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Theater trotz allem

In Zürich und Umgebung arbeitende freie Schauspielerinnen und Schauspieler haben sich mit Peter Brunner, Erfinder neuer Theaterformate und ideenreicher Produzent, zusammengetan. Als Alternative der nun lahmgelegten Szene haben sie die digitale Sofalesung für alle, welche die Bühnen vermissen, erfunden: die «Lesestube 8nach8».

Im neuen Buch des munteren kalifornischen Geschichtenerzählers Samuel L. Jackson zu Covid-19 heisst es zwar «Stay the Fuck at Home», aber «wir wollen doch unseren zivilisierten Standard beibehalten», meinen die Theatermenschen vom Verein Alles in Allem, denn eins sei klar, «wir stayen zuhause, notgedrungen.» Nachdem der erste Schock vorbei ist, das Home Office trotz familiärer Störungen sich eingespielt hat, entdecken viele wieder das Grosse im Kleinen, das Dolcefarniente oder zumindest das Backen, wenn die leergekauften Hefe- und Mehlregale ein Indiz dafür sind.

Weniger erfreulich ist die erzwungene Pause für die Kulturorte und die Schauspielerinnen; Musiker und andere darstellende Künstler sind mitgemeint. Ihnen allen ist die Bühne buchstäblich weggebrochen und damit ihre Verdienstmöglichkeit. Marie-Antoinette, die Gattin Ludwigs des XVI., würde nun sagen, wenn sie kein Brot haben, sollen sie Brioche essen.

Peter Brunner, der unermüdliche Theatermann, der vor einem Jahr an verschiedenen Ecken und Enden Zürichs den Roman Alles in Allem von Kurt Guggenheim an vielen ausnahmslos ausverkauften Abenden zur Aufführung gebracht hat, sagt etwas anderes, nämlich: «Lesestube 8nach8».

Peter Brunner: «Theater ist nicht verwertbar, es hat kein Preisschild, und man kann es nicht nach Hause mitnehmen, höchstens in Gedanken.»

Schauspieler und Schauspielerinnen lesen um 8 nach 8 (20:08 Uhr) in Echtzeit bei sich zu Hause literarische Texte, die das Publikum live über Facebook oder YouTube verfolgen und kommentieren kann. Natürlich fehlt die Präsenz aller Beteiligten, aber mit dem Live-Cam-Format, das die analogen Mittel des Theaters mit digitalen Möglichkeiten verbindet, demonstrieren alle gemeinsam: «Es gibt uns noch!»

Die «Lesestube 8nach8» verfolgt keine kommerziellen Interessen. Vielmehr geht es darum, Räume zu öffnen, Bilder auf unsere Netzhaut zu produzieren, Geräusche und Töne hören zu lassen. Sollte es am Anfang vielleicht nicht reibungslos laufen, wird um Nachsicht gebeten, vor allem wenn es mal aufnahmetechnisch nicht so gut klappt. Auch Schauspieler können nicht auch noch technikaffine Ton- und Bildexperten sein. Dafür hat das Publikum die Möglichkeit, in der Chatfunktion Wünsche anzubringen.Bodo Krumwiede liest in seiner Lesestube um Acht nach Acht aus Die Reise um mein Zimmer.

Mit dabei sind bis jetzt: Jaap Achterberg, Wolfgang Beuschel, Christian Heller, Kamil Krejčí, Bodo Krumwiede, Katja Langenbach, Laura Lienhard, Alexandre Pelichet, Volker Ranisch, Graziella Rossi, Ralph Tharayil und Helmut Vogel. Weitere Vorleserinnen und Darsteller, die sich der Lesestube anschliessen möchten, seien willkommen, heisst es in der Medienmitteilung. Gelesen werden aus Gründen des Urheberrechts Klassiker, aber auch neuere Werke aus Schweizer Verlagen, die diese Lesestube unterstützen.

Lektüre zum Vorlesen und als Inspirationsquelle

Den Anfang machte Bodo Krumwiede mitten in der Karwoche. Die weitere Reihenfolge bestimmen die Mitmachenden unter sich, es wird am Schluss jeder Lesung angekündigt. Am Ostersonntag gibt es ein Rendez-vous mit Irina Schönen, pünktlich um Acht Minuten nach Acht.

Jeweils am Schluss jeder Lesung wird zudem für eine digitale Hutsammlung die Kontonummer für die Spende eingeblendet, denn: «Der Mensch lebt nicht von Brioche allein», erinnern die Produzenten dieses Streaming-Angebots, das uns in Zeiten des Lockdowns beliebte Schauspielerinnen und Schauspieler aus der Region nachhause in die gute Stube bringt.

Bilder: Peter Brunner Projekte & Verein Alles in Allem

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