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Herzensangelegenheiten

Mit einer Fülle an Informationen und Power-Point-Präsentationen wartete das Symposium «Sex and Gender in Medicine» auf, das am 15. November 2019 in der Aula der Universität Zürich durchgeführt wurde. Für ältere Menschen besonders interessant waren die Ausführungen von Cathérine Gebhard, Professorin für kardiovaskuläre Gendermedizin an der Universität Zürich.

Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur bezüglich biologischer Unterschiede wie Anatomie, Hormone oder Enzyme («Sex»), sondern auch hinsichtlich psychosozialer Faktoren («Gender») wie z.B. Sozialisation, Lebensgewohnheiten und Wertvorstellungen. Seit einiger Zeit bemühen sich vor allem Ärztinnen aus diversen Fachrichtungen, diese relevanten Unterschiede für die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen für beide Geschlechter vermehrt nutzbar zu machen. Besondere Bedeutung erhält die Gendermedizin in Bezug auf die Erforschung von Herzerkrankungen bei Frauen.

Gehirn und Herzinfarkt

Während die kardiovaskulären Todesfälle bei Männern seit den 80er Jahren stetig sinken, zeigt sich bei Frauen nach der Menopause eine gegensätzliche Tendenz. Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten heute bei Frauen europaweit als häufigste Todesursache. Obwohl Aufbau und Wirkungsweise des Herzens bei beiden Geschlechtern grundsätzlich gleich sind, haben Frauen im Vergleich zu Männern ein kleineres Herz, eine geringere Blutmenge und einen schnelleren Herzschlag. Dies hat beispielsweise zur Folge, dass das weibliche Herz bei einer körperlichen Anstrengung den erhöhten Sauerstoffbedarf im Blut durch eine höhere Pulsfrequenz ausgleichen muss. So verändert sich auch das Herz der Frau in späterem Alter anders als ein Männerherz. Kommt hinzu, dass Strapazen und Stress bei Frauen den Mandelkern (Amygdala) im Limbischen System des Gehirns viel stärker aktivieren, wodurch in weit höherem Masse Stresshormone ausgeschüttet werden, die wiederum das Herzinfarktrisiko erhöhen.

Spezifische Symptome bei Herzinfarkt

Da jedoch weiterhin die Meinung vorherrscht, ein Herzinfarkt sei vor allem ein Männerproblem, wird ein solcher oft todbringender Vorfall bei Frauen oft zu spät erkannt und zu spät behandelt. Auch die betroffenen Frauen selbst deuten mitunter die Anzeichen falsch. Neben den klassischen Symptome wie etwa Schmerzen im Brustraum, die in verschiedene Körperregionen ausstrahlen können (z.B. in die Arme, den Oberbauch, zwischen die Schulterblätter in den Rücken oder in den Hals und Kiefer), machen sich Herzinfarkte bei Frauen im Vergleich zu Männern häufiger anders bemerkbar – z. B. mit starker Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder auch mit Beschwerden im Oberbauch. Eine weitere Besonderheit betrifft den Brustbereich. Statt starker Schmerzen handelt es sich dabei im Vergleich zu Männern deutlich häufiger um ein Druck- oder Engegefühl, das aber mindestens genauso ernst genommen werden muss.

Nachfragen in der Arztpraxis

In ihrem Referat verwies Gebhard noch auf einige weitere Aspekte. Zwei davon seien hier noch ausdrücklich erwähnt: Die meisten Medikamente wurden bis anhin an Männern getestet, weshalb sie bei Frauen oft ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Verhältnis zeigen. Ausserdem werden Rehabilitationsmassnahmen nach einem Herzinfarkt bei Frauen deutlich weniger verschrieben und von den Krankenkassen übernommen als bei Männern.

Noch sind weitere Forschungen notwendig, um eine gendergerechte Medizin zu etablieren. Eines ist jedoch bereits jetzt klar: Patientinnen tun gut daran, jeweils bei ihrer Ärztin, ihrem Arzt entsprechende Informationen bezüglich geschlechtsspezifischer Diagnose, Behandlung sowie Wirkung von Medikamenten einzufordern.

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