Leo Dittli war im Berufsleben in der Schuhbranche tätig. Durch die Modewelt wurde er für Farben und Formen sensibilisiert. Er belegte Malkurse und malt heute Bilder – als Hobby, wie er sagt – sogar Auftragsbilder. Seniorweb hat ihn in seinem Atelier besucht.
Leo Dittlis Sommerausstellung im Garten faszinierte mich. Inmitten von bunten Blumen leuchteten Bilder mit dynamischen Sonnen und zarten Sternennebeln hervor. Wer mag dieser Maler sein? Nun war die Gelegenheit gekommen, den Schuhverkäufer, der Maler geworden ist, aufzusuchen.
«Supernova 3» aus der Serie «Weltraumbilder», Acryl
Leo Dittli kam 1943 in der Innerschweiz in Altdorf UR zur Welt. Er wuchs in einer Schuhhändlerfamilie auf zusammen mit vier Schwestern und einem Bruder. Da der Bruder bereits im Geschäft mitarbeitete, lernte Leo Koch. Doch es hielt ihn nicht lange. Nach der Lehre zog es ihn zum Schuhhandel. Er fand eine Stelle in Winterthur, wo er es bis zum Filialleiter brachte. Die letzten zwanzig Jahre seiner beruflichen Karriere war er Chefeinkäufer in einem Familienunternehmen mit über zwanzig Schuhgeschäften.
Leo Dittli in seinem Atelier
Durch das Zusammenstellen von Schuh-Kollektionen entwickelte sich sein Sinn für Mode, Farben und Formen. Doch die verantwortungsvolle Arbeit brachte ihn nahe an ein Burnout. Eine Nachbarin ermunterte ihn, zum Aquarell-Kurs mitzukommen. Dies packte ihn derart, dass er ab den späten 1980er Jahren regelmässig Malkurse und Workshops belegte. Hier fand er seinen Ausgleich, den «Slow Down», wie er sagt.
Ohne Titel, Aquarell
Mit der Aquarellmalerei verfeinerte sich sein Farbempfinden. So musste er als Übung reihenweise kleine Quadrate in einem Farbton malen, der sukzessiv zarter, also immer stärker mit Wasser verdünnt wurde. «Die weichen und zarten Farbverläufe, die sich durch die verschiedensten Vorgehensweisen gewollt oder ungewollt entwickelten, faszinierten mich», schreibt er auf seiner Webseite. Für die Aquarellbilder liess er sich von der Natur inspirieren, von verschneiten Bergen und Dörfern, von geheimnisvollen herbstlichen Wäldern, auch von Tieren.
Adler, Aquarell
Auch im Sommer war Leo Dittli mit Pinsel und Aquarellfarben unterwegs und malte «die warmen Farben der Toscana, das rauschende Meer um Korsika mit all den blau/grün Schattierungen und die bunten Wochenmärkte in Frankreich», so die Webseite. Seine Bilder verkaufte er bei Ausstellungen oder direkt an Bekannte, aber das grosse Geschäft war es nie. Viele, an die 80 bis 120 Werke, befinden sich noch auf dem Estrich. «Kunst macht mir Freude und ist mein Hobby», meint er. «Ich bin froh, wenn dieses weitgehend selbst tragend ist.»
«Toscana», Aquarell
Nach der Jahrtausendwende änderte sich sein Stil. Er malte zunehmend mit Acrylfarben. Die Bildformate wurden grösser, der Pinselstrich lockerer und mutiger. Er setzte mit neuen Techniken, auch mit dem Spachtel, zusätzlich Pasten, Pigmente und verschiedene Naturmaterialien in die Malerei ein. Im Fokus stand nicht mehr die Abbildung, sondern die Farbkomposition. Die Farben wurden expressiver. Farbharmonien aber sind ihm immer wichtig.
«Katla 2», Acryl
Nachdem er in Kursen, auch in Perspektive und in weiteren Techniken, nichts Neues mehr dazulernte, schloss er sich mit anderen Teilnehmern zu einer losen Gruppe zusammen. Sie luden jeweils einen Kunstschaffenden ein, der ihnen seine Kunst bzw. Kunsttechnik vermittelte. So bildeten sich die Gruppenmitglieder weiter und blieben lange miteinander verbunden.
«Eismeer», Acryl
Leo Dittli malt gerne in Serien. Das heisst, er probiert ein neues Thema, das ihn interessiert, und malt es immer wieder in verschiedenen Varianten. Am Schluss ist es eine Serie. Manchmal fasziniert ihn eine Abbildung in der Presse, wie etwa die Hubble-Bilder vom Weltraum. Er begeisterte sich für deren Farben und Formen und übertrug sie in sein Schaffen. Daraus entwickelte er die Serie Weltraumbilder. Aber auch Bildserien von Wasser oder von Landschaften finden sich in seinem Werk. Manchmal mit pastosem Farbauftrag, manchmal dünnflüssig transparent.
«Galenit auf Calcit», Acryl
Heute malt er nur noch selten Aquarelle. Auf seiner Webseite bietet Dittli zudem Bilder «On Demand» an. Bilder, die er auf Bestellung malt. So wünschte unlängst jemand ein Gemälde für einen im Zeichen Stier geborenen Freund. Um einen Stier richtig zu malen, recherchierte der Hobbykünstler im Internet, bis er die Form für sich entwickeln und als Bild malen konnte. Jedem Auftragsbild geht eine intensive Recherche voraus.
Ackerstein: rote Grundfarbe, darüber Goldspray und mit Acrylfarbe aufgetupftes Ornamentmuster. Foto: rv
Sein neues Hobby ist das Bemalen von Steinen, was allerdings nur mit gewissen Steinarten wie Granit möglich ist. Auf Sandstein hält die Farbe nicht. Damit diese Steine im Garten aufgestellt werden können, muss die Acrylfarbe mit einem Lack überzogen werden. Wenn die Pflanzen dann im Winter ruhen, bringen die bunten, ornamental gemusterten Steine den Garten zum Leuchten.
Titelbild: Leo Dittli in seinem Atelier. Foto: rv
Alle Bilder: © Leo Dittli
Weitere Informationen auf der Webseite von Leo Dittli
Schönes Porträt über einen Mann, der seinen «Stil» gefunden hat. Danke Frau Vuillemier.