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Wendige Flugkünstler in den Lüften

Ein faszinierendes Portrait über die Vögel, die sich am liebsten in der Luft aufhalten, legt Alfred Engeler vor: «Mauer- und Alpensegler. Flugakrobaten ohne Grenzen», vom Haupt Verlag herausgegeben. Ein vielseitiges Bild über alle Lebensbereiche der Familie der Segler.

Wer kürzlich an den warmen Aprilabenden auf dem Balkon dem vielstimmigen Gesang der Vögel lauschte, konnte vielleicht dazwischen ein feines durchdringendes Zwiie zwiie hören: An einem solchen Frühlingsabend sind es nur wenige Mauersegler, die sich hoch in den Lüften ihrer Lieblingsbewegung hingeben – dem Fliegen, fast schwerelos wirkt es.

Mauersegler, ebenso wie die etwas grösseren Alpensegler und alle Arten der Segler verbringen den grössten Teil ihres Lebens fliegend. Im Flug fangen sie Insekten für sich oder für ihre Jungen. Für den Nestbau fangen sie mit dem Schnabel kleine Halme, Federchen oder ähnliches im Flug; sie trinken, indem sie knapp über ein Gewässer fliegen; sie paaren sich auch im Flug. Und sie schlafen in der Luft, wie Forscher mit modernen Methoden beweisen konnten.

Kommunikation in der Luft  (Foto: iStock.com, Savany)

In unseren Breiten leben vor allem Mauersegler, die ab April aus Südafrika zurückkommen, und  die wenig später eintreffenden Alpensegler, etwas grösser und mit einem auffälligen grossen weissen Fleck am Bauch. Auch Alpensegler bauen ihre Nester gern in alten hohen Gemäuern. Der Autor Alfred Engeler, ein ausgewiesener Kenner und Anwalt aller Segler, berichtet, wie er einmal im Tessin die Renovierung eines Kirchturms stoppen konnte, um den Alpenseglern ihren Lebensraum nicht zu zerstören.

Zum Schutz der Mauer- und Alpensegler: Hohe alte Mauern bewahren

Selbstverständlich lebt der Alpensegler auch in felsigem Gelände im Gebirge, aber ebenso im Flachland, im Elsass und in Baden-Württemberg etwa. Ich erinnere mich, dass mir meine Schwester, die damals in ein zwölfstöckiges Haus in Freiburg i. Br. gezogen war, vor Jahren begeistert erzählte, dass unter dem Dach Alpensegler nisteten, die sie beim Fliegen beobachten konnte. Segler vollführen in ihren Flügen die wagemutigsten Bewegungen. Das Buch, das, wie beim Haupt Verlag üblich, vorzüglich gestaltet ist, enthält viele seltene Aufnahmen.

Alfred Engeler ist pensionierter Sekundarlehrer. Die Liebe zu den Vögeln und besonders zu den Mauerseglern begleitet ihn seit seiner Kindheit. Seit den 1980er-Jahren widmete er seine Freizeit der Beratung bei der Bewahrung oder der Neuschaffung von Nistplätzen. Er war über 30 Jahre lang Vorstandsmitglied des Vereins «Berner Ala» (heute BirdLife Bern) und betreute das Ressort Seglerschutz.

Nebst seiner grossen Sachkenntnis verfügt der Autor auch über das Geschick, uns sein Wissen gut gegliedert und verständlich zu übermitteln. Dazu dienen die Fotos und viele Tabellen und Landkarten. Die Schönheit und Eleganz der Segler und des Autors Sachkenntnis verbinden sich aufs Beste.

So lese ich etwa, dass die Mauersegler, die ich schon im April erspäht hatte, wahrscheinlich noch junge Vögel waren, sogenannte Jährlinge, die noch keinen Brutpartner (oder -partnerin) gefunden hatten. Diese «jugendlichen» Segler sind noch nicht mit dem Nestbau beschäftigt und fliegen deshalb in Gruppen durch den Himmel. – Segler fliegen überhaupt gern in Gemeinschaft, lese ich.

Gemeinsame Brutplätze – aber in Grenzen

Beim Nestbau ist Gemeinschaft gleichfalls wichtig, allerdings mit Unterschieden: Während Alpensegler ihre Nester dicht an dicht bauen, liegen die Nester der Mauersegler wohl am gleichen Ort, aber jedes Nest ist fein säuberlich getrennt von dem der Nachbarn. Der Körperbau ist dem Verhalten der Segler angepasst. Eines der tollen Fotos zeigt, dass die Füsse des Mauerseglers fast aus dem Federkleid herauszuwachsen scheinen. So kann sich der Vogel am besten an senkrechten Mauern festkrallen.

Wie gesagt, das Leben eines Mauerseglers findet in der Luft statt, auch die Futtersuche für die Jungen. Der Mauersegler sperrt seinen Schnabel auf und sammelt die Beute in einem Kehlsack hinter dem Schnabel. So entsteht ein Futterballen, in dem man noch einzelne Insekten erkennen kann.

Manche Segler brauchen Schutz (Foto: Dreamstime, Tomasztc)

Der Autor, dessen Engagement in jedem Kapitel spürbar ist, führt uns durch alle Lebensabschnitte und -formen der Mauer- und Alpensegler. Wir lernen deren Leben im Laufe eines Jahres kennen: die Finessen beim Fliegen, das Brutverhalten, ihre Treue zu ihrer Geburtskolonie, den Einfluss des Wetters, die Gefährdungen, denen die Segler ausgesetzt sind. Dazu Schutzmassnahmen, etwa, wie man einen kleinen Segler pflegen und aufziehen kann.

Segler – eine weltumspannende Vogelfamilie

Engeler erwähnt auch andere Seglerarten. In Europa leben  Fahlsegler, den Mauerseglern ähnlich und in Südeuropa häufig zu finden, Weissbürzelsegler und Haussegler. Mit Bedauern stellt Engeler fest, dass über die lange Zeitspanne, die Mauer- oder Alpensegler ausserhalb ihrer Brutgebiete verbringen, zu wenig bekannt ist. Weder über ihre Lebensumstände im südlichen Afrika noch über den langen Flug dahin gibt es genug gesicherte Erkenntnisse. – Bei so kleinen Vögeln ist es wohl kaum möglich, die Route der Segler mit kleinen Sendegeräten nachzuverfolgen.

Das Buch basiert auf den neuesten Forschungsergebnissen und ist zugleich so lebendig und kurzweilig verfasst, dass die Lektüre der Vogelfreundin, dem Vogelfreund neben der Wissensvermittlung auch Vergnügen bereitet.

Engeler, Alfred: Mauer- und Alpensegler. Flugakrobaten ohne Grenzen. Haupt Verlag 2025. 224 Seiten, 130 Fotos, 32 Karten/Grafiken/Tabellen. ISBN: 978-3-258-08410-7

Titelbild: Mauersegler sieht man meistens in Gemeinschaft.  Foto: iStock.com_avs_lt (Alle Fotos mit Genehmigung des Haupt Verlags Bern)

 

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1 Kommentar

  1. Alfred Engeler sei Dank! Kurz nach dem Einzug in unser älteres Haus, hat uns Herr Engeler beraten, bei der Installation von rund 10 Nistkasten. Seit rund 30 Jahren sind wir Zeugen dieser wunderschönen und faszinierenden Vögel. Jedes Jahr freuen wir uns, wenn sie kommen, beobachten sie, wenn sie in Gruppen rund um das Haus fliegen. Traurig sind wir jeweils, wenn sie sich wieder verabschieden um irgendwo weit in den Süden zu fliegen. Aber wir wissen: sie kommen wieder!

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