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Mit den digitalen Geräten reden

Moderne Spracherkennung und ihre vier grössten Gefahren und Chancen

Die moderne Spracherkennung ermöglicht es, dass wir mit den digitalen Geräten reden können, als wären sie Menschen. Bisher war die Interaktion im digitalen Alltag beschränkt auf Tastatur und Maus oder Touchscreen. Die Kommunikation musste also bislang immer über die Finger geschehen.

Doch die moderne Spracherkennung macht es möglich, dass diese Interaktion mit den Computern, den Smartphones und dem Internet auf eine uns Menschen sehr viel vertrautere und schnelle Methode ausgeweitet wird: die gesprochene Sprache.

Verschiedene Anbieter nutzen diese Technologie bereits, am bekanntesten sind wahrscheinlich die digitalen Assistenten Siri von Apple, Alexa von Amazon, Google Home und Cortana von Windows 10. Welche Gefahren und welche Chancen birgt diese neue Entwicklung? Wir wollen vier Aspekte vorstellen und zu Diskussion stellen – zwei positive, aber auch zwei negative Punkte.

Gefahr Nr. 1: Abhörung, Datenschutz, Privatssphäre

Die Frage, die sich wahrscheinlich jeder beim Thema der modernen Spracherkennung stellt, ist folgende: “Ist jedes Gerät nun eine Wanze, die ständig mithört?”

Diese Bedenken kannten auch die Unternehmen, bevor und während sie ihre Geräte herstellten. Die intelligenten “Smart Home”-Systeme wie Google Home und Amazon Echo (kleine Computer in Größe von Getränkedosen mit Mikrofonen, Lautsprechern und Internetverbindung) stehen in der Wohnung und warten auf ein Befehlswort. Erklingt das Befehlswort, startet die Spracherkennung, der eingebaute kleine Computer stellt eine Internetverbindung her und die durch den Nutzer gestellte Frage wird verarbeitet und beantwortet.

Die „Sprachfetzen” nach dem Befehlswort werden über das Internet an den Dienstanbieter übermittelt und dort auch gespeichert. Diese Speicherung soll vor allem die Erkennung der ganz individuellen Sprache des Nutzers verbessern und ist der grösste Angriffspunkt für datenschutzrechtliche Bedenken. Wo werden diese „Sprachfetzen” gespeichert, wer hat Zugriff darauf, werden sie weiterverarbeitet und wie lange werden sie gespeichert? Erst eine dauerhaft befriedigende Antwort auf diese Fragen wird den Datenschutzaspekt der modernen Spracherkennung absichern. Grundsätzlich sind die Unternehmen an geltende Datenschutzgesetze gebunden und wir als Nutzer müssen uns darauf verlassen, dass diese Richtlinien eingehalten werden – wie immer, wenn es um das Thema Datenschutz geht.

Doch wie bei allen Technologien ist auch die Spracherkennung und Sprachassistenz eine Technologie, die missbraucht werden kann. Jede neue Technologie bringt zwei Seiten einer Medaille mit sich und der Mensch entscheidet, auf welche Weise die Technologie eingesetzt wird. Ob Atomkraft, Ottomotor oder Spracherkennung – in dieser Hinsicht gleichen sich alle Technologien: eine 100%ige Sicherheit wird es nicht geben.

Gefahr Nr. 2: Der Mensch verdummt

Spielt man einmal das Szenario durch, dass sich die Spracherkennung und die digitale Sprachassistenz mittelfristig durchsetzen wird und die Datenschutzbedenken (auf welche Weise auch immer) beigelegt werden können, so offenbart sich die potentielle Gefahr einer Gesellschaft, insbesondere einer neuen Generation, die sich voll und ganz an ihre digitalen Sekretäre gewöhnt und angepasst hat, sich vollends auf sie verlässt. Das Erledigen von Schulhausaufgaben ist passé, da das reine Vorlesen einer Aufgabe ausreicht, um das Smartphone oder den Smart Home Assistenten die Antworten recherchieren zu lassen.

Doch nicht nur in der Schule führt diese Form eines digitalen imaginären Freundes, der schnelle Antworten auf fast alle Fragen hat, zu einer Änderung des Umgangs mit „gelerntem Wissen”. Die Aneignung von auswendig gelernten Fakten wird obsolet und der Mensch gerät in gewisser Weise in eine „Verdummungsspirale”. Man muss einfach nicht mehr so viel selbst wissen, wenn alles Wissen ständig abgefragt werden kann. Natürlich ist diese Sicht sehr eindimensional und überzeichnet, doch die Gefahr, die dem Szenario zugrunde liegt, ist real und sollte Beachtung finden. Zwar ist die ständige Verfügbarkeit von Informationen über das Internet auch ohne Spracherkennung möglich, doch nun kann das gespeicherte Wissen noch schneller und einfacher abgefragt werden.

Chance Nr. 1: Die Tastatur kommt ins Museum

Für viele Menschen ist das Tippen an der Tastatur ein langwieriges Unterfangen, die 10-Finger-Technik beherrschen nur wenige. Bis die eigenen Gedanken handschriftlich auf ein Blatt Papier gebracht sind, das dauert schon lange genug. Doch den Worten über die Tastatur in die digitale Welt zu verhelfen, ist für viele Nutzer, ob jung oder alt, etwas, das keinen Spass macht und einfach etwas länger dauert. Das menschliche Gehirn kann so viel schneller denken, als dass die Finger tippen oder schreiben könnten. Es gibt aber einen natürlichen Weg der Kommunikation, der uns angeboren ist, den wir perfekt beherrschen und in Schnelligkeit bisher unschlagbar ist: das Sprechen.

Bei der Eingabe von E-Mails, Geschäftsbriefen, privaten WhatsApp-Nachrichten oder SMS sind große mechanische oder kleine berührungsempfindliche Tastaturen bisher unumgänglich gewesen. Die Spracherkennung übernimmt nun zunehmend die Aufgabe der Übertragungen der Worte, die man im Kopf hat, auf das Blatt Papier oder auf den Bildschirm. Sie sprechen ganz einfach vor sich hin und die Spracherkennung „hört zu und schreibt mit”, ganz so, als hätte man seinen eigenen Sekretär zum Diktieren.

Diese Änderung wird vor allem den Menschen eine große Hilfe sein, die körperliche Einschränkungen beim Tippen auf einer Tastatur haben. Ob Arthose, Multiple Sklerose oder Parkinson (um nur einige prominente Beispiele zu nennen), bei vielen Krankheiten ist die Spracherkennung ein unvorstellbar hilfreiches Werkzeug der Neuzeit.

Chance Nr. 2: Jeder hat einen persönlichen Assistenten

Zukünftig wird die Spracherkennung durch künstliche Intelligenzen verstärkt werden. Dadurch wird nicht mehr nur das Eintragen von Erinnerungen in den Kalender oder das Vervollständigen der Einkaufsliste per Spracherkennung möglich sein. Sondern auch komplexe Aufgaben und Anfragen können durch die digitalen Butler erledigt werden. So kann bei einem kleinen Defekt oder einer Reparatur eines häuslichen Gegenstandes der digitale Butler nach einer Reparaturanleitung gefragt werden, woraufhin er die Schritte zur Reparatur per Ton und visuell auf dem Bildschirm anleitet und unterstützt.

Aber auch die Arbeit in der Küche kann auf neue Ebenen gehoben werden: 5 Sterne Menüs auf den eigenen Kochplatten werden mit einer individuellen Anleitung eines digitalen Assistenten möglich, indem der Nutzer im ständigen Dialog mit dem digitalen Butler steht. Der Nutzer teilt dem digitalen Butler mit, was alles im Kühlschrank vorhanden ist, woraufhin ein Menü aus den vorhandenen Lebensmitteln automatisch recherchiert wird. Der Assistent gibt dem Menschen in der Küche Hinweise und Anleitungen, wann was getan werden muss und der Mensch gibt fast wie in einem Gespräch Antworten oder Rückfragen, wodurch das Kochen ideal durch das interaktive Rezept begleitet wird. Gerade im Bereich des „Smart Home” wird Sprachsteuerung heute schon eingesetzt, zum Beispiel beim Ein- und Ausschalten des Lichts oder der Steuerung von Rollläden per Sprachbefehl.

Fazit

Jede neu aufkommende Technologie sollte auf ihre Chancen und Risiken hin untersucht und die jeweiligen Gefahren kritisch beleuchtet werden. Nur so kann bedenkenlos der Nutzen einer Technologie sinnvoll in unseren Alltag Einzug halten. Blauäugigkeit und Schwarzmalerei sind hier schlechte Ratgeber. Und zu guter Letzt sollten wir nicht vergessen, dass wir uns im Land der Aufklärung befinden, geistige Nachfahren von Kants Gedanken der Aufklärung sind. Das selbstbestimmte Denken und Handeln eröffnet uns ebenso den Weg zur Nicht-Nutzung neuer Technologien, sofern unsere Bedenken überwiegen.

Dieser Beitrag wurde bereitgestellt von unserem Kooperationspartner Levato. Weitere Hilfestellungen zu Computer, Internet und Smartphone finden Sie auf www.levato.de.

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