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Gesundheit in Pillenform

So viele Pillen und Pülverchen – und alle ganz harmlos, aber gesund. Wirklich? (B.R.)

Eine Multivitamintablette zum Start in den Tag, dann ein Magnesiumpulver im probiotischen Joghurt und eine Zinkpille gegen Erkältungen. Dazu eine Handvoll Schüsslersalz-Tabletten – für oder gegen etwas. Einfach alles, was gesund ist.

Nahrungsergänzungsmittel liegen voll im Trend und werden, glaubt man den Statistiken, von weit mehr als der Hälfte der Bevölkerung konsumiert. Sie sind ja so gesund und beugen irgendwelchen Mangelerscheinungen wirksam vor. Aber stimmt das wirklich? Braucht es, angesichts der Fülle an Lebensmitteln, der vollen Früchte und Gemüseauslagen in den Läden und auf Märkten, braucht es da noch diese chemischen Zusatzstoffe?

Jein, sagen Ärzte und Ernährungsberater. Wer sich ausgewogen, vollwertig und gesund ernährt, gesund ist, sich regelmässig im Freien aufhält, keinen Spitzensport treibt und nicht auf Medikamente angewiesen ist, braucht keine Ergänzung in Pillen- oder Pulverform. Wer sich hingegen aus irgendwelchen Gründen mangelernährt, also zum Beispiel eine Diät einhalten muss oder will, vegan oder vegetarisch lebt oder, was gerade bei älteren Personen häufig vorkommt, einfach keinen Appetit mehr hat, der kann mit zusätzlich eingenommenen Vitaminpräparaten und Mineralstoffen allfällige Defizite ausgleichen.

Nebenwirkungen

«Nützt nichts, so schadets nicht», mag sich mancher denken. Schliesslich sind die Pillen und Pülverchen frei verkäuflich, also ohne ärztliche Verschreibung zu beziehen. Zum Teil liegen sie sogar in den Regalen der Grossverteiler. Allerdings kann der Grundsatz «Viel hilft viel» trotzdem schaden. So zeigen Studien, dass die Sterblichkeitsrate bei Frauen, die über Jahre Multivitaminprodukte schlucken, tendenziell erhöht ist, oder dass, was in den USA untersucht wurde, Männer nach zu hohe Dosen von Vitamin E, über längere Zeit eingenommen, öfter an Prostatakrebs erkrankten.

Auch Vitamin D-Tropfen, die nicht nur Kindern sondern auch Senioren empfohlen werden, sind nicht ganz harmlos. Älteren wird das «Sonnenvitamin» ja explizit empfohlen. Es soll die Knochen stärken und sich deshalb zur Sturzprophylaxe eignen, gut sein gegen Krebs, Depressionen und Muskelschwäche. Wurde früher regelmässig Vitamin C geschluckt, sind seit einigen Jahren die Vitamin D- Präparate  die Wahl der Stunde. Wenigstens für ältere Personen.

Vitamin D ist empfehlenswert

Aus guten Gründen: Zur Bildung des fettlöslichen Vitamin braucht der Körper Sonnenlicht. Auf der Haut. Und regelmässig. Was in unseren Breitengraden bereits schwierig ist, zumal im Alter, wo der Bikini ja nicht mehr zuvorderst im Schrank liegt. Dazu wird im Laufe der Jahre die Vitamin D-Aufnahme aus dem Darm vermindert. Was heisst: Weil im Körper Vitamin D fehlt, wird eine Substitution, eine Ersatztherapie nötig – Vitamin D-Tropfen.

Pillen, Pülverchen oder Brausetabletten zur Nahrungsergänzung. Machen sie uns wirklich gesünder? (B.R.)

Nur zu viele sollten es nicht sein. Weil Vitamin D die Aufnahme von Kalzium im Darm fördert, kann eine Überdosierung schwerwiegende Folgen wie Nierenversagen und Nierensteinen haben und könnte auch ein Risikofaktor für Herz-Kreislauferkrankungen sein. Wer sich auf die Angaben auf den Beipackzetteln hält, dem schaden die Tropfen aber auf keinen Fall.

Radikalenfänger gegen das Altern

Wer kein Fleisch isst, bei dem wird schnell ein Vitamin B- Mangel diagnostiziert. Alle Vitamine der B-Gruppe wirken aktivierend auf den Stoffwechsel und sind wichtig zur Blutbildung. Zudem sind sie, und das liess sie in den letzten Jahren in Mode kommen, sogenannte Radikalenfänger. Also so kleine Jungbrunnen. Nur: So ganz ohne ist die Einnahme von Vitaminen des B-Komplex doch nicht. Zwar sind sie wie das Vitamin C wasserlöslich – nur einfach so «ausgespült» wird ein Zuviel davon aber nicht. Gewarnt wird vor Leberproblemen, inneren Blutungen oder einer erhöhten Bereitschaft zu Lungenkrebs. Also auch hier: Auf die Dosierung achten und nur bei ausgewiesenen Mangelerscheinungen schlucken.

L-Carnitin, eine Aminosäureverbindung, fördert die Fettverbrennung in den Zellen. Also einfach jeden Tag eine oder mehrere Kapseln schlucken – und das Fett am Bauch wird effizent verbrannt. So ungefähr werden die Pillen, die auch beim Grossverteiler im Regal liegen, auch angepriesen. Nur leider funktioniert unser Körper nicht so simpel. Zum einen wirkt sich L-Carnitin nur in Verbindung mit (viel!) Sport positiv auf die Fettverbrennung aus oder dann, wenn ein relevanten Mangel dieses vitaminähnlichen Wirkstoffes vohanden ist.

Mit Mass dosieren und konsumieren

Es gibt Nahrungsergänzungsmittel, die durchaus empfehlenswert sind. Folsäure für werdende Mütter zum Beispiel, probiotische Joghurts, Selen, das eine zellschützende Wirkung haben soll oder Zink, das im Stoffwechsel und beim Muskelaufbau eine wichtige Rolle spielt und für schöne Haut und Haare sorgen soll. Auch hier gilt: Nicht überdosieren, denn viel hilft nicht viel.

Dass viele der Nahrungsergänzungsmittel nicht in Pillen- oder Pulverform, sondern ganz einfach über die tägliche Nahrung konsumiert werden können, ist ein weiteres, grosses Kapitel. Davon aber in einem späteren Beitrag.

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