Die Untersuchung von 99 Schweizer Bächen zeigt: Die Mehrheit weist wesentliche Defizite beim ökologischen Zustand auf und kann ihre Funktion als Lebensraum für Tiere nur eingeschränkt erfüllen.
In über 70 Prozent der untersuchten Gewässer fehlen Insektenlarven und andere Kleinlebewesen, die empfindlich auf Pestizide reagieren. Statistische Auswertungen deuten darauf hin, dass diese Organismen insbesondere dann beeinträchtigt werden, wenn die Struktur und Morphologie des Bachbetts verändert wurde oder wenn der Anteil an Landwirtschaftsflächen im Einzugsgebiet hoch ist.
Kanalisiert, eingedohlt und belastet
Kleine Bäche und Flüsse bilden den grössten Teil des 65’000 Kilometer langen Gewässernetzes der Schweiz, und sie beherbergen eine vielfältige Fauna. Viele dieser Gewässer sind aber stark von menschgemachten Beeinträchtigungen betroffen. Fast ein Viertel ist eingedolt oder es wurden andere Veränderungen an der Struktur der Bachbetten vorgenommen. Zudem sind die Bäche in stark landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten oft durch Pestizide belastet.
Um ein differenziertes Bild des ökologischen Zustands der Schweizer Bäche zu erhalten, wurden 99 Bäche des Mittellandes, Teilen des Juras und der Talebenen grösserer Täler beprobt. Die Studie wurde gemeinsam von der VSA-Plattform Wasserqualität, der Eawag und der Universität Zürich ausgeführt. Die Resultate wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Aqua & Gas veröffentlicht.
Rund 100 Bäche in der ganzen Schweiz wurden in der Studie untersucht. Grafik: Ilg & Alther, 2024, überarbeitet.
Die Auswahl soll ein möglichst unterschiedliches Ausmass menschlicher Einflüsse abdecken. Als Indikatoren für die Beurteilung wurden Fische und Makrozoobenthos gewählt. Unter Makrozoobenthos werden mit blossem Auge sichtbare, wirbellose Organismen am Gewässergrund zusammengefasst. Einzelne Arten dieser Gemeinschaft reagieren sehr empfindlich gegenüber Veränderungen in ihrer Umwelt, zum Beispiel auf Schadstoffe oder Verbauungen im und am Gewässer oder auf die Landnutzung im Einzugsgebiet. Die Diversität der kleinen Tiere erlaubt daher wichtige Rückschlüsse auf die Wasser- und Gewässerqualität.
Nur etwa 20 Prozent in naturnahem Zustand
Die Untersuchungen des Makrozoobenthos und der Fische zeigen, dass die in früheren Studien dokumentierten grossen Belastungen kleiner Fliessgewässer mit Pestiziden aus der Landwirtschaft zum Fehlen von empfindlichen Insekten in den Gewässern führen. Die Mehrheit der untersuchten Bäche kann ihre Funktion als Lebensraum für Tiere nur eingeschränkt erfüllen. An knapp 80 Prozent der Stellen ist eine Beeinträchtigung dieser Wasserlebewesen durch menschliche Einflüsse sichtbar. Nur an etwa 20 Prozent der Stellen ist die Lebensgemeinschaft naturnah und standortgerecht.
Viele Schweizer Bäche weisen Beeinträchtigungen durch menschliche Einflüsse auf – so auch dieser Bach bei Ossingen ZH (Foto: Andri Bryner).
Die Studie bestätigt somit, dass die Insektengemeinschaften in einem grossen Teil der Schweizer Bäche mit einer zu hohen Pestizidbelastung und einem schlechten ökomorphologischen Zustand stark gestört sind. Sie unterstreicht damit die Dringlichkeit von Massnahmen zum Schutz und zur Aufwertung dieser Gewässer. Eine Reduzierung der menschlichen Einflüsse ist entscheidend, um die Lebensräume für Tiere zu erhalten und die Biodiversität zu schützen.
Leonardo Biasio, Eawag
Titelbild: Nicht alle Schweizer Bäche sind in einem naturnahen Zustand wie hier die Orbe im Kanton Waadt (Foto: Adobe Stock).
Originalpublikation: Ilg, C.; Alther, R. (2024) Ökologischer Zustand von Schweizer Bächen. Die meisten der untersuchten Bäche erfüllen ihre Rolle als Lebensraum für Tiere nur eingeschränkt, Aqua & Gas, 104(4)
VSA-Plattform Wasserqualität
Nationale Beobachtung Oberflächengewässerqualität (NAWA)
Hier handelt es sich um ein ernsthaftes Problem. Es geht um die Zukunft, um die nächsten Generationen. Wenn unsere Grünen auch nur ein bisschen etwas von Umwelt verstünden, würden sie sich voll auf derartige Fragen konzentrieren, statt Kraftwerke aller Art zu vehindern und uns zwingen zu wollen auf nebelschwangeren Dächern teure Solarpannels zu montieen, die nur dann Strom liefern, wenn es in Europa ohnehin zuviel davon gibt und die uns zu 100 Prozent vnn China abhängig machen.