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„Mis Dach isch de Himmel vo Züri….“

Zürich Judith Stamm im Café City für das Wocheninterview . 10.05.2010 Bild : Peter Würmli

Hommage an eine kleine, grosse Stadt, ständig im Wandel und doch vertraut!

Wenn ich zur „rush hour“, sei es am Mittag, sei es am Abend, in Zürich ankomme, mich durch die Menschenmassen im und rund um den Hauptbahnhof gekämpft und das richtige Tram erwischt habe, tönen mir die Worte von Frank Sinatra in den Ohren: „New York, New York, If I can make it there I`ll make it anywhere…“. Für mich als alte Dame heisst das, solange ich mich im lebhaften Zürich zurechtfinde, solange kann ich mir auf die Schultern klopfen.

Zürich ist die Stadt meiner Jugend. Da bin ich aufgewachsen, da habe ich meine Ausbildungen bis zur Universität durchlaufen. Ins „Exil“ in die Innerschweiz ging ich 1960 berufeshalber. Es war nicht zu meinem Schaden!

Ja, und wie hat sich die Stadt meiner Jugendjahre unterdessen entwickelt? Zürich gibt sich ja gerne leicht amerikanisch. „Greater Zurich Aerea“ oder „little big city“ oder „downtown Switzerland“ hiess es doch auch schon. Der letzte Ausdruck gefällt mir am besten. Da können wir doch von Basel, Bern und Luzern aus auch einmal „downtown“ gehen. Aber aufgepasst, es gibt welche, die ziehen das Original doch noch vor, verschmähen die Kopie und bleiben deshalb lieber ganz zuhause!

Die Stadt ist ständig im Wandel begriffen. Die Gnomen von der Bahnhofstrasse sind längst nicht mehr, was sie einmal waren. Am Knabenschiessen gewinnen auch Mädchen und am Sechseläuten macht statt des Böggs ein totes Pferd Schlagzeilen!!

Um den Sechseläutenplatz, diesen wunderbaren Platz, tobt der Kampf um die Belegung. Nebst vielen anderen Events wird es auch noch einen Weihnachtsmarkt geben. Ja, ein grosser, leerer Platz, eine grosszügige Gelegenheit zum Verweilen, Schlendern, Müssiggehen, erträgt diese hektische, betriebsame, wirtschaftende Stadt offenbar nur in homöopathisch bemessenen Zeiteinheiten!

Auch die Bahnhofstrasse verändert sich laufend. Während dem Vernehmen nach die Warenhäuser Jelmoli und Coop City ihren Platz behaupten, ist bei Manor die Standortfrage nur noch eine Frage der Zeit, und das Griederhaus ist verkauft. Diese Warenhäuser waren die Leuchttürme meiner Kindheit, die ich gelegentlich auf einem Einkaufsgang mit meiner Mutter besuchen durfte. Sie verschwinden oder werden heute von glitzernden, glänzenden, gleissenden Geschäften und Boutiquen aller Art überstrahlt.

Kürzlich machte ich einen Ausflug mit dem Tram Nr. 4. Da ist natürlich der Viadukt mit seinen unter den Bögen eingebauten Geschäften und der Markthalle ein attraktives Ziel, gut erreichbar von der Tramstation Dammstrasse aus. An der Dammstrasse stieg ich seinerzeit jeweils aus, wenn ich die Abkürzung nachhause nehmen und nicht bis zur früheren Endstation von Nr. 4, bis zur Nordbrücke, fahren wollte.

Mein aktueller Ausflug führte mich zur neuen Endstation, Bahnhof Altstetten. Dahin führt auch ein Stück weit die Pfingstweidstrasse. Ein Bürohochhaus nach dem anderen säumt diese Strasse. Wenn es der Branche, die sich darin ausbreitet, einmal nicht mehr so gut geht, wird das eine Geisterstadt geben. Dann kann man sie ja immer noch „besichtigen“, wie ein nicht mehr genutztes Filmgelände mit seinen Studios oder die leer  stehenden Gebäude verflossener olympischer Spiele, irgendwo an einem Stadtrand.

Und dann finden sich in jener Gegend, „in the middle of nowhere“, auch noch die städtischen Verrichtungsboxen, eine SOS-Station für Männer in Not. Die Adresse heisst „Depotweg“. Denn das entsprechende Grundstück ist langfristig für ein Tramdepot der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich vorgesehen. Die Stadtverwaltung beweist mit der Namensgebung ihren Sinn für Witz: für den Verkehr, den öffentlichen und den ganz privaten, werden in Zürich Depots bereit gestellt!

Damit wir uns recht verstehen: Zürich ist mir ganz und gar ans Herz gewachsen, und das wird auch so bleiben. In Anlehnung an „little big city“ habe ich auch das Lied wieder gefunden, das demjenigen von Frank Sinatra ebenbürtig ist, nein, es weit übertrifft, geschrieben vom Basler Werner Wollenberger, gesungen vom Bündner Zarli Carigiet, im Musical: „Eusi chli Stadt“:

„Mis Dach isch de Himmel vo Züri und ds Bellevue mis Bett  wo ni pfuus,

Und d`Schipfi mis Bänkli  und d`Meise mis Schränkli und Züri ganz Züri mis Huus.

Mis Dach isch de Himmel vo Züri und ds Bellevue mis Bett wo ni pfuus,

Und z`Nacht isch d`Laternä, dr Mond mit dä Sternä und Züri, ganz Züri mis Huus!“

 

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