Im Christoph Merian Verlag sind kürzlich drei weitere Bände der Basler Stadtgeschichte erschienen. Sie beschreiben die Entwicklung der Stadt von der Basler Revolution bis zur Wahl des ersten Basler Bundesrats. Vier Bände wurden bereits veröffentlicht Bis 2026 sollen drei weitere Werke folgen.
Die reich bebilderte und sorgfältig verfasste Buchreihe ist ein chronologisches Jahrhundertwerk: Ein ganzes Heer an Fachexperten aus den Disziplinen Geschichtswissenschaften, der Archäologie, der Soziologie, den Altertums- und den Kulturwissenschaften erforschte die gewählten Themen, stieg in die Archive, suchte nach Fotos und Illustrationen, liess Animationen anfertigen. Einmal komplett, wird die neue Stadtgeschichte zehn Bände und rund 3300 Seiten umfassen.
Band 5: Hinter der Mauer, vor der Moderne. 1760-1859
Der fünfte Band rückt die Veränderungsprozesse der Epoche mit dem Geschichtskonzept der «Sattelzeit» in den Mittelpunkt. Die Basler Revolution von 1798 und die Kantonstrennung von 1832/33 sind Meilensteine auf dem Weg der beiden Basel in die Moderne. Die Autorinnen und Autoren konzentrieren sich hier vor allem auf lokale städtische Ereignisse.
Basler Revolution: Mit der feierlichen Pflanzung eines Freiheitsbaums auf dem Münsterplatz feierten die Baslerinnen und Basler am 22. Januar 1798 die rechtliche Gleichstellung aller Kantonsbürgerinnen und Kantonsbürger. Vom Münster wehten Trikoloren. Kolorierte Radierung von Ludwig Friedrich Kaiser. Quelle: STABS Bild Falk. A 536
Anschaulich dargestellt werden die unterschiedlichen Lebenswelten im 19. Jahrhundert. Tage- und Haushaltsbücher sowie Briefe aus verschiedenen Archiven lassen den Alltag plastisch erscheinen. Gerichtsakten zeigen die existenziellen Nöte von Tagelöhnern und Randgruppen. Grosse Teile der Stadtbevölkerung lebten damals in prekären Verhältnisse.
Band 6: Die beschleunigte Stadt. 1856-1914
Für den Personen- und Gütertransport wurde zunehmend der Rhein genutzt. Der Ausbau der Schifflände machte Basel für den Schiffsverkehr auf dem Rhein-Rhone-Kanal attraktiv und brachte immer mehr Handelswaren in die Stadt. Missions- und Handelsleute reisten in alle Erdteile und trugen so zu Europas Austausch mit der Welt bei.
Rheinschifffahrt: Am 28. Juli 1832 erreichte das erste Dampfschiff die Stadt Basel. Ab den 1840er Jahren gehörten Dampfmaschinen für Schiffe, Eisenbahnen und Fabriken zum Basler Alltag. Radierung von H. Frey. Quelle: STABS Bild 13, 148
Um 1850 wurde die Eisenbahn ausgebaut. Dies sorgte für eine zusätzliche Reise- und Handelsdynamik. Der Abriss der Stadtmauer sorgte für den dringend benötigten Platz. Die alte, gut vernetzte Handelsstadt prosperierte dank neuer, industrieller Fertigungsprozesse, besonders in der Textil- und in der chemischen Industrie. Mit der Produktion synthetischer Farben startete diese ihren Aufstieg an die Weltspitze.
Eisenbahn: Zwischen 1907 und 1910 wurde der Basler Bahnhof SBB aus- und umgebaut. Die beiden Türme symbolisieren Basler Stadttore. Quelle: STABS NEG A, 1555
Mit dem beschleunigten Wandel verbunden waren Chancen und Risiken: Tausende von Menschen strömten in die Stadt. Brücken mussten verstärkt oder neu gebaut werden. Wie reagierte die mehrheitlich protestantische Stadtbevölkerung auf den Zuzug katholischer, jüdischer und proletarischer Zuwanderer? Wie beeinflusste das rasante Wachstum die politischen und sozialen Strukturen Basels. Mit all diesen Fragen befassen sich die Autoren und Autorinnen der neuen Stadtgeschichte.
Brückenbau: Mit Unterstützung der Christoph Merian Stiftung (CMS) baute die Stadt 1905 die Mittlere Brücke neu. Die CMS war die grösste Landbesitzerin und prägte die Entwicklung der Stadt Basel nachhaltig. Quelle: STABS Bild 2, 1566
Band 7: Stadt an der Grenze in einer Zeit der Gefährdung. 1912-1966
Nach dem Wachstumsschub im 19. Jahrhundert veränderte sich die Dynamik der Themen anfangs des 20. Jahrhunderts. Die Stadtbevölkerung organisierte sich angesichts der verstärkten Industrialisierung neu, Frauen und Arbeiter kämpften für mehr Rechte. Dann aber bremsten Wirtschafskrisen, der Erste und der Zweite Weltkrieg die Entwicklung und warfen die Stadt sogar zurück.
Bombardierungen: Während des Zweiten Weltkriegs bombardierten alliierte Flugzeuge mehrfach irrtümlicherweise Basel. Vom letzten Beschuss war im März 1945 das Gundeli betroffen. Das Bürogebäude der Firma Rapp brannte vollständig aus. Foto: Archiv der Rapp AG.
Die Nachkriegszeit steht in Basel im Zeichen der expandierenden Konsumgesellschaft, der technischen Durchbrüche und der politischen Teilhabe. Die Wahl des Basler Sozialdemokraten Hans Peter Tschudi strahlte bis nach Bern aus und veränderte die Zauberformel im Bundesrat.
Ein Basler In Bern: 1959 wurde Hans Peter Tschudi (mit dem Rücken zu Fotografen) in den Bundesrat gewählt. Nach der Wahl begrüssten ihn die Zolli-Elefanten. Foto: Peter Moeschlin. Quelle: STABS, Bild 28, 48
Auch der Stadtraum veränderte sich nach 1945: Ausländische Arbeitskräfte wurden angeworben, was zu Debatten über Zugehörigkeit und politische Mitwirkungsrechte führte, die bis heue anhalten. Früher als in anderen Kantonen wurden in Basel Grenzen gesprengt. Dies prägte das Gesicht der modernen Stadt nachhaltig.
Titelbild: Die Aufteilung der Nordwestschweiz in die Kantone Basel-Stadt und Basel Landschaft wirkt bis heute nach. Die Karikatur zeigt die Kantonstrennung als Teilung eines Käselaibs. Abbildung vermutlich von Ludwig Adam Kelterborn, (1833). Quelle: ZB Zürich, Graphische Sammlung / Fotoarchiv. Alle Abbildungen © cmv – Artikel mit Zitaten aus den erschienenen Bänden.
Stadt Geschichte Basel, Bände 5-7, Christoph Merian Verlag, Oktober 2024.
Die Bände 8 und 9 erscheinen im Frühling 2025.
Ein Überblicksband 10 soll im Oktober 2026 in den Verkauf gelangen.
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