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Zur Freiheit verurteilt

Der französische Philosoph und Schriftsteller Jean-Paul Sartre: Der Mensch ist, wozu er sich erwählt und macht.

Jean-Paul Sartre, geboren im Jahr 1906, hat der Existential-Philosophie eine weltweite Resonanz verschafft, wobei es mit den Jahren so weit gekommen war, dass man unter Existentialismus nur verstand: Sich von allen Bindungen zu befreien. Den Sinn des Lebens selbst zu bestimmen. Streben nach dem Ideal des «Für-sich-Seins». Doch weil dies eh nicht zu erreichen sei, gebe es nur eins: ausleben.

«Wir müssen unsere Leidenschaften ausleben, ehe wir sie spüren».

Was Sartre selbst unter Existentialismus verstand? Eine totale Verantwortlichkeit des Menschen, ohne Gott, Lebensbewegungen und Bedingtheiten ohne Gnade, ohne Reue. Sie wurden von Sartre als moralische Kategorie abgelehnt. Sein Denken, Schreiben und Wirken sollten nichts anderes sein als Existenz-Realisierungen. «Nichts, was für sich da ist». Kein Selbstzweck, sondern so von Sartre gestaltet, dass sie mit der Zeit immer «welthaltiger» werden.

«Der Mensch macht sich zum Menschen, um Gott zu sein, könnte man sagen».

Um den Kerngedanken seiner Philosophie mit dieser rigorosen Einseitigkeit zu verstehen, bieten sich wohl seine Romane und seine Theaterstücke eher an als das, was aus seinen philosophischen Werken bekannt geworden ist.

Beispiel: Jean-Paul Sartres «Geschlossene Gesellschaft». Die Uraufführung dieses Schauspiels mit dem französischen Original-Titel «Huis clos», ein Einakter, fand im Mai 1944 in Paris statt. Das Stück ist immer noch aktuell.

«Ein grosser Teil der Sorgen besteht aus unbegründeter Angst».

Garcin, Inés und Estelle kommen in diesem gleichnishaften Schauspiel nach ihrem Tod in die Hölle. Es ist ein Hotelzimmer, schauderhaft möbliert, das grelle Licht brennt ununterbrochen. Bewusst ist ihnen allen, dass sie in der Hölle sind. Alle drei haben aber einiges auf dem Kerbholz, haben eine verlogene Lebensgeschichte, mustern und taxieren sich gegenseitig, beobachten unentwegt ihre Mitmenschen, schauen sich um nach Folterknechten, suchen die von ihnen vermuteten Folterwerkzeuge. Aber es gibt sie nicht. Man braucht sie nicht.

Für die drei Personen, die sich im Leben nie begegneten, wird dieses Zusammensein zur Hölle, da sie erleben, dass sie sich in die totale Abhängigkeit von Anderen begeben haben. Allein die Blicke der Anderen machen die Anderen zum Objekt, löst in einem jeden fundamentale Veränderungen aus. «Es gibt eine Menge Leute auf der Welt, die in der Hölle sind, weil sie zu sehr von deren Urteil abhängig sind» (Jean-Paul Sartre).

Im Laufe des Gespräches, das die drei führen, stellt Garcin klar: «Also das hier ist die Hölle. Ich hätte es nie geglaubt… Wisst ihr denn noch: Schwefel, Feuer, Scheiterhaufen, der Rost … Ein Rost ist gar nicht nötig… Die Hölle, das sind die Anderen».

«Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg entdecken».

Es gibt die Hölle für all die Menschen, die nicht verstehen, ein Für-sich-Sein zu leben, sondern sich beständig im Ausser-sich-Sein vorzufinden, bejaht von der Freiheit der Anderen. Doch eine Freiheit, die sich im Anderen verliert, zerstört sich als Freiheit.

Sartre will nicht die Hölle nachstellen, sondern das tatsächliche Leben. Er stellt die Freiheit dar als jene «kleine Bewegung», die durch Zufall aus einem völlig «gesellschaftlich bedingten Wesen einen Menschen macht, der nicht in allem das darstellt, was von seinem «Bedingtsein herrührt.»

«Antworten sind leichter als Fragen».

Das einzige, was man für seine Freiheit tun kann, ist zu versuchen, aus dem Zufalls-System herauszukommen, um sich selber zu schaffen. «Denn niemand kann leben ohne sich zu schaffen, das heisst, ohne auf das Konkrete hin zu überschreiten, was man aus ihm gemacht hat».

L’argent n’a pas d› idées».

Summa: Der Mensch ist verurteilt, frei zu sein – Existenz und Freiheit sind identisch – Der Mensch ist, wozu er sich erwählt und macht – Lassen wir uns nicht auf unsere Vergangenheit festlegen – Niemand kann leben ohne sich zu schaffen – Nötigungen in Form von Blicken sind starke Ursachen für das Höllische – In unserem Leben ist nicht irgendetwas vorgeschrieben bzw. festgeschrieben – Der Mensch ist sich selbst Massstab – [Sämtliche Zitate: Jean-Paul Sartre].

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