Das Kunsthaus Zürich zeigt mit «Robert Delaunay und Paris» das Schaffen des Künstlers in einer Zeit des Aufbruchs und dokumentiert die Suche nach seinem eigenen Stil.
Robert Delaunay, heute als die zentrale Figur der künstlerischen Avantgarde des 20. Jahrhunderts apostrophiert, ist nicht leicht zu fassen. Zu verschlungen ist sein Weg vom divisionistisch inspirierten Porträtmaler über seine kubistische Phase bis zu den «Fenêtres», die nur noch Licht und Farbe und Form sind.
Robert Delaunay: Fenêtres ouvertes simultanément (1912). © Tate, London, 2018 (Alle Bilder Kunsthaus Zürich)
Denn nach einer abstrakten Phase der reinen Farbmalerei sind da wieder Porträts – vielleicht eher den finanziellen Verhältnissen geschuldet – , aber auch Sportbilder, gemalte Kommentare zu politischen und technischen Ereignissen, bis Delaunay sich mit seinen «Disques» erneut der geometrischen Abstraktion zuwendet. Zuletzt in seiner Serie «Rythmes sans fin». Konstante in Delaunays Schaffen ist, das zeigen die rund 80 Werke in der für die Schweiz erstmalig so umfassenden Ausstellung – der Eiffelturm.
Schrott oder Wahrzeichen?
Delaunay schuf die schönsten Eiffeltürme von Paris. Sie tanzen im Farbenrausch, verbiegen sich im kubistischen Kontext, ragen monolithisch empor oder wirken aus der Vogelperspektive wie ein Jugendstilmotiv. Robert Delaunay bezog in der Zeit nach der vorletzten Jahrhundertwende eindeutig Stellung in der hitzigen Diskussion, die sich um den 1889 erbauten Eiffeltum drehte. Noch einmal, ab 1920, rückt der Eiffelturm ins Zentrum seines Schaffens, aus neuen Blickwinkeln und in neuen Formaten.
Robert Delaunay: La Tour Eiffel et jardin du Champs-de-mars (1922)
Daneben sind zahlreiche weitere Beispiele aus seinem Schaffen zu sehen. Etwa die geschwungenen Gewölbe und die Glasfenster der gotischen Eglise Saint Séverin im Quartier Latin in Paris und etliche schöne Exponate der «Fenêtres», in denen sich die Formen und Farben ineinander verweben und sich aufzulösen scheinen. Inspiriert worden sei der Künstler bei diesen Arbeiten durch die bunten Steppdecken, die seine Frau Sonja für ihren gemeinsamen Sohn nähte.
Partnerin in der Kunst und im Leben
Diese Sonja, selber Künstlerin und Designerin, war massgeblich beteiligt an der Entwicklung der vom Kubismus ausgehenden Variante der abstrakten Malerei, die vom Lyriker Giullaume Apollinaire als «Orphismus» bezeichnet wurde. Sonja kommt in der Ausstellung aber nur am Rande vor. Etwa als Designerin der Kleider, die die von Delaunay porträtierten Damen in den Zwanzigerjahren trugen.
Robert Delaunay: Triomphe de Paris (1929)
Die Gastkuratorin Simonetta Fraquelli hat es verstanden, dieses konservatorisch schwierige Werk aus einer Epoche der malerischen Experimente zu einer Einheit zusammenzufügen. Leihgaben aus der ganzen Welt tragen bei zu einem farbigen Bild von Delaunays Interpretation von Paris als der «Stadt des Lichts» und die interessante Raumaufteilung im grossen Bührlesaal tut ein Übriges, diesem Maler zu Beginn der Moderne einen adäquaten Rahmen zu geben.
Ergänzt werden Delaunays Bilder durch Fotografien und Filme so bedeutender Vetreter dieses Metiers wie Germaine Krull, Man Ray, André Kertész, Ilse Bind und René Le Somptier.
Die Ausstellung «Robert Delaunay und Paris» im Kunsthaus Zürich ist bis zum 18. November zu sehen. Infos unter kunsthaus.ch.