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Frühlingserwachen

Im Museum Langmatt in Baden sind passend zur Jahreszeit Frühlingsbilder ausgestellt

Werke aus der eigenen impressionistischen Sammlung des Museums Langmatt werden mit Werken zeitgenössischer Künstler in Beziehung gebracht. Ein Konzept, das der neue Direktor, Markus Stegmann, auch in zukünftigen Ausstellungen realisieren will. Der vergleichende Blick auf ein „altes“ und ein „junges“ Werk direkt nebeneinander platziert, schafft neue Bezüge und belebt das Sehen. Die verschiedenen Ausstellungsräume sind thematisiert: Blühende Bäume, erotische Momente des Frühlings, Blumenstillleben, Blüten. Ergänzend dazu liegen aktuelle Publikationen aus Literatur und Zeitgeschichte auf.

Simone Kappeler: Bilchli. Analoge Farbfotografie. 2006 © Simone Kappeler, Frauenfeld

Den Auftakt bildet ein grossformatiges, dunkles Blumenstilleben des im Herbst 2015 auf Island tödlich verunglückten Schweizer Malers Pascal Danz (1961-2015) – eine stille Hommage an diesen bedeutenden Künstler. Sein Blumenbild tritt in den Dialog mit einem hellen, kubistisch facettierten Gemälde des österreichischen Künstlers Max Oppenheimer (1885-1954), eines Freunds des Sammlerehepaars Sidney und Jenny Brown.

Der anschliessende Raum ist blühenden Bäumen gewidmet, ausgehend von einem kleinen Ölgemälde, vermutlich aus der Hand von Jenny Brown-Sulzer (1871-1968), die als junge Frau in München malen lernte. Direkt daneben erhellt ein zarter weisser Kirschblütenschimmer den ganzen Raum. Der poetische Zauber geht von einer mit weisser Farbe bearbeiteten Fotografie von Thomas Flechtner (*1961) aus und reicht bis zu den urbanen Frühlingsbildern auf der andern Wandseite. Hier führt uns Camille Pissarros (1830-1903) Boulevard Montmartre ins Frühjahr 1897 zurück. Sein Künstlerblick vom Hotelzimmer aus zeigt das geschäftige Paris mit Flanierenden und Kutschen auf dem Boulevard, gesäumt von Bäumen, deren hellgrünes Blätterkleid sich gerade entfaltet. Die grossformatige Fotografie von Cécile Wick (*1954) daneben unterstützt die Atmosphäre. Auch hier der Blick von oben herab auf eine verkehrsreiche Strassenschlucht im Dunst der Stadt Athen von 2013. Dieses Bilderpaar mit vergleichbaren Motiven und Perspektiven zeigt, wie nah sich beide Epochen stehen.

Camille Pissaro: Boulevard Monmartre, printemps. 1897 © Museum Langmatt

Das mittlere Zimmer mit einer geblümten Tapete bot sich an, den erotischen Aspekt es Frühlings, der erwachenden Leidenschaft und damit das Verhältnis zwischen den Geschlechtern zu thematisieren. Ein vorhandener Wandschrank steht leicht geöffnet und gibt den Blick frei auf einen Akt von Léopold Rabus (* 1977), der neben zwei weiteren Werken eigens für diese Ausstellung entstanden ist. Die Inszenierung lässt den Betrachtenden zum Voyeur werden. Eine Sichtweise, die auch durch Edgar Degas (1834-1917) Porträt mit Blick auf einen weiblichen Akt von Nadin Maria Rüfenacht (*1980) entsteht. Die Geste des sich Dehnens verbindet den klassischen weibliche Akt von Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) mit einem männlichen Akt von Simone Kappeler(*1952).

Pierre-Auguste Renoir: Rosenstrauss in grüner Vase. 1915 © Museum Langmatt

Was wäre ein Frühling ohne Blumen? Im nachfolgenden Raum breiten sich zahlreiche Blumenstillleben aus und treten in vielschichtigen Dialog untereinander. Liebliche Bouquets führen zu Kontrasten und lösen Reibungen zwischen den Epochen aus wie die sieben dunklen, kontemplativen Bilder von Nadin Maria Rüfenacht oder das Skizzenhafte von Petra Soder (*1983) direkt neben einem Gemälde von Pierre-Auguste Renoir. Die Frage kommt auf, darf ein Werk einer jungen Künstlerin neben dem eines grossen Meisters platziert werden, und was macht überhaupt ein Stillleben aus? Die Reaktion einer raschen Wertung unserer Wahrnehmung ist gegeben und fordert heraus, sich vorurteilslos auf die Phänomene der Kunst einzulassen.

 

Nadin Maria Rüfenacht: l’extrait de la fée. Aus der Serie «Le verre de Cocteau» 2009 © Nadin Maria Rüfernacht. Leipzig

Für den Abschluss der Ausstellung stellte Petra Soder in der Veranda eine grosse zeichnerische Installation her, eine Art Tapete. Sie zerrieb auf dem über Eck laufenden Papier Blütenblätter verschiedener Blumen und Kräuter sowie Beeren, die sie kurz zuvor im Park des Museums gesammelt hatte. Sie malte buchstäblich mit den Pflanzen, die herabfallen und auf dem Boden vertrocknen. Die instabilen Naturfarben verändern sich und verblassen allmählich bis zum Ende der Ausstellung. Das Vanitas-Motiv der Vergänglichkeit – ein zentraler Kern aller Stillleben der Kunstgeschichte – ist hier poetisch und zart thematisiert durch die jüngste Künstlerin der ganzen Ausstellung.

bis 22. Mai

Teaser: Ausschnitt aus: Saint Ferran 22. 2009 © Nadin Maria Rüfernacht. Leipzig

Weitere Informationen über die Ausstellung und das Museum Langmatt finden Sie hier.

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