StartseiteMagazinKulturMan Ray – der Fotograf der Surrealisten

Man Ray – der Fotograf der Surrealisten

Mit einer wohl ausgewählten Fotoschau unter dem Titel «Die Fotografie befreien» trägt das PHOTO ELYSÉE in Lausanne zu den breit aufgefächerten Surrealismus-Ausstellungen der Plateforme10 bei.

Kunst wollte Man Ray (1890-1976) schon immer machen. Seine russisch-jüdischen Eltern waren nach Amerika ausgewandert, um dort mit ihren vier Kindern ein neues Leben aufzubauen. Da mussten alle mithelfen. Der Vater war Schneider, der junge Man, in der Familie Emmanuel oder «Manny» genannt, musste mithelfen. Vielleicht war es gerade der kreative Umgang mit Stoffen – damals fertigte man vieles in Patchwork-Technik an -, der den Jungen künstlerisch inspirierte.

Man Ray, Rayographie Fleurs, 1925 © Man Ray 2015 Trust  2024, ProLitteris, Zürich

Später absolvierte er eine Design-Ausbildung in Brooklyn, aber richtig glücklich wurde er dort nicht. Erst als er die Modern School von Francisco Ferrer gefunden hatte, befand er sich am richtigen Ort und lernte, seine Kreativität auszudrücken. Er lernte die europäische Avantgarde kennen, die Impressionisten und Expressionisten, und fand selbst allmählich zu seinem Stil. Schon in Amerika traf er Marcel Duchamp, der ihn sehr beeindruckte, und wohl auch Francis Picabia.

Schon 1914 oder 1915 hatte sich Man Ray einen Fotoapparat gekauft und begann, damit zu experimentieren. Marcel Duchamp hatte ihn dazu ermuntert. Hatte Man Ray bis dahin neben der Malerei vielerlei Collagen und Assemblagen geschaffen, erkannte er, dass ihn seine Erfahrungen mit der Fotografie und dem Film in neue Sphären brachten. Er experimentierte viel, erfand die «Rayographie» und spielte alle Möglichkeiten durch, die der Fotoapparat und die Dunkelkammer boten, beispielsweise die Solarisation, die ein Foto durch total veränderte Lichtverhältnisse verfremdete. Dabei hatte er die Malerei nicht vollkommen aufgegeben. Er sagte selbst einmal: «Was ich nicht malen kann, fotografiere ich – und umgekehrt.»

Man Ray, Noire et Blanche, 1926 © Man Ray 2015 Trust  2024, ProLitteris, Zürich

Nach Paris kam er in den ersten 1920er Jahren und fühlte sich bei den Surrealisten, die sich allmählich zusammenfanden, wie ein Fisch im Wasser. Als künstlerisches Multitalent mit ebenso vielen Interessen für Mystisches, für «Automatisches Schreiben», für alles, was über die konventionellen Künste hinausging, war er damals in Paris am richtigen Ort. Er lernte schnell Französisch, was ihm den Zugang zu André Breton oder Tristan Tzara erleichterte. Man Ray wurde DER Fotograf der Surrealisten und überhaupt aller bemerkenswerter Frauen und Männer der Jahre zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg.

Man Ray, Paul Eluard et André Breton, 1939 © Man Ray 2015 Trust 2024, ProLitteris, Zürich

Auf der Grundlage einer Privatsammlung hat Nathalie Herschdorfer, Direktorin des PhotoElysée, diese Ausstellung kuratiert. Durch Fotografien vorgestellt werden die verschiedenen Lebensphasen des Künstlers. Dazu gehören auch einige Werke, die ihn weltberühmt gemacht haben, Porträts von Künstlerinnen und Künstlern, Schriftstellerinnen, Autoren und Intellektuellen, mit denen er in Kontakt kam: André Breton, Meret Oppenheim, Pablo Picasso, Salvador Dalí, James Joyce und Lee Miller, die seine zweite Frau wurde.

(Ausschnitt) Man Ray, Alice Prin, dite Kiki de Montparnasse, ungefähr 1925  © Man Ray 2015 Trust  2024, ProLitteris, Zürich

Wir entdecken nicht nur das schillernde Who-is-Who der damaligen Pariser Avantgarde, sondern sehen rätselhafte Fotografien, die surrealistischen Werken ähneln, und experimentelle Arbeiten, wie oben erwähnt.

Als Studioporträtist und Modefotograf, aber auch als experimenteller Künstler, der die Möglichkeiten der Fotografie mit Menschen aus seinem Umfeld erforschte, zeigt diese Ausstellung Man Ray in seiner ganzen Vielseitigkeit. Nicht umsonst gilt er als einer der wichtigsten Künstler des 20. Jahrhunderts.

Im Eingangsbereich des Museums der Schönen Künste des Kanton Waadt (Foto mp)

Dass er sich zeit seines Lebens auch noch anderen künstlerischen Formen widmete, zeigt ein Schachspiel, das Man Ray 1962 aus dunkelbraun patiniertem Messing auf einem emaillierten und vergoldeten Metallbrett geschaffen hat. (Courtesy Collection Thaddaeus Ropac, Paris, Salzburg). Es ist das erste Objekt der aktuellen Ausstellung im Kunstmuseum.

Man Ray:  Die Fotografie befreien.
Im Kantonalen Museum für Fotografie PHOTO ELYSÉE bis 4. August 2024.

Vom Surrealismus vor 100 Jahren erzählen in Lausanne ausserdem:
«Objekte der Begierde»
Ein aktuelles 100 Jahre altes Manifest

Titelbild: Ausstellungsansicht (Foto mp). Blau und Gelb – die einzigen Farben in diesem Ausstellungsbereich

 

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