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Winkelriedhaus in Stans neu entdecken

Seit dem 23. August 2023 lädt die neue Dauerausstellung «Selbst und Welt» dazu ein, im Nidwaldner Museum Winkelried die Sammlung und das Haus neu zu entdecken.

Das Winkelriedhaus in Stans NW existiert seit 1450 und beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Kunstwerken, die im Laufe der Jahre zusammengetragen wurden. Zahlreiche talentierte Künstler und Künstlerinnen haben ihre Werke in diesem Haus präsentiert. Nun ermöglichen die Verantwortlichen einen Blick hinter die Kulissen, um Einblicke in die faszinierende Welt der Kunst zu gewähren.


Eduard Zimmermann. Entwurf zum Allwegdenkmal, 1898, Gips

In den präsentierten Werken manifestieren sich der jeweils individuelle Stil ebenso wie die Tendenzen der vorherrschenden europäischen Kunstströmungen. Es entsteht ein spannender Dialog zwischen «Selbst und Welt» sowie Vergangenheit und Gegenwart.

Was für Kunstwerke befinden sich in der Sammlung des Nidwaldner Museums? Und wie lassen sich diese charakterisieren? Der Blick ins Depot zeigt, dass sie sich nur bedingt mit dem verbreiteten Begriff der «Innerschweizer Innerlichkeit» beschreiben lassen.


Totenmaske-Melchior Paul von Deschwanden 1881 Gips

Denn neben introspektiven Themen und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst haben sich Nidwaldner Kunstschaffende stets mit dem Weltgeschehen und den internationalen Kunstströmungen befasst. Das zeigt sich in den Werken und den Biografien vieler der präsentierten Kunstschaffenden.


Raum-Selbst und Welt. Werke aus der Sammlung. Die historischen Räumlichkeiten treten in Dialog mit Werken aus der Sammlung

Nidwalden war keineswegs von der Aussenwelt abgeschottet. Nidwaldner Kunstschaffende waren schon immer gut vernetzt und bewegten sich keineswegs abseits der Welt. Die Karriere des Landschaftsmalers Jakob Joseph Zelger (1812– 1885) erhielt einen Schub durch einen Auftrag für Queen Victoria von England, die sich 1868 in der Schweiz aufhielt. Nachdem er sechs Ölgemälde und zwei Aquarelle für die Queen angefertigt hatte, wünschten sich viele wohlhabende englische Touristen ebenfalls Werke dieses Malers, der ein Atelier in Luzern betrieb.


Liselotte Moser, Männerportrait (Älpler) 1939, Öl auf Leinwand

Melchior Paul von Deschwandens religiöse Gemälde fanden den Weg bis nach Brasilien. Kunstschaffende wie Eduard Zimmermann (1872–1949), Hans von Matt (1899–1985) oder Gertrud Guyer Wyrsch (1920–2013) begaben sich auf Reisen, um in Metropolen wie München, Paris oder Florenz zu studieren.


Melchior (Melk) Imboden, Franz Ambauen, Älpler Buochs, 1990, Fotografie

Andere Kunstschaffende fanden erst spät den Weg nach Nidwalden, beispielsweise die gebürtige Luzernerin Liselotte Moser (1906 –1983), die den Grossteil ihres Lebens in Detroit verbrachte, bevor sie im Juni 1965 nach Stans zog. Auch internationale Kunstströmungen stiessen in Nidwalden auf Resonanz. In den präsentierten Werken manifestieren sich der jeweils individuelle Stil ebenso wie die Tendenzen der vorherrschenden europäischen Strömungen.

Selbst und Welt. Werke aus der Sammlung. Die historischen Räumlichkeiten treten in Dialog mit Werken aus der Sammlung

Das Ausstellungskonzept im Winkelriedhaus zielt darauf ab, dass sich die Kunstwerke in den historischen Räumen gegenseitig in ihrem Charakter und ihrer Strahlkraft verstärken. Dabei wird der Rundgang durch verschiedene Themenbereiche strukturiert: das Atelier, mythologische und biblische Themen, Natur- und Landschaftsdarstellungen sowie die Auseinandersetzung mit Körper, Tod und Transzendenz.


Liselotte Moser- Teekanne 1967, Aquarell auf Papier

Der zeitliche Bogen der präsentierten Werke spannt sich vom 16. bis ins 21. Jahrhundert. Auf eine chronologische Abfolge wird jedoch bewusst verzichtet. Dadurch entsteht ein spannender Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Neben Kunstwerken werden einzelne Artefakte und Archivalien präsentiert. Hinzu kommen ausgewählte Werke aus unterschiedlichen Dauerleihgaben. Die Sammlung der Frey-Näpflin-Stiftung beispielsweise thematisiert das Verhältnis von Selbst und Welt aus Perspektive eines Sammlerehepaars, das neben Zentralschweizer und Schweizer Kunst bedeutende Werke von flämischen, italienischen und französischen Meistern gesammelt hat.

Auch Druckgrafiken aus der Dauerleihgabe von Karl und Maja Meder können neu entdeckt werden. Die Befragung von Selbst und Welt schlägt sich in der Ausstellung somit auch in der spannungsreichen Gegenüberstellung von lokaler und europäischer Kunst nieder.


Cécile Stadelmann-Hochreutener, Unter dem Olivenbaum, Video

Vertreten sind Werke von: Judith Albert, Cuno Amiet, Donato Amstutz, Agnes Barmettler, August Blaesi, Rudolf Blättler, Melchior Paul von Deschwanden, Anthonis van Dyck und Werkstatt, Peter Paul Rubens und Werkstatt, Anton Egloff, Christo Javacheff, Verena Loewensberg, Rochus Lussi, Annemarie von Matt, Hans von Matt, Leonard von Matt, Joan Miró, Liselotte Moser, Arnold Odermatt, Corinne Odermatt, Marlies Pekarek, Markus Raetz, Paul Stöckli, Melchior Wyrsch, Jakob Joseph Zelger und vielen weiteren Kunstschaffenden.

Fotos: Josef Ritler

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