Der Sommer ist noch ganz jung und fährt doch schon heftig ein: 30 Grad und mehr im Schatten! Dabei geht es uns, den meisten jedenfalls, noch ganz gut. Unsere Körper regulieren die Körpertemperatur – wird es heiss, beginnen wir zu schwitzen. Durch die Feuchtigkeit auf der Haut entsteht Verdunstungskälte, die wiederum das Blut unter der Hautoberfläche abkühlt. So weit, so gut. Leider gibt es Ausnahmen.
Stellen Sie sich vor, uns fehlte eine solche eingebaute Klimaanlage! Wir könnten nicht schwitzen! Wer jetzt denkt, das wäre ja noch ganz gut, wenn das Hemd unter den Achseln nicht schon nach kurzer Zeit durchgeschwitzt wäre, das Seidenkleid nicht praktisch am Körper kleben würde.
Weit gefehlt! Schweine zum Beispiel haben fast keine Schweissdrüsen. Ist es heiss, kühlen sie sich ab, indem sie ihren ganzen Körper in nasser Erde suhlen. Oder Hunde: Die lassen die Zunge raushängen und hecheln. Oder Elefanten, die fächeln sich mit den Ohren Kühlung zu. Oder Störche: Die schmieren sich ihren feuchten Kot auf die Beine als Schutz vor der Hitze. Möchten Sie das? Eben.
Baumwolle und Leinen kühlen bei Hitze
«Von der Stirne heiss. Rinnen muss der Schweiz», heisst es in Schillers «Glocke». Ist nicht ganz wörtlich zu nehmen. Etwas Abhilfe schaffen kann man schon. Zum Beispiel auf Kleidung aus Kunstfasern verzichten. Die nehmen die Feuchtigkeit schlecht auf, so dass ein klebriges Gefühl auf der Haut verbleibt. Heute gibt es, vor allem auf dem Gebiet der Sportbekleidung, allerdings auch atmungsaktive Funktionalwäsche, die den Körper zuverlässig trocken hält. Wer also im Velotrikot unterwegs ist, ist vielleicht nicht so elegant angezogen, schwitzt aber weniger.
Es muss ja nicht der Gartenschlauch sein, eine kühle, nicht kalte Dusche reicht aus.
Und sonst? Morgens nicht kalt, sondern lauwarm duschen, das stresst den Körper weniger, statt eiskalter etwas temperierte Getränke geniessen, das Szegediner Gulasch – scharf und ziemlich nahrhaft – eher im Herbst wieder geniessen und versuchen, das Leben etwas leichter zu nehmen. Denn Stress, Aufregung oder Angst führen ebenfalls zu Schweissausbrüchen.
Weniger trinken, damit weniger Schweiss ausgeschieden wird, ist allerdings eine ziemlich blöde Idee und kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Zwar kann es sein, dass man bei extremem Flüssigkeitsmangel wirklich weniger Schweiss absondert. Nur riecht dieses «Konzentrat» dann meist ziemlich penetrant. Dazu kommen Kopfschmerzen und allgemeines Unwohlsein. Verstopfung und Nierenprobleme wären weitere Folgen dieser massiven Belastung des Körpers.
Schweiss ist Wasser mit Spurenelementen. Und lässt sich auf der Haut ganz leicht abwaschen.
Was ist Schweiss denn eigentlich? Wasser natürlich, das aber auch Mineralsalze, Harnstoffe, Spurenelemente, Zucker und weitere Substanzen enthält. Das heisst auch, dass bei starkem Schwitzen, zum Beispiel nach dem Sport, reines Wasser nicht ausreicht, um den Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Es muss nicht gleich ein Elektrolytegetränk sein, auch etwas Bouillon, verdünnter Frucht- oder Gemüsesaft oder mal ein Bier helfen dem Körper wieder auf die Sprünge.
Es gibt Menschen, die wenig bis fast gar nicht schwitzen. Wer an zystischer Fibrose (Mucoviscidose) leidet, zum Beispiel. Zuzusehen, wie schon ein kleines Menschlein an heissen Sommertagen bereits bei der geringsten Anstrengung hochrot und verzweifelt irgendwo Abkühlung sucht – und wenn es der gefährlich tiefe Brunnentrog ist – das tut richtig weh und man sieht den Sinn des Schwitzens ganz schnell ein.
Abhilfe bei zu starkem Schwitzen
Auch das Gegenteil gibt es, Personen, die an Hyperhidrose, einem krankhaften Schwitzen, leiden. Die Aussentemperatur spielt bei ihnen eher eine untergeordnete Rolle, sie schwitzen auch schon bei 18 Grad. Männer sind von diesem Leiden etwas stärker betroffen als Frauen. Mit einer Ausnahme: Hormonveränderungen in den Wechseljahren können Frauen eine Zeitlang schwer zu schaffen machen. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion sollte ärztlich abgeklärt werden. Aber die meisten Geplagten besitzen einfach aussergewöhnlich viele Schweissdrüsen, wobei kaum medizinische Ursachen auszumachen sind. «Ist einfach Veranlagung.» Dass auch psychische Gründe dafür verantwortlich sein können, zeigt der Umstand, dass viele dieser Personen in der Nacht, wenn sie voll entspannt sind, nicht übermässig schwitzen.
Behandelt wird das Leiden – und das ist es, vor allem im Bereich der sozialen Kontakte – mit medizinischen Antitranspiranten, meist auf Basis von Aluminiumsalzen. Eine andere Therapie ist die Iontophorese: Hände oder Füsse werden in Wasser getaucht, durch das ein schwacher Gleichstrom fliesst. Durch den Reiz reagieren die Schweissdrüsen mit der Zeit etwas unempfindlicher. Partiell soll auch Botox helfen und mit der Mikrowelle wird versucht, Schweissdrüsen zu «verbrennen». Und wenn gar nichts mehr hilft, können Nervenbindungen zu den Schweissdrüsen auch chirurgisch durchtrennt werden.
Saunagänge sollen helfen, starkes Schwitzen etwas abzutrainieren. Dieser Ratschlag ist wohl eher etwas für kühlere Tage. (alle Bilder pixabay)
Eine lauwarme Dusche, ein kühles Getränk und etwas Entspannung im Schatten genügt aber den Meisten, das lästige Schwitzen zu kontrollieren. Salbeitee kann ebenfalls helfen, er hat astringierende Eigenschaften. Es gibt allerdings schmackhaftere Sommergetränke. Und Saunagänge sollen übermässiges Schwitzen etwas «abtrainieren». Aber diese Besuche verschieben wir doch lieber auf die kühleren Jahreszeiten.