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Unkaputtbar ist einfach unkaputtbar

Es ist wie ein Kampf gegen Windmühlen. Oder gegen Sprache, die aus der Werbung kommt. Die ist einfach unkaputtbar – weshalb sonst wird dieses unsinnige Wort immer wieder verwendet?

Ich habe es in meiner Kolumne auch schon geschrieben und mache es jetzt nochmals: Unkaputtbar ist sprachlicher Nonsens, auch wenn es jeder versteht. Von Adjektiven können keine Ableitungen mit der Endung -bar gebildet werden, das geht nur von Verben – heilbar, essbar – oder von (wenigen) Substantiven. Schandbar zum Beispiel. Aber zur Schande kommen wir noch.

Unkaputtbar ist ein Wort aus der Werbung. Coca Cola verwendet es ersmals 1990 bei der Einführung ihrer ersten Pet-Flasche: Unkaputtbar! Es war ein Werbegag, einer mit einem langen Leben allerdings und einigem Durchsetzungsvermögen.

Lebewesen ausgenommen

Und doch gibt es noch Grenzen. Auch wenn Flasche, Automotoren, Spielzeug, Haushaltgeräte oder sogar Beziehungen mit dem Unwort versehen werden, ein Hamster, ein Lebewesen, darf einfach nie unkaputtbar sein. Der Umkehrschluss wäre ja dann, dass man sagt, mein Hund, meine Katze – letztlich, sogar mein Kind – seien kaputt gegangen. Und soweit reicht die sprachliche Verluderung dann doch nicht.

Dabei gibt es doch genug Adjektive, die denselben Sachverhalt korrekt umschreiben: unverwüstlich, robust, stabil, unzerbrechlich, unzerstörbar. Zäh oder langlebig würde sogar beim Hamster passen. Untot weniger, denn dann hätte er Vampirzähne.

Apropos tot. «Sie schrieb das Buch, bevor sie sich das Leben nahm». Eine traurige Geschichte und eine völlig unnötige Anmerkung. Oder glaubt wohl jemand, die Autorin habe das Buch erst nach ihrem Freitod geschrieben?

Eine Schande ist das!

Schändung ist eine Schande und doch nicht dasselbe. Deshalb macht sich eine Person, die wehrlose Kinder missbraucht, der Schändung schuldig, nicht der Schande. Aber es ist eine Schande, wenn es falsch in der Zeitung steht. Denn Schändung – ob jetzt von Personen, Tieren, Leichen oder Kunst – ist ein Straftatbestand. Soviel Sprachgefühl und Fachwissen sollte in einer Redaktion vorhanden sein.

Schnell abnehmen

Zum Schluss noch etwas zum Frühling. Mit der leichteren Kleidung kommt beim Einen oder der Andern etwas Winterspeck zum Vorschein. Deshalb hier das Rezept für eine Wunderdiät. In der Zeitung gefunden: «Sie machte sich über das Übergewicht der Frau her, bis diese sich in Tränen auflöste.» Also wenn man die Tränen rechtzeitig stoppen könnte, bevor man sich ganz aufgelöst hat, dann würde sich ja wohl noch manch einer etwas beschimpfen oder auslachen lassen. «Sie» war übrigens nicht etwa eine Löwin oder sonst ein Wesen, das sich gerne über ein Stück Fleisch hermacht, «sie» war die Gesprächsleiterin in einer Diskussionsrunde. So amüsant kann Zeitungslektüre sein.

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