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Digital und Online: Der St. Galler Globus

Der berühmte St. Galler Globus ist online. Wer sich ein Bild von Erde und Kosmos im 16. Jahrhundert machen will, kann das Objekt und seine Funktionen nun digital entdecken.

Nur eine Minderheit der ü65-Jährigen zählt zu den Gamern. Vielleicht löst unsereiner mal eine Patience oder spielt online Schach, aber mit Tetris oder Minecraft sind eher wenige unterwegs, die nicht zu den Digital Natives gehören. Nun ist auch für unsereiner ein neues spannendes Spiel, oder besser ein Forschungswerkzeug online, welches einfach zu bedienen ist und erst noch den Horizont erweitert.

So sieht der digitalisierte Globus am Bildschirm aus. Am heimischen Computer spielen und die Welt des 16. Jahrhunderts entdecken ist einfach. Zum Beispiel Datum einstellen, Sonne auf ihre Bahn bringen, den Stand der Kartographie im 16. Jahrhundert studieren. 

Der St. Galler Globus gehört zu den bedeutendsten kulturhistorischen Objekten der Schweiz. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass er von Tilemann Stella konzipiert und um 1576 fertiggestellt wurde. Er kombiniert Himmel und Erde auf derselben Kugeloberfläche. Das Original steht heute im Landesmuseum in Zürich, eine originalgetreue Replik in der Stiftsbibliothek St. Gallen.

Bei der Übergabe dieser Replik 2009 einigten sich das Schweizerische Nationalmuseum, die Stiftsbibliothek St. Gallen und die Zentralbibliothek Zürich darauf, gemeinsam ein Online-Modell aufzubauen. Denn wegen der schieren Grösse des Instruments kommt auch die funktionstüchtige Replik an ihre museumsdidaktischen Grenzen. Ein Online-Globus ermöglicht es, orts- und zeitunabhängig, bequem alle Stellen an dem 2.3 Meter hohen Instrument zu betrachten.

Dank der Zoom-Funktion kann beispielsweise der Pazifik und die Westküste Nordamerikas – hier war das Landesinnere damals noch weitgehend unerforscht – genauer studiert werden.

Der St. Galler Globus Online wurde nach mehrjährigen Vorarbeiten in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Knowledge Visualization der Zürcher Hochschule der Künste erstellt und ist jetzt für die Öffentlichkeit zugänglich. Er ermöglicht das Auskundschaften des Erdglobus innerhalb des Himmelsgewölbes, wobei man in die Kosmologie des 16. Jahrhunderts eintauchen kann.

Die Sonne lässt sich per Mausklick auf ihre Bahn durch die Tierkreiszeichen rund um den Globus schicken.

Das Einstellen eines beliebigen Datums lässt die Sonne auf ihrer scheinbaren Umlaufbahn um die Erde an die entsprechende Stelle ziehen. Dabei kann man unter anderem erfahren, wie im 16. Jahrhundert die unterschiedlichen Jahreszeiten erklärt wurden. Beim Heranzoomen grüssen Seemonster, exotische Tiere und Kannibalen. Es lassen sich fremde, vergessene und zum Teil auch legendäre Länder erkunden.

Im 16. Jahrhundert, der Hochblüte von Renaissance und Humanismus war schon viel Wissen gesichert, aber mit fantastischen Tieren, hier Meeresungeheuer im Atlantik wurde durchaus gerechnet.

Auf diesem Basismodell aufbauend sind weitere Umsetzungen geplant. 2023 soll der Online-Globus die Globalisierungsgeschichte der letzten 500 Jahre näherbringen. Damit knüpft der Online-Globus an eine wichtige ursprüngliche Aufgabe des Originalglobus an, nämlich die Wissensvermittlung. Eine weitere Funktion des frühneuzeitlichen Globus war (und ist) es, den Dialog zwischen den ihn betrachtenden Menschen anzuregen. Diese Rolle soll der Online-Globus in rund zwei Jahren übernehmen. Dann wird er den Austausch zwischen der Wissenschaft und der Öffentlichkeit fördern und mithelfen, durch öffentliche Mitmach-Projekte neue Daten für die weitere Erforschung der Globalisierungsgeschichte zu gewinnen.

Titelbild und Bilder: Zentralbibliothek Zürich
Hier geht es zum digitalisierten St. Galler Globus

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1 Kommentar

  1. Das ist eine spannende Nachricht. Der Nachbau ist wirklich schön und die Illustrationen faszinierend – ein Besuch lohnt sich! Zum geschichtlichen Hintergrund gehört. dass Im Verlauf des Zweiten Villmergerkriegs die Zürcher im Jahre 1712 verschiedene Kulturgüter aus der Stiftsbibliothek St. Gallen mitnahmen, kostbre Bücher und eben den berühmten Globus. Ab 1996 wurder eine Lösung gesucht im sogenannten «Kulturgüterstreit» zwischen den Kantonen Zürich und St. Gallen. Der Kanton St. Gallen verlangte von Zürich die Rückgabe der Gegenstände, willigte jedoch 2002 in ein Vermittlungsverfahren durch den schweizerischen Bundesrat ein. Am 27. August 2004 wurde ein Verfahren zur Lösung des Konfliktes festgelegt. Der Nachbau (und damit das Geschenk der Zürcher) kostete fast eine Million Franken. Der erfolgreiche Abschluss wurde mit einem gemeinsamen Mahl, einer Neuauflage der Kappeler Milchsuppe, offiziell in Bern unter Anwesenheit von Bundesrat Pascal Couchepin 2009 gefeiert So können nun die St. Galler einen Nachbau betrachten – so bunt und frisch wie bei der Herstellung! Und im Hintergrund hört die ebenso berühmte Mumie Schepenese mit, was Milo Rau für sie vorschlägt, nämlich die Heimreise nach Ägypten.

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