Frauen im Kloster

Die Historikerin Martina Kälin-Gisler referierte im Bundesbriefmuseum über Tischtöchter, Klosterfrauen, Stiftsdamen und Äbtissinnen und ihr Leben in früheren Zeiten.

Was veranlasste Frauen damals, ins Kloster zu gehen, und wie lebten sie hinter den verschlossenen Mauern? Diesen Fragen ging die Schwyzer Historikerin im Staatsarchiv Schwyz nach, wo sie als wissenschaftliche Archivarin arbeitet.
Viel war aus dieser Zeit nicht vorhanden. Es fehlten Quellen vor der Reformation, und die Angaben über die Herkunft der religiösen Schwestern mussten mühsam zusammengetragen werden.

Äbtissin Maria Anna Eberle (um 1700) aus Einsiedeln.

Im Jahre 1286 wird mit Berchta Lilli, Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Au bei Steinen SZ, die erste Schwyzer Klosterfrau erwähnt. In den nächsten Jahrhunderten folgten ihrem Beispiel mehrere hundert Frauen aus dem Gebiet des heutigen Kantons Schwyz: Sie traten einem Orden bei, erhielten einen neuen Namen und waren als Chorfrauen und Laienschwestern Teil von klösterlichen Gemeinschaften.

Einige von ihnen wurden zu Frau Mutter, zur Priorin oder Äbtissin gewählt und bestimmten so die Geschicke der Konvente wesentlich mit. In den Klöstern wurden zudem junge Mädchen als sogenannte Tisch- oder Kosttöchter für einige Monate oder Jahre erzogen.

Früher hatten die Frauen wenig Möglichkeit für eine Lebensplanung. Die Ehe und Familie war eine, Dienstbotin eine andere und leben in einem Kloster die dritte Möglichkeit.

                                                                                Historikerin Martina Kälin-Gilser

 

Viele sind auf Wunsch der Familie ins Kloster gegangen. In einer Unterlage stand zu lesen: «Da schenkte mich meine Mutter Gott und allen Heiligen dem Kloster und übergab  mich mit 3000 Gulden Geld.»  Eine andere sprach von ihrem Schutzengel, der ihr gesagt habe, sie solle ins Kloster gehen.

Die meisten kamen von Bauern- und Landfamilien. Die jungen Frauen, die sich teils mit 16 bis 18 Jahren zum Eintritt in ein Kloster entschieden hatten, erhielten Unterricht im Schreiben, Lesen, Rechnen und Haushalten. Einige Familien schickten ihre Töchter als sogenannte Kost- oder Tischtöchter für einige Jahre ins Kloster.

Überliefert ist beispielsweise die Geschichte einer Familie mit 10 Kindern, davon sechs Mädchen. Vier davon wurden in verschiedene Klöster verteilt. Eine  Tochter hat geheiratet und eine blieb ledig.

Maria Elisabeth Fuchs hatte inbrünstig gefleht, in den Orden aufgenommen zu werden. Sie steuerte 2000 Münzgulden, sechs Kleider und weitere Geschenke für den Eintritt bei.

Es warteten verschiedene Aufgaben auf die Frauen: Neben dem Lesen von religiösen Schriften arbeiteten sie als Sakristaninnen,  Klosterschreiberinnen, Pförtnerinnen, Lehrfrauen, Krankenmeisterin oder Köchinnen. So wird vermerkt, dass man in der Landwirtschaft eines Klosters Eichlen gesammelt, 150 Kabisköpfe eingemacht und Mitte November Lebkuchen und Marzipan hergestellt hat. Viele strickten, nähten, webten oder stellten Kerzen her.  Heute würde man die Klosterchefinnen als Managerin oder Ceo eines Unternehmens ansprechen: Sie führten die Klöster.


Klosterfrauen beim Heuen

Wichtigste Arbeit war der Chordienst. Das  tägliche Gebet dauerte vier bis sechs Stunden. Alle 14 Tage wurde gebeichtet. Und man glaubte an die Kraft des Gebetes.

Bei einem Brand beispielsweise beteten die Nonnen zur heiligen Agatha für die rasche Eindämmung des Feuers. Im September 1703 wurde im Benediktinerinnenkloster Fahr in Baar im Auftrag der Priorin eine Messe gelesen und drei Rosenkränze gebetet, um die Rüebli schädigenden Graswürmer zu vertreiben.

Die Klosterfrauen wollten aber auch nicht auf weltliche Literatur verzichten. Dabei entstand im Kloster Muotathal SZ ein reger Briefverkehr.  Eine Nonne bat ihren Bruder, er möge ihr doch die gelesene Schützenzeitung  senden, die dann später dem Kaplan weitergegeben wurde. Der Kaplan bediente die Klosterfrauen dann mit der Schaffhauserzeitung.

Die Klosterfrauen wurden sehr alt, weil sie Anrecht auf Speis und Trank hatten, was Frauen ausserhalb der Klostermauern nicht immer beschieden war. Und wenn eine beliebte Nonne starb, hiess es in einem Fall: «In Stans starb eine Nonne an innerlicher Verzückung.»

Ein besonderes Schicksal erlebte die gebürtige Schwyzerin Maria Magdalena Schiner, die ihr Gelübde als Nonne im Jahre 1581 abgelegt hatte. Nach dem Eintritt ins Kloster sei sie ihrer Sinne beraubt worden, sprich: psychiatrisch erkrankt. Sie war dann 40 Jahre lang an eiserne Ketten im Garten des Klosters gefesselt gewesen.

Fotos: Bundesbriefmuseum und Josef Ritler

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