StartseiteMagazinLebensartDer Ochs, der Esel und ein Papagei

Der Ochs, der Esel und ein Papagei

Zur Adventszeit hat die Ausstellung «Weihnachten & Krippen» im Landesmuseum Tradition. Ein Besuch, der Kinder und Erwachsene gleichermassen freut, einerseits wegen der bekannten Figuren, andererseits wegen des Kunsthandwerks aus fernen Welten.

Ochs und Esel im Stall und die Schafe bei den Hirten auf dem Felde gehören zum Inventar europäischer Krippen. In lateinamerikanischen, afrikanischen oder asiatischen Krippen bevölkern auch Exoten wie Papageien, Nilpferde oder Tiger die Szene.

Blick in die Ausstellung: Weihnachtsstimmung in blau und gold

Schon der Einbezug der drei Weisen Caspar, Melchior und Balthasar, die ihre Geschenke bringen, weitet die Tierwelt. Die drei Weisen aus dem Morgenland, gern als Heilige Drei Könige bezeichnet, stehen für die drei Kontinente, die damals bekannt waren. Melchior reitet als europäischer Vertreter auf einem Pferd, Balthasar ist der Orientale aus Asien und sitzt auf einem Kamel. Und Caspar, oft eine dunkelhäutige Figur, repräsentiert Afrika und reitet auf einem Elefanten.

Königsberger Krippe: Zu sehen sind klassische Krippentiere wie Ochse, Esel oder Schaf, aber auch wilde Tiere wie Steinbock, Hirsch oder Storch. Die Kastenkrippe stammt aus der Tradition der heute tschechischen Kleinstadt Königsberg an der Eger, wo bis ins frühe 20. Jahrhundert Schnitzer in ihrer Freizeit einmalige Miniatur-Krippen kreieren. Königsberger Krippe, Originalfiguren in nachgebauter Krippe, Kynšperk nad Ohří, Tschechien, um 1900/2023. (Alfred Dünnenberger-Hager, Baar)

Im Landesmuseum liegt der Schwerpunkt in diesem Jahr auf den Tieren und ihrer Symbolik. Sie bereichern die Geburtsszene im Stall und symbolisieren auch die Verbundenheit zwischen Mensch und Natur. Der Esel steht für Demut und Geduld, während der Ochse die harte Arbeit auf dem Acker symbolisiert. Diese beiden Tiere sind eng mit der biblischen Erzählung verbunden, da sie laut den Evangelien in der Nähe der Krippe gewesen sein sollen, um das neugeborene Kind zu wärmen.

Der Ochse wird als Symbol für das Judentum und der Esel für das Heidentum gedeutet. Gleichzeitig ist der Ochse ein gängiges Opfertier und der Esel dient Königen als Reittier. So nehmen die beiden Tiere an der Krippe das spätere Schicksal Jesu vorweg. Krippe aus dem Leventina-Tal (TI), 16. Jh. (Museo etnografico di Leventina, Giornico)

Krippen erzählen Geschichten der Gegend, in der sie gebaut und um die Weihnachtszeit gezeigt wurden. Manche stellen die biblische Szene ins Umfeld eines meist bäuerlichen, oft historisierenden Lebens. In der Ausstellung erfahren wir also viel über den Alltag der einfachen Bevölkerung. Krippen aus anderen Weltgegenden sind neben der Heiligen Familie mit Papageien, Flamingos, Nashörnern oder Tigern bestückt: Die Vielfalt ist gross.

Das Tansanische Figurenensemble interpretiert die Krippentierwelt mit Elefantenherde, Nilpferden und Nashörnern. Die regionale Fauna und bringt die Weihnachtsgeschichte in Einklang mit der Kultur und Landschaft Tansanias. Ebenholzkrippe, Künstlervereinigung Peramiho, Peramiho, Tansania, 1940-1990. (KrippenWelt Stein am Rhein)

Nur eins ist sicher: Die Weihnachtskrippe gehört zum Christentum. Mit Kreuzzügen, Kolonialismus und Missionaren hat es sich über die ganze Erde verbreitet. In der Ausstellung gibt es Objekte aus Mittelamerika, Asien oder Afrika, aber auch aus Polen oder dem europäischen Süden.

Nutztiere wie Ochsen, Esel und Schafe, aber auch Gänse, Schweine, Hunde oder Katzen, verkörpern die kultivierte Natur. Sie sind treue Begleiter und unterstreichen die alltägliche und einfache Umgebung, in der die Geburt Jesu stattfindet. Polnische Krippe, Bogdan Gebski, Nowy Odrowążek, Polen. (KrippenWelt Stein am Rhein)

In Krippenszenen aus Italien oder Spanien, wo der Presepe oder Belén (Krippe) besonders kunstvoll und detailreich gestaltet wird, finden sich allerhand Haustiere. Schafe und Ziegen sind typische Begleiter und stehen symbolisch für die einfachen Menschen, die das Christuskind anbeten. Die Tiere sind also nicht nur Dekoration, sondern Teil der Szenen, die das Leben zur Zeit der Geburt Jesu darstellen.

Die Peruanische Schöpfungskrippe ist reich an Tieren, darunter Lamas und Papageien oder Flamingos. Sie integriert lokale Tierarten in die Weihnachtsgeschichte und verbindet so christliche Tradition mit peruanischer Lebenswelt. Schöpfungskrippe, Maximiano Ochante Lozano, Peru, 1998. (KrippenWelt Stein am Rhein)

Auch in Lateinamerika, wo die Krippendarstellung Nacimiento genannt wird, werden neben den klassischen Tieren Wildtiere eingefügt, die das tropische Klima repräsentieren. Diese Vielfalt zeigt, wie die Krippe als Spiegelbild der Umgebung dient.

In asiatischen Krippen, besonders in Ländern wie Indien oder den Philippinen, finden sich die ortsüblichen Haustiere, aber auch Wildtiere. Indische Krippen werden beispielsweise mit Elefanten und Tigern dekoriert, die eine Verbindung zwischen der Weihnachtsgeschichte und der Region zeigen, während es auf den katholischen Philippinen Wasserbüffel und Vögel sind. In der östlichen Orthodoxie, beispielsweise in Russland oder Griechenland, gibt es neben den traditionellen Tieren des christlichen Abendlandes auch Darstellungen von Bären oder Rehen.

Blick in die Ausstellung mit märchenhafter Schlittenszene

Die Symbolkraft der Tiere bringt die Krippe und damit die Weihnachtsgeschichte näher an die Lebensrealität der Menschen. Sie erinnert daran, alles Leben zu respektieren und die Natur zu erhalten. Zwölf Krippen aus allen Kontinenten zeigen auf, wie die Geburt des Christkinds auch dank Tieren in die lokale Welt eingebunden wird. Und wie üblich bietet die Ausstellung ein reichhaltiges Rahmenprogramm – unter anderem einer Bastelstube für Kinder jeweils am Nachmittag.

Titelbild: Kamele, Dromedare, Elefanten und Pferde als Tragetiere symbolisieren Reichtum, ferne Kulturen und die weite Reise der Heiligen Drei Könige. Ihre Präsenz unterstreicht die weltumspannende Bedeutung der Geburt Jesu. Hanny Roduner, Zürich, 2024

Bis 5. Januar 2025
Hier geht es zum Rahmenprogramm der Weihnachtsausstellung im Landesmuseum Zürich

 

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