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Geschlechtskrankheiten eindämmen

Die globale Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten steigt an. Grund ist auch die steigende Antibiotikaresistenz. Ein internationales Team unter der Leitung der Universität Zürich hat nun eine neue Methode zur Genomsequenzierung entwickelt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) meldet jedes Jahr weltweit Hunderte Millionen neuer Fälle von bakteriellen Geschlechtskrankheiten. Viele Infektionen bleiben aufgrund ihrer oft unauffälligen Symptome unerkannt, was zu weiteren Übertragungen, Folgekrankheiten, Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten führen kann. Angesichts zunehmender Antibiotikaresistenz ist das Verständnis dieser Erreger, die Chlamydien, Gonorrhöe, Syphilis und auch Mycoplasma genitalium verursachen, wichtig und im Interesse der öffentlichen Gesundheit.

Die Herausforderung, diese Infektionen zu verstehen

Die Erforschung der Bakterien, die zu sexuell übertragbaren Infektionen (STI) führen, ist schwierig. Die Erreger können meist nicht im Labor gezüchtet werden, und klinische Proben enthalten Unmengen von menschlicher DNA, was die Genomsequenzierung bakterieller STIs stark erschwert. Dabei wären die genetischen Informationen wichtig, um herauszufinden, wie diese Bakterien untereinander verwandt sind, wie sie sich verbreiten und wie resistent sie gegen Antibiotika sind.

Die neue Sequenzierungsmethode: Mithilfe speziell entwickelter molekularer Sonden «fischten» die Forschenden die bakterielle DNA der Geschlechtskrankheiten aus den klinischen Proben. (Illustration: Sofia Polcowñuk)

Forschende unter der Leitung von Helena Seth-Smith von der Universität Zürich (UZH) haben in Zusammenarbeit mit der Universität Buenos Aires in Argentinien nun eine neue Sequenzierungsmethode entwickelt: Mithilfe speziell entwickelter molekularer Sonden «fischten» sie die bakterielle DNA der Geschlechtskrankheiten aus den klinischen Proben und ermöglichten so eine hochauflösende Genomanalyse. «Die neue Methode hilft uns zu verstehen, wie sich Geschlechtskrankheiten ausbreiten und anpassen», sagt Helena Seth-Smith, Co-Leiterin Microbial Genomics und Leiterin Bioinformatik am Institut für medizinische Mikrobiologie.

Neuer Chlamydienstamm entdeckt

Das Team entdeckte zudem einen bisher unbekannten Stamm von Chlamydia trachomatis in Argentinien, der vor allem beim ungeschützten Sex über die Schleimhäute weitergegeben wird. Der neue Stamm «ompA-Genotyp L4» weist im Vergleich zu den drei bisher bekannten Stämmen andere genetische Merkmale auf.

«Der Befund unterstreicht die Dynamik der Übertragungs- und Entwicklungswege von STI und eröffnet eine neue Dimension des Verständnisses dieser Krankheiten», erklärt Erstautorin Karina Büttner von der UZH. «Mit diesen Instrumenten können wir die Bemühungen der öffentlichen Gesundheit zur Kontrolle und Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen besser unterstützen.»

Ein Weg nach vorn

Eine globale Zusammenarbeit bei der Verfolgung dieser Infektionen ist unerlässlich. Denn Geschlechtskrankheiten betreffen oft auch Bevölkerungsgruppen, die wenig oder keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildung haben. Durch die neuen Methoden und das bessere Verständnis des genetischen Aufbaus der Krankheitserreger können Trends bei der Antibiotikaresistenz erkannt, Diagnosetests verbessert und Behandlungen auf die wachsende Bedrohung durch STIs zugeschnitten werden, so die Forschenden.

 

Titelbild: Angesichts zunehmender Antibiotikaresistenz ist das Verständnis der Bakterien, die etwa Chlamydien (Bild) verursachen, wichtig und im Interesse der öffentlichen Gesundheit. (Bild: istock.com/Wildpixel)

 

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