StartseiteMagazinKolumnenEchte und unechte Sprachbilder

Echte und unechte Sprachbilder

«Was geht, was bleibt» hiess der Jahresendbeitrag der Seniorweb-Redaktion. Was bleiben soll – unbedingt! – ist guter Journalismus, klar, wahr und investigativ. Und sprachlich perfekt.

Es gibt Ausdrücke, die könnten gehen: Nichtsdestotrotz zum Beispiel, ein Wortgeklüngel, das von übermütigen Sprachstudenten aus «nichtsdestoweniger» und «trotzdem» zusammengeschustert und dann dankbar von Journalisten übernommen wurde.

Grünes Licht für ein Rotlichtviertel

Oder all die grünen Lichter, die freien Fahrten, die Latten, die hoch gelegt werden und vor allem die Katastrophen, die keine sind, die lassen wir im alten Jahr zurück. Der Felssturz in Bondo, das war eine Katastrophe. Aber die abverheiten Muffins zu Silvester sind es nicht. Die freie Fahrt für die neuen Uniformen der Blasmusik, dank des grünen Lichts des Säckelmeisters, das sind Sprachbilder mit Sprachfehlern, sozusagen.

Und erst die Latte. Die liegt bei Roger Federer ebenso hoch wie bei der Bewerbung um eine Lehrstelle. Auch wenn keiner weiss, wo genau beim Tennis diese ominöse Latte liegt. Oder ob sie beim Bodenlegerlehrling und beim Fensterputzer gleich hoch sein muss. Sprachbilder machen einen Text zwar lebendig und farbig, aber sie müssen stimmen. Sonst sind sie höchstens zum Schmunzeln – oder eben ein Ärgernis. «Das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht» gehört zur ersten Kategorie. Die frei fahrenden Uniformen eher zur zweiten.

Buchstäblich auf dem Holzweg

Buchstäblich wird oft und gerne – und oft falsch – benutzt. Wenn es buchstäblich regnet, als wärs die Sintflut, wird man ziemlich nass, das stimmt. Wenn es buchstäblich Katzen hagelt, liegt man falsch. «Katzen hageln» wird im übertragenden Sinne verwendet, buchstäblich hat da nichts verloren, ist ein reines Füllwort. So wie bei «das war wahrlich lustig», » er hat wirklich sehr gelacht». Untersuchungen haben ergeben, dass Zeitungen immer schneller, in immer kürzerer Zeit gelesen werden. Also weg mit den Füllwörtern! Sie gehören heute buchstäblich zum alten Eisen – äh, also ins Altmetall, ohne buchstäblich.

Was bleiben wird, weil nicht auszurotten, ist das Geschwurbel. Wenn ein Journalist sprachlich nicht mehr weiter weiss, dann braucht er ganz viele, ganz komplizierte Sätze, um diesen Umstand zu verschleiern. Das tönt dann etwa so: Zur Eröffnung des Yves Saint Laurent-Museum in Marrakesch wurde der Meister gewürdigt: «Seine Adoption von Männerkleidung in der Damenmode … « Gut, ist vielleicht einfach ein Flüchtigkeitsfehler. Wie schnell sind Adoption und Adaption verwechselt!

Schreiben, dass es keiner versteht

Aber dann geht es weiter: «Ein Kostüm, dessen Stickereien (…) rituelle Skarifikationen evozieren». Ist zwar nicht falsch, diese Beschreibung der Stickereien, die den in manchen Völkern verbreiteten rituellen Narben nachempfunden sind. Aber in einem normalen Text in einer normalen Zeitung haben solche Sätze nichts zu suchen. Bildungsexhibitionismus haben wir dem jeweils gesagt.

Zumal wenn es dann so weitergeht: «Das Museum ist weniger ein einbalsamiertes Mausoleum denn ein Kulturzentrum». Da wurde die Bildung dann ganz gut versteckt. Zwar können in einem Mausoleum einbalsamierte Verstorbene liegen. Aber gleich die ganze Grabstätte einbalsamieren? Das haben nicht mal die alten Ägypter geschafft.

Presskopf und Presshuhn

Zuletzt noch ein Sprachbild aus der Küche: das Presshuhn. «Da gibt es diese dicken, fetten Presshühner aus dem Elsass», schreibt ein Gastrokritiker und sorgt damit bei Feinschmeckern für Gänsehaut. Zwar muss ein Journalist kein Küchenprofi sein, aber googeln, das sollte er zumindest können. Und etwas Vorstellungsvermögen haben.

Dann käme er vielleicht auf die Idee, dass dicke, fette Hühner, flach- und ausgepresst, keine Delikatesse sein können. Im Gegensatz zum Bressehuhn oder der Poularde de Bresse, einer Hühnerrasse aus Frankreich, die nur mit Getreide gemästet wird. Dick und fett ist dieses jung geschlachtete Geflügel und butterzart. Keine Spur von flachgedrückt und ausgepresst.

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