Im Buch „Es isch nümm wi aube“ schreibt Journalist und Satiriker Heinz Däpp berndeutsche Kurzgeschichten, illustriert mit Bildern von Skulpturen von Hans-Rudolf Wüthrich.
Das Buch ist keine Hommage an vergangene Zeiten: „Aube isch’s au nid gäng gsi wi‘s hätt sölle“, relativiert Frida, die bessere Hälfte von Fritz Freiburghaus, das Zeitgeschehen. Heinz Däpp verwebt aktuelle Beobachtungen mit Witz und Wortspielen und kreiert daraus 49 Kurzgeschichten, sorgfältig betitelt und liebevoll illustriert mit 32 Bildern von Tonskulpturen von Hans-Rudolf Wüthrich.
Das Buch macht Freude. Seit drei Wochen nehme ich es immer wieder zur Hand und ergötze mich an den Bildern von den schrulligen Figuren: Massive Körper, geprägt vom Alter und vom harten Leben, zäh, standfest, eigenständig. Diese Alten könnten mit achtzig noch Bäume ausreissen und wirken dann doch angreifbar und verletzlich in unserer schnelllebigen Zeit.
Tonskulptur von Hans-Rudolf Wüthrich
Das Durchblättern des Buches ist ein Genuss, das Lesen des Textes stellt Ansprüche. Die Sprache widersteht dem Ansinnen, die Geschichten für einen ersten Eindruck querbeet zu überfliegen. Der Leser wird gezwungen, genauer hinzusehen, um heraus zu finden, dass mit „von Fau zu Fau“ keine Frau mit Tippfehler gemeint ist. Und Worte wie „die Aute“, „ Öubiuder“ oder „Kameusattu“ müssen bewegt werden, damit sie im Zürcher Hirn zum erlösenden Aha-Erlebnis führen. Der berndeutsche Dialekt stammt aus dem Berner Nordquartier, dem Büezerquartier
Heinz Däpp setzt seine alternden Protagonisten in den Alltag der einfachen Leute und aktualisiert die Geschichten mit amtierenden Politikern und bekannten Grössen aus den Medien. Die Erzählungen handeln vom Alter, von Politik, Philosophie, Sport, Gesundheit und von Problemen mit der modernen Kommunikationstechnik: „we dr Computer spinnt“, „di hüttige Telefon“ und die 134 Freunde aus Facebook. Die Glosse spitzt sich ironisch zu auf den Plot, balanciert auf dem Grat des Absurden und landet manchmal mit einer platten Begründung unsanft auf dem Boden des Alltags.
Kaum einer wird das Buch in einem Zug durchlesen. In kleineren Dosen genossen, munden die Geschichten köstlich und nach der Bettlektüre können die Witze und Wortspiele noch im Traum nachhallen. 47 Texte laufen über eine bis höchstens zwei Seiten. Die philosophischen Höhenflüge mit Klaus Krümeler und die Überlegungen zur Logistik für ein grosses Geburtstagsfest beanspruchen etwas mehr Raum.
Figuren wie Bölsterli Fredu, Chlütterli Fridu und Zigerli Housi, der Grossrat Käderli und seine Frau Rösi und alt Regierungsrat Oberholzer sind den Zuhörern der Satiresendungen von Heinz Däpp bereits bekannt. Als Zeitungs- und Radiojournalist hat Heinz Däpp 15 Jahre lang wöchentlich den „Schnappschuss“ im Berner Regionaljournal von Radio SRF geschrieben. Heute steht er mit abendfüllenden Programmen auf Kleinkunstbühnen.
ES ISCH NÜMM WI AUBE
Autor Heinz Däpp
Bilder Skulpturen Hans-Rudolf Wüthrich
fotografiert von Adrian Aellig
Werd & Weber Verlag AG
1. Auflage 2016
184 Seiten, gebunden, Hardcover
mit 32 Abbildungen
ISBN 978-3-03818-114-9, 2016
Werd & Weber Verlag AG, CH-3645 Thun/Gwatt