StartseiteMagazinKolumnenTod, wo ist dein Stachel?

Tod, wo ist dein Stachel?

Der Tod des Extrembergsteigers Ueli Steck löste weltweit Betroffenheit aus – und kontroverse Fragen über Sinn und Unsinn von Grenzerfahrungen.

Ueli Steck kletterte in neuen Dimensionen und hatte im Himalaya ein Übersteigungsziel, das ihn endgültig zur Legende hätte werden lassen, aber letztlich kostete ihn ein Fehltritt oder ein unwägbares Naturereignis auf einer Vorbereitungstour am Nuptse auf über 7000 m. das Leben. Heute ist er in seinem geliebten Nepal in einem buddhistischen Kloster eingeäschert worden.

Hochleistungssportlern begegnen wir mit zunehmendem Misstrauen, zumal jüngere Entlarvungen den medizinischen Missbrauch von Hilfsmitteln in beängstigendem Masse offengelegt und flächendeckendes Doping durch totalitäre Staaten angeprangert haben. Aber hier gilt es zu differenzieren. Der Extremkletterer Ueli Steck gehört in eine andere Kategorie. Er war sportlich und menschlich eine Ausnahmeerscheinung, was in diesen Tagen von Weggefährten, Freunden, aber auch kritischen Journalisten durchs Band bestätigt wird. Reinhold Messners Hochachtung vor seinen hochalpinen Leistungen, welche früher aufgrund technischer Voraussetzungen gar nicht gegeben waren, ist die eine unverbrüchliche Stimme. Oswald Oelz, früher Chefarzt am Zürcher Triemlispital, auch Alpinist und Verfasser von Kletterbüchern und Freund des Verunfallten, eine andere, und Bernhard Russi, auch er ein Kletterfreund Stecks, gibt ein beredtes Zeugnis ab über dieses gewissenhafte, redliche, seine Touren minutiös planende und mit allen Sinnen seiner Begeisterung für die Bergwelt zugewandte Vorbild.

Der tödlich verunglückte Ueli Steck in seinem Element

Reinhold Messner bewegt sogar die Frage, ob Ueli Steck mit seinem Probeaufstieg auf den Nuptse, dem Nachbarberg des Everest, nicht ein grosses Übersteigungsziel geheim hielt, nämlich das sog. Hufeisen mit dem Dreigestirn Nuptse – Lhotse – Everest in Angriff zu nehmen. Wir werden es nie erfahren. Er begegnet auch Angriffen auf das „Speedclimbing“, das von Steck forcierte Schnellklettern, das nichts mit Rekorde jagen zu tun habe, sondern eine Voraussetzung dafür sei, zwei Achttausender en suite ohne Sauerstoff zu bezwingen. Der Alpinismus habe sich immer wieder neue Grenzen gesteckt und Zukunft und Fortschritt seien Brüder und liessen sich nicht aufhalten.

„Der Tod des Bergsteigers war ein Unfall, kein Leichtsinn“, titelt auch „Der Spiegel“ und macht darauf aufmerksam, dass Steck sich an den rapide verändernden Luftdruck auf diesen Höhen systematisch eine aktive Akklimatisierung angewöhnt hatte, um die Gefahr eines drohenden Lungen- oder Hirnödems zu bannen. Er war also alles andere als ein Hasardeur, vielmehr ein getriebener Perfektionist, erfolgshungrig in der Grenzüberschreitung  und laut Oswald Oelz keiner, der es darauf ankommen liess, in den Bergen zu sterben. „Eine Todesahnung konnte ich bei ihm nicht feststellen, ich habe ihn immer als einen sehr optimistischen Kletterer erlebt. Man steigt nicht auf den Berg, um zu sterben. Man steigt auf den Berg, um intensiv zu leben.“  Er sieht ihn auch nicht als Opfer seines Ehrgeizes oder als Süchtigen, selbst wenn er diesen Kick gesucht hat.

Dass nun auch kritische Stimmen und Unverständnis aufkommen, Neid und Missgunst ihn auf seinem einsamen Weg in die Annalen der Alpinismus-Geschichte begleitet haben, ist hinzunehmen. Auch Ikarus ist abgestürzt, weil er der Sonne zu nahe kam. Aber sein Traum hat ihn überlebt. Sich vor Ueli Stecks Lebenstraum und seinem unbeirrten Glauben an seine Mission zu verneigen, scheint letztlich ein Gebot der Stunde.

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