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Souvenirs – das Glück festhalten

Das Museum Langmatt Baden zeigt kleinformatige Schätze und Souvenirs nicht nur zum Betrachten, sondern auch zum Mitnehmen.

Mit dem Ohrwurm ‹Souvenirs, Souvenirs› eroberte 1959 der amerikanische Sänger Bill Ramsey Platz 1 der deutschen Hitparade. In Anlehnung an seinen Song breitet die Ausstellung Souvenirs, Souvenirs eine Fülle kleinformatiger Objekte der Sammlung des Museums Langmatt aus. Spielerisch locken sie mit der Vorstellung, als Souvenirs klammheimlich mitgenommen zu werden: Porzellanfigürchen und asiatische Keramik, Silberlöffel und Teetassen und warum nicht das eine oder andere Bildchen, wie die zauberhaften Porträts von Pierre-Auguste Renoir oder andere Meisterwerke im Miniaturformat?

Collage von Objekten aus der Sammlung des Museums Langmatt

Souvenir – ’sich erinnern› auf Französisch. Wie gerne erinnern wir uns an eine glückliche Reise, an einen lieben Menschen. Dieses Glück festzuhalten, versuchen wir in Form kleiner Objekte, die wir vor Ort erwerben oder geschenkt bekommen. Unsere guten Gefühle verbinden sich mit ihnen und noch lange Zeit später erinnern wir uns. Wer hütet nicht selbst zu Hause solche Schätze?

Die ehemaligen Besitzer der Villa Langmatt, die Familie Brown, war reisefreudig und brachte von weither Souvenirs mit oder schickte den Söhnen Postkarten, die diese liebevoll sammelten. Der Hausherr Sidney W. Brown war 1988/89 noch als Junggeselle auf einer grossen Reise in Australien und Ostasien. Fotos, aber auch lange verzierte Holzpaddel, ein Speer und andere ethnologische Souvenirs werden in dieser Ausstellung gezeigt. Der Sohn Sidney H. Brown hatte als Rotkreuzdelegierter die schwierige Aufgabe, 1936 in Eritrea das Gesundheitswesen aufzubauen. Durch Fotos, beschriftet mit „verseuchtes Wasser“, wird die Dramatik fassbar.

Postkarten der Familie Brown, Museum Langmatt, Baden

Schon im 18. Jahrhundert schätzte die feudale Gesellschaft Bildungsreisen – die Grandtour – nach Italien, insbesondere nach Venedig. Den Fotoapparat gab es noch nicht, dafür betätigten sich lokale Dekorations- und Bühnenmaler als Vedutenmaler, welche den Zauber der Stadt auf Ölgemälden als Souvenirs des 18. Jahrhunderts festhielten. Das Museum Langmatt zeigt aus seiner grossen Sammlung zwei solcher Veduten eines unbekannten Künstlers von 1743/44. Daneben werden in einer Vitrine auch Fotos der Familie Brown beim Besuch in Venedig gezeigt.

Auf der Veranda kann man sich gemütlich hinsetzen und die theaterartige Videoinstallation von Joëlle Flumet (*1971) über das einstige und heutige Leben in der Villa Langmatt geniessen. Die Künstlerin reflektiert darin ihre Sicht des Themas. Statt eines Heers von Dienstboten wie früher erledigt heute ein Heer von Angestellten die täglich anfallenden Arbeiten.

Joëlle Flumet, Kleines, heimisches Theater, 2015, Videoinstallation, 9‘13‘‘, Museum Langmatt, Schenkung der Künstlerin.

Der mittlere Raum zeigt das Herzstück der Ausstellung: eine für ein Museum höchst ungewöhnliche Inszenierung, die bewusst auf wissenschaftliche Zusammenhänge verzichtet. Das Bedürfnis zu sammeln – seien es einfache Souvenirs oder auch veritable Kunstobjekte – beides wird hier gleich behandelt. Auf einem umlaufenden Bord etwas über Augenhöhe sind unterschiedliche kleine Objekte nebeneinander aufgereiht. „Wertlose“ Souvenirs stehen neben kostbarem Tafelsilber oder Porzellan aus dem 18. Jahrhundert ohne schützendes Glas.

In einer Vitrine wirken diese kleinen Kunstobjekte edel und unnahbar, hier aber stehen sie ungeschützt in ihrer Zerbrechlichkeit vor uns und relativieren durch die alltägliche Situation die Wertunterschiede. Die Langmatt zum Mitnehmen wird hier zum Greifen nah und spielt mit dem Reflex, das schönste Stück einfach einzustecken. Doch der gemütliche Sessel ist nicht für müde Besucher eingerichtet, sondern für die Aufsicht, die hier mit Argusaugen darüber wacht, dass am Ende der Ausstellung noch alles vorhanden ist.

Verschiedene Objekte aus der Sammlung des Museums Langmatt (Ausstellungsansicht)

Im letzten Ausstellungsraum wacht Charles Brown sen. (1827-1905) über allem. Er war der Vater von Sidney W. Brown und selbst ein genialer Erfinder. Sein Porträt wurde ein Jahr nach seinem Tod anhand einer Fotografie vom befreundeten Künstler Peter Koch (1874-1956) gemalt.

Um das Bedürfnis nach einem Mitbringsel – einem Souvenir – zu befriedigen, hat Johanna Bossart (*1977) einzelne Motive aus den impressionistischen Bildern der Sammlung des Museums Langmatt herausgelöst und sie als farbig glasiertes Steingut (Unikate) produziert, das der Besucher erwerben kann. Martin Volmer (*1974) transformierte Strukturen einer Marmortischplatte im 18ième Zimmer in kleinformatige, nahezu gegenstandslose Bilder, die sich individuell mit Fantasie lesen lassen. Der Verein FabLab Zürich hat Skulpturen und Säulen im und ums Haus gescannt und mit einem 3D-Drucker als kleine Repliken geplottet. Sie können, wie die kleinen Kunstwerke, als echte Souvenirs erworben werden, so dass der unwahrscheinlich klingende Untertitel der Ausstellung – Die Langmatt zum Mitnehmen – wörtlich zu nehmen ist.

Souvenirs aus dem 3D-Drucker zum Mitnehmen Foto: Ruth Vuilleumier

In diesem traditionsreichen Familienhaus dachten die Ausstellungsmacher aber auch an die Kinder von heute. Für sie wurde extra eine Mappe ‹Malen nach Zahlen› entwickelt. Sie enthält sieben Blätter mit Motiven nach Bildern des Museums, welche die Kinder bunt ausmalen können. Damit erschaffen sie sich ihr eigenes Souvenir an das Badener Museum.

„Souvenirs, Souvenirs – Die Langmatt zum Mitnehmen“. Die Ausstellung im Museum Langmatt Baden dauert noch bis 7. Mai 2017.

Begleitveranstaltungen

Alle Fotos, ausser dem letzten: © Museum Langmatt Baden

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