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Aus dem Bauch heraus

Wer auf seinen Bauch hört, lebt gesünder. Ist eine alte Volksweisheit, wurde aber seit den Nullerjahren auch wissenschaftlich belegt. Denn verdauen ist längst nicht die einzige Aufgabe dieses grössten Organs im menschlichen Körper, dem Darm. Es werden auch Krankheitserreger abgewehrt, Hormone produziert, Übergewicht, Diabetes oder Bluthochdruck gemildert und Einfluss genommen auf psychische Erkrankungen wie Depressionen.

Lange war der Darm das Stiefkind unter den Organen, nicht mehr als eine Art Transportschlauch, um Abfallprodukte aus dem Körper zu befördern. Das hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten gründlich geändert. «Mikrobiom» ist heute ein gängiger Begriff – damit ist die Summe aller Bakterien, Viren, Pilze und weiterer Mikroorganismen im menschlichen Körper gemeint – und eine gesunde Darmmikrobiotika, auch Darmflora genannt, ist essenziell für die Gesundheit.

Das Gehirn im Bauch

Schauen wir uns dieses Wunderwerk im Bauch, das auch schon als «Bauchgehirn» bezeichnet wurde, mal genauer an: Darm bezeichnet den Teil des Verdauungsschlauches, der vom Magen bis zum After reicht, unterteilt in Dünndarm und Dickdarm. Der längere Teil des Darmsystems, der in drei Abschnitte gegliederte Dünndarm, beginnt am unteren Ende des Magens. In ihm werden die durch Speichel und Magensäfte vorverdauten Speisen in verwertbare Nährstoffe aufgespalten und ein grosser Teil des Wassers entzogen und an den Organismus abgegeben. Die Darmwand ist in Schichten aufgebaut und ein wahres Meisterwerk an Effizienz – Food Waste kennt unser Darm nicht. Da wird alles verwertet, was dem Körper nützen kann, und nur schädliche Fremdstoffe und Gifte eliminiert.

Im obersten Teil des Dickdarms sitzt der Blinddarm. Was häufig entzündet und dann in einer Operation entfernt wird, ist allerdings nur ein etwa zehn Zentimeter langes dünnen Anhängsel, das lange Zeit als ziemlich nutzlos und deshalb entbehrlich angesehen wurde. Auch das hat sich geändert: Dieser Wurmfortsatz ist ein kleines, fast verschlossenes Reservoir, das die bei jeder Person individuellen Darmflora enthält. Wird der Darm aufgrund einer Infektion oder einer Antibiotika-Therapie geschädigt, können diese «versteckten» Darmkulturen den Dickdarm wieder neu besiedeln und so zu einem schnellen Aufbau des lebensnotwendigen Mikrobioms beitragen.

Leistungsstarkes «Ökosystem»

Denn im Gegensatz zum nur mit wenigen Keimen besiedelten Dünndarm herrscht im Dickdarm ein regelrechtes Gewusel. Eine Auswahl aus den über 5000 bekannten Bakterienstämmen mit 36000 Bakterienarten und andere Mikroorganismen bilden dieses ganz persönliche Mikrobiom, vergleichbar mit einem Fingerabdruck. Dieses «Ökosystem» im Darm sorgt nicht nur für die Versorgung mit Vitaminen, bildet eine Barriere, damit Giftstoffe nicht durch die Darmwände in den Körper gelangen und unterstützt die Verdauung. Diese Multikulti – Gesellschaft ist aber nicht allein, da finden sich noch ebenso viele Nervenzellen. Und diese reagieren auf Stress, Angst, Krankheiten oder Depressionen. Sie können Durchfälle auslösen oder die Darmtätigkeit weitgehend lahmlegen, sie sind verantwortlich, wenn es zwickt und zwackt im Bauch.

Und hier wird das «Gehirn im Bauch» ein Thema. Der Darm ist ein vom Nervensystem und Blutkreislauf und der «Chefetage» im Kopf weitgehend autonomes Zentrum, das alle Vorgänge im Körper, die körperliche und psychische Gesundheit empfindlich beeinflussen kann. Pointiert ausgedrückt: Wer unter wiederkehrenden Verdauungsstörungen, unter einem Reizdarm, Blähungen, entzündlichen Geschwüren im Darm leidet, die nicht durch Krankheitsaktivitäten oder -komplikationen wie zum Beispiel einem Karzinom erklärt werden können, sollte eine psychosomatische Abklärung ins Auge fassen. Denn depressive Störungen, das weiss man heute, gehen in ganz vielen Fällen von diesem «zweiten Gehirn» aus.

Aber natürlich kann auch mit einer angepassten Ernährung viel erreicht werden. Dazu mehr im nächsten Gesundheits – Schwerpunkt  im April.


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