wo erlaubt).
– im Vergleich mit einem 45er Bike einfacheres Handling und leiserer Motor.
– Ideal für gemütliche Fahrten, Stadt, Einkäufe, Freizeit.
Die Nachteile
– Begrenzte Unterstützung – wer schneller fahren will, muss selbst kräftig treten.
– Auf sehr langen oder bergigen Strecken weniger Power.
– Kann bei starkem Gegenwind etwas träge wirken.
45km/h
Die Vorteile der Tretunterstützung bis 45 km/h
– Schnelleres Fahren möglich, zum Beispiel für längere Pendlerstrecken.
– Leistungsstarker Motor – auch bei Steigungen oder Gegenwind sehr effektiv.
– Kann Auto ersetzen, wenn man regelmäßig mittlere Distanzen fährt.
Die Nachteile
– Teurer, auch die Akkus.
– Führerschein nötig (Kategorie M oder höher).
– Höheres Gewicht.
– Versicherungspflicht.
– Gelbes Kontrollschild.
– Helmtragepflicht.
– Stärkere Beschleunigung → anspruchsvolleres Handling
– Weniger komfortabel beim gemütlichen Fahren.
Qualitativ gute E-Bikes bis 25 km/h kosten zwischen Fr. 2000 und Fr. 4000,
jene bis 45 km/h zwischen Fr 3500 und Fr. 7000.
Komfort und Sicherheit. Gute Ausrüstung bringen E-Bikes in Schwung.
Illustration Peter Steiger
Die BFU fordert Helmpflicht für alle E-Bikes
Je älter Velofahrende sind, desto schlimmer sind die Folgen von Unfällen. Der BFU-Verkehrsexperte Christoph Jöhr wünscht im Namen der Beratungsstelle, dass alle Fahrerinnen und Fahrer von E-Bikes Helme tragen.
Seniorweb: Welche Fahrfehler begehen Senioren und Seniorinnen am meisten?
Christoph Jöhr: Sie verunfallen häufig wegen Unaufmerksamkeit, fehlerhafter Fahrzeugbedienung oder Vortrittsfehlern – insbesondere an Kreuzungen. Viele Unfälle passieren zudem ohne Beteiligung anderer, etwa durch Stürze oder Ausrutschen.
Wie unterscheiden sich ältere und jüngere Senioren und Seniorinnen?
Es gibt klare Differenzen. Bei den 65- bis 74-Jährigen spielen Alkohol und Risikoverhalten noch öfter eine Rolle, während bei den über 75-Jährigen gesundheitliche Einschränkungen, abnehmende kognitive, sensorische und motorische Fähigkeiten und Überforderung im Verkehr zunehmend zu Unfällen führen.
Zeigt sich das auch bei den Folgen der Unfälle?
Mit steigendem Alter nimmt auch die Schwere der Verletzungen deutlich zu.Das Risiko schwerer oder tödlicher Unfälle mit E-Bikes steigt mit zunehmendem Alter deutlich. Personen ab etwa 75 Jahren sterben nach Unfällen mit Velo oder E-Bike etwa zehnmal häufiger als unter 45-Jährige. Bereits ab Mitte 50 nimmt die Letalität spürbar zu – die Gefahr bei E-Bike-Unfällen tödlich verletzt zu werden, beginnt also nicht erst im hohen Alter.
Erachten Sie eine Fahrprüfung für Senioren und Seniorinnen mit den bis 45 kmh schnellen E-Bikes als sinnvoll?
Die BFU fordert aktuell kein Obligatorium von E-Bike-Fahrkursen. Wir empfehlen aber, dass insbesondere ältere oder ungeübte Fahrerinnen und Fahrer einen freiwilligen E-Bike-Fahrkurs besuchen.
Für diese schnellen E-Bikes sind Helme obligatorisch, für die langsameren Bikes sind sie bloss empfohlen. Soll die Helmpflicht auch auf die langsameren E-Bikes ausgedehnt werden?
Die BFU fordert eine Helmpflicht für alle Altersgruppen auch bei langsamen E-Bikes.
Verbessern mehr Vorschriften die Verkehrssicherheit?
Eine verstärkte Regulierung von Fahrzeugen kann zur Verkehrssicherheit beitragen. Bei den kleinen E-Rollern besteht angesichts der aktuellen Unfallzahlen jedoch kein dringender Handlungsbedarf. Schwere Unfälle mit E-Trottinetten und langsamen E-Bikes kommen viel häufiger vor.
Hin und wieder sieht man Senioren, die sich beim Gehen auf ein Velo stützen und dieses als Rollatorersatz benützen. Die BFU hat wohl keine Freude an diesem Behelfsmittel.
Das Velo ist kein Rollator-Ersatz. Ein Rollator ist speziell entwickelt, um sicheren Halt zu geben, leicht zu bremsen und bei Bedarf stehenzubleiben oder sich darauf auszuruhen. Wer beim Gehen oder im Gleichgewicht unsicher ist, sollte besser auf erprobte Gehhilfen wie einen Rollator zurückgreifen, die deutlich mehr Sicherheit bieten.
Vor allem bei Älteren stossen Leichtmotorräder wie E-Roller auf Widerstand. Sie dürften nur bis 25 km/h schnell sein, sind aber leicht zu tunen. Sie haben kein Kontrollschild und erregen mit ihren fetten Pneus aufsehen. Würden striktere Auflagen was bringen?
Vorschriften können zu der Verkehrssicherheit beitragen, machen das aber nicht per se. Bei den kleinen E-Rollern besteht angesichts der aktuellen Unfallzahlen aus BFU-Sicht kein dringender Handlungsbedarf. Schwere Unfälle mit E-Trottinetten und langsamen E-Bikes kommen viel häufiger vor.
Ohne Kontrollschild kann man die getunten E-Flitzer kaum erfassen.
Eine Kontrollschildpflicht kann prüfenswert sein, damit sich getunte Fahrzeuge einfacher identifizieren lassen. Um den zusätzlichen administrativen Aufwand bei den Zulassungsbehörden zu begrenzen, wären jedoch schlanke Lösungen nötig.
Immer dichterer Schllderwald, immer mehr Massnahmen, ist das die Lösung?
Die höchste verkehrssichernde Wirkung kann man erreichen, wenn Massnahmen gezielt und evidenzbasiert definiert werden und konsequent umgesetzt werden. In diesem Fall wären das der Ausbau sicherer und normgerechter Veloinfrastrukturen, eine Helmpflicht für alle Leichtmotorfahrräder oder die Förderung von Leuchtmitteln, die die Sichtbarkeit im Strassenverkehr erhöhen.
Christoph Jöhr, 45, leitet die Abteilung Verkehrsverhalten bei der BFU. Damit ist er zuständig für die Umsetzung von verhaltenspräventiven Massnahmen im Bereich Strassenverkehr.
Beratungsstelle für Unfallverhütung. Infos für Seniorinnen und Senioren
So hats angefangen: Strampeln statt Elektro, Buster Keaton auf dem Holzrad
Wir ergänzen den Draisinenfahrer auf dem Titelbild am Anfang mit einem Video. Zu sehen ist Buston Keaton in einem Ausschnitt aus dem 1923 erschienenen Stummfilm «Our Hospitality» («Verflixte Gastfreundschaft»). Der Film enthält einige gefährliche Stunts, die Keaton selbst übernahm. In den Zwanzigerjahren waren Draisinen längst nicht mehr gebräuchlich. Die Filmkomödie handelt von einem Familienstreit aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Video: Wikimedia Commons

