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Mit dem Nachtzug an die Nordsee

Nicht das Flugzeug, nicht das Auto, nein der Nachtzug vermittelt uns am stärksten das ursprüngliche Gefühl, auf Reisen zu gehen.

Die Reise an die Nordsee beginnt in einem rumpelnden, ratternden, schüttelnden und schunkelnden Waggon. Ohrenstöpsel leisten hier gute Dienste, sie dämpfen den Lärm. Unbeschreiblich ist jedoch dieses wunderbare Gefühl, im Zug wie auf einem Schiff in bewegter See zu reisen. Das Schaukeln wiegt mich in den Schlaf, manchmal höre ich die Räder quietschen, in schlafenden Bahnhöfen ziehen Lichter vorbei, unverständliche Ansagen, die uns nicht betreffen, ertönen aus der Ferne.

Für uns Schweizerinnen und Schweizer im Herzen Europas ist das Meer ein besonderes Reiseziel. Wir können wählen, ob wir lieber zum Baden und Faulenzen nach Süden an die Wärme fahren oder die Gegenrichtung vorziehen und uns dem rauen nördlichen Klima aussetzen wollen. Ich hatte schon lange Gefallen gefunden an der Nordsee mit ihren wechselnden Wetterfronten, dem unendlichen Horizont und dem Wattenmeer in seiner aparten Schönheit. Dahin zog es mich wieder einmal.

Der Weg nimmt so viel Zeit in Anspruch, dass sich der Nachtzug nach Hamburg empfiehlt. Am Abend in Basel oder Zürich einsteigen und am nächsten Morgen aussteigen, entspannt und gespannt auf Land und Leute – das fühlt sich schon wie Ferien an, dazu spart man eine Übernachtung.

Von aussen sieht ein Nachtzug fast so aus wie ein gewöhnlicher traditioneller Schnellzug, weniger modern als ein ICE. Will die Deutsche Bahn diese Züge nicht mehr erneuern, droht deshalb den Nachtzügen das Damoklesschwert der Streichung aus dem Fahrplan? Alle Liebhaber dieser Art des Reisens wünschen sich, dass noch Rettung möglich ist. Die bestehenden Züge werden von vielen genutzt. Da drängeln sich die Reisenden beim Einsteigen: Nicht nur Koffer werden hochgestemmt, auch dick gepackte Rucksäcke, Fahrräder, Zelte und viele andere Gepäckstücke wollen irgendwo sicher verstaut werden.

Schliesslich stehe ich in meinem Abteil und vor meiner Liege, finde ein weisses, sauberes Kopfkissen und ein Betttuch, praktisch zusammengenäht, so dass es als Unter- und Oberlaken dient, und eine Decke, denn auch im Sommer kann es kühl werden. Der Platz im Sechser-Abteil ist knapp bemessen, nicht alle können gleichzeitig ihre Liege zurechtmachen, aber schliesslich liegt jede Frau – ich reise in einem Frauenabteil – im richtigen Bett.
Der Zug ist schon längst abgefahren.

Am Morgen kommen wir in Hamburg an, auch
dies ein verlockendes Reiseziel. Aber mich zieht
es weiter, die Nordsee ist noch gut 100 Kilometer
weit entfernt. Der Zug nach Cuxhaven steht
schon bereit, und nun geht es über das flache
Land Niedersachsens. Grüne Wiesen und Felder, dazwischen Baumreihen, Kühe, viele Schafe, Windgeneratoren und manchmal Kirchtürme, ganz selten eine kleine Erhebung, wohl nicht höher als 30 bis 50 Meter über dem Meeresspiegel.

Blick aufs Meer mit der Hallig Neuwerk im Hintergrund

Und dann die Nordsee! Diese Weite! Dieses Licht! Dieser Himmel! Und immer weht eine frische Brise. Hier sucht man sich sorgfältig windgeschützte Stellen hinter den Dünen zum Sonnenbaden und ins Wasser geht’s nur, wenn die Flut es erlaubt. Wer im stets kühlen Meer baden will, informiert sich über die Tidezeiten: Hoch- und Niedrigwasser sind in jedem Fall zu beachten.

Pferdewagen auf der Rückkehr von Neuwerk, wohin man durchs Watt wandern kann. Die Insel gehört trotz einer Entfernung von ca. 100 km zu Hamburg. Der Leuchtturm ist das älteste Gebäude der Hansestadt.

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