Vom 1. bis 17. November 2025 werden in der Kornschütte Luzern Werke der Fotojournalistin Katya Moskalyuk und des 2015 verstorbenen Luzerner Fotografen Georg Anderhub präsentiert.
Georg Anderhub (Titelbild) dokumentierte in den 1970er-Jahren bis 2015 den gesellschaftlichen und kulturellen Alltag der Zentralschweiz. Seine Fotografien zeigen das öffentliche Leben, das Alltägliche, das Besondere – aus der Nähe, mit grosser Präzision, Humor und dem „Seitenblick” für das vermeintlich Nebensächliche.
Katya Moskalyuk bringt hingegen eine internationale Perspektive in die Region. Die aus Lviv (Ukraine) stammende Fotojournalistin begleitet seit Jahren mit ihrer Kamera das Alltagsleben in ihrem kriegsgezeichneten Land. In der Ausstellung präsentiert sie ihren „Seitenblick” auf das Innenleben der Zentralschweiz.
Die beiden Sichtweisen treten in der Ausstellung in einen spannungsvollen Dialog: lokal und international, historisch und gegenwärtig, vertraut und neu. Begleitet wird die Fotoausstellung von Hörstücken aus Interviews, die Barbara Anderhub mit Zeitgenossen von Georg Anderhub geführt hat.
Toni Zwyssig erinnert sich: «Mit Ge habe ich – zusammen mit Sina Rowshan, unserem gemeinsamen Freund und Iran-Luzerner – vor einigen Jahren zwei intensive Wochen im Iran erlebt. Ge hat diese Reise in eindrücklichen Bildern dokumentiert und verschiedentlich publiziert.
An zwei Situationen erinnere ich mich nach dem Tod von Georg ganz besonders. In Shiraz und Teheran besuchten wir die Grabstätten zweier Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Hafis (1320-1389), der wohl grösste persische Dichter, und Ayatolla Khomeini (1902-1989), der dem Iran eine religiös-fundamentalistische Diktatur verpasst hat.»
Und weiter: «Beide Situationen zeigen, wie Georg Anderhub gearbeitet hat. Er ist genauer und gleichzeitig diskreter Beobachter, der im richtigen Moment am richtigen Ort ist und sein Bild stets mit Respekt und Achtsamkeit sucht. Eigenschaften, die Georg nicht nur als Fotograf ausgezeichnet haben, sondern auch im Umgang mit uns, die wir ihm begegnen durften und ihn heute vermissen.»
Beat Bühlmann: «An der Gibraltarstrasse 10 in Luzern hatte Georg Anderhub sein Atelier. Im kleinen Schaufenster war das legendäre Porträt des weltberühmten Pianisten Artur Rubinstein ausgehängt, eines seiner fotografischen Meisterwerke. Das Atelier ist geräumt, es wird nun für «Rechtsberatung & Brocante» genutzt. Ihn hätte die ungewohnte Mischung amüsiert, vielleicht wäre ihm das neue Schaufenster ein Foto wert gewesen. Mich hat diese «fremde» Nutzung im ersten Moment irritiert. Nie mehr schnell einkehren, nie mehr einen Kaffee trinken, nie mehr eine kleinere oder grössere Angelegenheit besprechen.»
Réne Regennass schrieb: «Mehrere Jahre teilte ich mit Georg das Büro, das Fotolabor, als man noch Filme entwickelte und in der Dunkelkammer das Licht aus dem Vergrösserungsapparat mit der Hand abwedelte, um das gute Papierbild zu bekommen…Wenn Georg im dunkeln Labor arbeitete, brauchte er Musik, klassische Musik. Und er hörte sie laut und kräftig. Wenn dann im Büro für ihn das Telefon läutete, musste ich an die Tür zur Dunkelkammer klopfen. Musik begleitete ihn oft in seiner Arbeit. Das erstaunt nicht. Georg war auch Profi im Zuhören, als jahrelanger Hausfotograf am Lucerne Festival.»
2015 verstarb der Luzerner Fotograf Georg Anderhub, und sein fotografisches Werk wurde in die Obhut der Stiftung Fotodokumentation Kanton Luzern (Fotodok) übergeben. Seit einiger Zeit ist man nun daran den umfangreichen Nachlass aufzuarbeiten und zu erschliessen, um ihn später für Interessierte zugänglich zu machen.
Fotos: Josef Ritler

