StartseiteMagazinKulturJunge Choreografen und alte Meister

Junge Choreografen und alte Meister

Was entsteht, wenn junge Tänzer choreografieren und sich mit Barockmusik auseinandersetzen? Ein Mix von Tradition und jugendlichem Schwung, gepaart mit grosser Ernsthaftigkeit.

«Corpus» heisst die letzte Ballettproduktion der Saison am Zürcher Opernhaus. Der Körper im Mittelpunkt des Tanzes, ja was denn sonst? Diese Überlegung greift aber zu kurz. Corpus benennt auch den Resonanzraum eines Instruments, also eigentlich das Nichts, die Leere im Inneren eines Klangkörpers. Und so, wie ein Instrument erst durch diesen Corpus zum Klingen gebracht wird, so ist es beim Tanz. Bewegung und Technik allein ist noch kein Tanz, ist allenfalls Bodenturnen. Es braucht die Intensität der Gefühle, die Transzendenz von Geist und Musik – die Seele, die dem Tanz Tiefe gibt.

Dem Publikum gefiels

Ein Ballettabend mit zwei Uraufführungen, bestritten von zwei jungen Choreografen, das ist ein Wagnis. Wenn man ihnen dann auch noch mit dem auf historischen Instrumenten musizierenden «Orchestra La Scintilla» ein Barockorchester zur Seite stellt, sie also zu einer Zeitreise verführt, dann wird das auch für das Publikum zur Herausforderung. Vorweggenommen: Die beiden Tanzproduktionen – «disTANZ» von Felipe Portugal und «Lady with a Fan» von Douglas Lee – wurden an der Premiere mit viel Applaus verdankt. Es ist ein spannender, beseelter Ballettabend.

Yen Han und Jan Casier in «disTANZ» von Felipe Portugal. Alle Bilder Opernhaus Zürich/Gregory Batardon)

Dass Felipe Portugal, Erster Solist in der Ballettcompagnie des Zürcher Opernhauses, sich seit einiger Zeit auch als Choreograf versucht, ist bekannt. Dass er bereits mit einer eigenständigen Tanzsprache aufwartet, die nur manchmal etwas an seinen Mentor Heinz Spoerli erinnert, das überrascht. In «disTANZ» spürt er zu Musik von Johann Sebastian Bach und zweier seiner Söhne der Verbindung von Körper und Seele nach. Was immer auch ein Zusammenspiel all der Facetten ist, die aus einer Person eine Persönlichkeit machen.

Weiche, fliessende Bewegungen

In einem leeren Raum, nur dominiert von einer netzartigen Lichtskulptur (Bühnenbild Marko Japelj) bewegen sich die Tanzenden aus sich selber hinaus. Alles wirkt weich, fliessend, die Hebungen und Drehungen folgen der Musik und sprechen doch eine eigene Sprache. Manchmal fehlt es etwas an Dynamik, aber immer ist spürbar, wie Portugal seiner Compagnie, zu der er als Tänzer auch noch dazugehört, Raum gibt, sich zu entfalten.

Das Solistenpaar Yen Han und Jan Casier in «disTANZ.

Höhepunkt des Stücks ist der Pas de deux der Tänzerin Yen Han mit Jan Casier. Zu den Klängen der c-Moll-Violinsonate von Carl Philipp Emanuel Bach, durchgeistigt – oder beseelt – gespielt von Konzertmeisterin Hanna Weinmeister, am Cembalo Giorgio Paronuzzi, tanzt das Paar so voller Poesie und Innigkeit, dass man wünschte, dieser Tanz würde nie enden.

Die spanische Mona Lisa

Ebenfalls abstrakt, aber mit einem narrativen Element, geht Douglas Lee die Aufgabe an, Barock und Moderne miteinander zu verbinden. Musikalisch hält er sich an die Violinkonzerte aus Vivaldis Zyklus «La Cetra», die er mit einem Mix von Funk, Pop und Minimal Music des US-amerikanischen Komponisten Michael Gordon ergänzt. Das Orchestra La Scintilla mit Christopher Moulds am Pult, zeigt sich während des ganzen Abens als dynamisches, präzises Ballettorchester, das die Tanzenden auf der Bühne mit ebensoviel Seele aus dem Orchestergraben heraus begleitet.

Katja Wünsche als «Dame mit Fächer» im gleichnamigen Ballett von Douglas Lee.

«Lady with a Fan», die Dame mit dem Fächer, heisst ein Bild des spanischen Malers Diego Velazquez. Wie bei Da Vincis «Mona Lisa» wird bis heute gerätselt, wer diese Dame ist. Diese Frage nimmt Lee auf. Nicht, um sie zu beantworten, um des Verwirrspiels Willen. Katja Wünsche tanzt diese Dame im schwarzen, «barocken» Kleid, während alle übrigen Tanzenden in dunklen Tricots mit allenfalls angedeuteten Minikinolinen oder Frackschössen auftreten. Das Bühnenbild mit kastigen, verschiebbaren Elementen wie auch die Kostüme hat Lee selber entworfen.

Getanzte Bilder

Als ehemaligen Tänzer und seit 2011 frei schaffender Choreograf unterscheidet sich Lees Arbeit grundlegend von der Portugals. Bei ihm werden Bilder getanzt, das heisst mit oft «eingefrorenen» Körpermodellagen. Gordons Musik peitscht die Tanzenden zu immer neuen Figuren und die lyrischen Elemente bilden einen interessanten Kontrast. Katja Wünche wird zu Beginn, mehr paradierend als tanzend, etwas unterfordert, kann aber später in einem fulminanten Solo zeigen, was alles in ihr steckt. Neben dem Narrativen scheint auch etwas Spielwitz auf, dann, wenn zwei Männer auf einem Podest einen Pas de deux in abstrahierten Tutus tanzen. Sie nehmen damit auf eine Episode aus dem Leben der vermutlichen Dame mit Fächer Bezug: Sie soll, als Mann verkleidet, nach Spanien gereist sein.

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