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Gartenwunder im Wundergarten

Während die Gemüsezüchter und Obstbauern Ernteausfall beklagen, haben die Frosttage im April meinen Garten reich gesegnet.

Das Gärtnern begann bei mir mit rund fünf Jahren. Im Heimatdorf meiner Mutter, wo ich oft und gern Ferien auf dem Bauernhof bei den Verwandten machte, gingen wir mit den Cousinen und Cousins in den Kindergarten, damit die Erwachsenen mit der Feld- und Stallarbeit vorankamen. Geleitet wurde er von einer strengen Diakonisse, kein Wunder, sie betreute rund vierzig Kinder von zwei Jahren an bis zur Schulpflicht. Um die alte Villa gab es einen Garten, vor allem mit einem weitläufigen Kiesplatz. Hier galt es wöchentlich zu „greslen“, d.h. die Unkräuter und Gräser zwischen dem Kies auszureissen.

Ein geordneter Garten sieht wohl anders aus: die Brombeeren wachsen vom Spalierdraht abwärts, die Himbeeren vom Boden aufwärts.

Später wurden meine Eltern Gartenbesitzer, wir Kinder die Hilfskräfte, Kies rechen, Himbeeren pflücken, einen Salat holen, Zwetschgen auflesen undsoweiter. Meine Lieblingsbeschäftigungen waren diese kleinen Pflichten nicht, mir grauste vor Nacktschnecken (das ist mir geblieben) und Maden in Früchten und Beeren. Aber Bio wars damals ganz gewiss.

Lange Jahre ohne Garten folgten, aber die jeweilige Balkonbepflanzung wurde immer üppiger, bis ich wiederum in einem Haus mit Garten, einem verwilderten mit altem Obstbaumbestand lebte. Mit Gemüse war gar nichts, zuviel Schatten, zuviele Schnecken, nicht mal eine Rhabarberstaude wollte in dem sauren, ausgelaugten Boden überleben. Also liess ich die Beerensträucher meiner Vorgänger leben und bekam regelmässig genug Himbeeren, Johannisbeeren und andere mehr für den Eigenbedarf der Familie. Aber letztes Jahr hätte ich fast aufgegeben: den Himbeeren machten die Wühlmäuse fast den Garaus, ich konnte Staude um Staude wurzellos aus dem Boden ziehen, dem Himbeerkäfer und seinen Maden wurde ich kaum mehr Meister (ausbreiten auf dem Küchentisch, die Würmli verlassen ihre Beere), die Brombeeren wurden von der Kirschessigfliege befallen (kompostieren), und die Reben waren von einem Pilz befallen und hatten kaum angesetzt.

Noch dauert es Wochen, bis die Traubenbeeren sich blau verfärben.

Widerwillig nahm ich den Kampf mit den Wühlmäusen auf – sie hatten auch zweihundert Tulpenzwiebeln, einen Gartenmohn und den rosa Phlox aufgefressen – ohne Lust schnitt ich die Reben und die Brombeeren zurück – kurz, mein Spass am Gärtnern war aus und vorbei. Als nach dem Winter die eiskalten Tage mit dem Schnee kamen, stürzte der schönste Apfelbaum in Nachbars Garten, dessen Früchte mir jeweils blieben (Nachbars kaufen das Obst lieber im Laden), unter der Schneelast um und wurde von Gärtnern bald zerkleinert und weggeführt. Der Blust meiner seit langem nur wegen der Vögel stehen gelassenen Obstbäume war erfroren, auch die Himbeeren und die eben ausgetriebene Rebe, von der Glyzinie nicht zu reden.

Da reifen sie, und teilen muss man allenfalls mit einer Wespe

Nach ein paar Wochen dann die wunderbare Verwandlung: Die Rebe an der Hauswand trägt mehr Trauben denn je, und erst noch solche mit grösseren Beeren als in den Vorjahren. Die Himbeeren produzieren laufend neue Blüten, und jetzt im August kann ich jeden Tag eine kleine Schale ernten, während die Bienen fleissig bestäuben. Vom Himbeerkäfer dagegen ist keine Spur. In früheren Jahren hätte ich die Stauden längst geschnitten. Zugleich sind die Brombeeren reif, aber die Essigfliegen sind wohl erfroren oder sonstwie umgekommen. So macht das Gärtnern wieder Freude, und ich denke darüber nach, ob ich einen Apfelbaum pflanzen soll.

Fotos: E. Caflisch

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