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Menschen und Maschinen – Berge und Bauern

Ab 1839 eroberte die Fotografie die Welt und fand ihren Weg nach Luzern. Die Ausstellung «Luzern. Fotografiert» im Historischen Museum in Luzern zeigt erstmals eine Gesamtschau der Bilder von 1840 bis 1975.

Die ausgestellten Fotografien erzählen von längst vergangenen Zeiten und machen die gesellschaftlichen, kulturellen und baulichen Veränderungen auf eindrückliche Weise sichtbar. Die Ausstellung thematisiert darüber hinaus die vielfältigen Gebrauchsweisen des Mediums in den Bereichen Stadt- und Landschaftsfotografie, Portrait, Presse, Industrie, Tourismus und Architektur. Ein wahrer Fotoschatz, zusammengetragen aus 20 Luzerner Archiven.


Marisa Sigrist, Projektkoordination, Markus Schürpf, Kurator, und Almut Grüner, Direktorin Kantonale Museen

In verschiedenen Glasvitrinen sind Daguerreotypisten ausgestellt,  Bilder von Kaspar Grütter und Karl Reinhard. Die schön eingerahmten Fotos waren damals teuer und fanden deshalb ausschliesslich in gehobenen Kreisen Absatz. Vom Hersteller erforderten sie ausserdem einiges an Geschick und Können.

Eher überraschend sind die Bilder von Quereinsteigern und Allroundern aus ländlichen Gebieten, die mit der inzwischen einfachen Technik als Wanderfotografen unterwegs waren. In Hochdorf war es beispielsweise der Lehrer, Goldschmied und Maler Vinzenz Halter, in Sursee der Drucker Leonz Furrer und in Beromünster der Zeichner und Lithograf Vital Troxler. Auch ein Kapuzinerpater fotografierte Portraits und Gruppenbilder. Die nötigen Kenntnisse brachten sich diese Quereinsteiger mehr oder wenige selbst bei.

Emil Götz, Blick über die Seebrücke, Gelatineabzug, retuschiert, um 1935

Interessant sind die Fotos von Bauten in Luzern. Sie zeigen, wie die  Reusschwelle und die Museggtürme entstanden sind, wie die Stadt damals ausgesehen hat. Aufschlussreich sind die ersten Fotografien für den Tourismus und die Werke von Fotografen, die in ihren Ateliers arbeiteten. Vorgestellt werden die Arbeiten der Fotografen im Entlebuch, die das ländliche Leben festhielten.

Emil Synnberg. Knabe als Mönch verkleidet, Luzern, um 1890, ZHB Luzern Sondersammlung

Mit dem Tod und der Trauer und den dazu gehörenden Leidbildern mussten sich damals die Fotografen befassen. Eingesteckt in Gebetsbücher und Alben, angeheftet beim Kruzifix, gerahmt und aufgestellt in der Stube, oft zusammen mit anderen Fotos von Familienangehörigen, Portraits, die noch zu Lebzeiten oder auf dem Totenbett entstanden waren.

Bei den ausgestellten Bilder der Werkfotografen sticht die Werbefotografie der Firma Ackermann im Entlebuch hervor. An den ausgestellten Ackermannkatalog erinnern sich noch heute viele Besucher.

Fotografen der Neuzeit

Die Bilder der Fotografen der Neuzeit widmen sich vor allem der Pressefotografie. Fotografen wie Max A. Wyss, Theo Frey, Ernst Brunner, Clemens Schildknecht und Lisa Meyerlist prägten die Bildpresse der Nachkriegszeit.

Franz Roos, Theatergruppe, Digitalisiert nach Glasplatte, Escholzmatt, um 1925

Ab den 1960er-Jahren kam es in der illustrierten Presse wegen dem Aufkommen des Fernsehens zu einer markanten Veränderung der Arbeitsbedingungen.  Die Boulevardblätter kamen auf und ebneten den Weg für eine neue Generation von Reportern. Der Kurator und Buchautor  Markus Schürpf schreibt: «Einer davon war Josef «Seppi» Ritler…Insbesondere für die Innerschweiz zuständig, wurde er mit seinen vierzig Dienstjahren zu einer prägenden Figur der Bildsprache des Blattes.»

Mondo Annoni und Ernst Scagnet spezialisierten sich auf die Produktion von Büchern. In den Luzerner Redaktionen fotografierten schreibende Journalisten wie Hans-Peter Jäger beim Luzerner Tagblatt.

Peter Ammon, Luzerner Kasperlitheater…digitalisiert nach Farbdiapositiv, um 1955

Dann folgten Peter Ammon, der vor allem Farbdokumentationen des Schweizer Volkslebens pflegte, später sein Sohn Emanuel Ammon, der vorwiegend für das Luzerner Tagblatt arbeitete und sich später mit der Fotoagentur Aura selbstständig machte. Lorenz Fischer und Peter A.Meyer, die unter anderem für die Lokalzeitungen Vaterland und «LNN» arbeiteten. Eine Auswahl ihrer Bilder sind in der Ausstellung zu sehen.


Josef «Seppi» Ritler fotografiert Kurator Markus Schürpf, im Hintergrund Fotos von Seppi Ritler. Foto: Historisches Museum Luzern/Priska Ketterer

Interview mit Kurator und Buchautor Markus Schürpf

Wie kam die Ausstellung zustande?

Das war eine Einladung von Christoph Lichtin, dem ehemaligen Direktor des Historischen Museums Luzern, der mich fragte,  ob es möglich ist, eine Gesamtschau der gesamten Fotografie des Kantons Luzern von den Anfängen 1840 bis zum Ende des 20. Jahrhundert zu realisieren.

Was haben Sie als erstes gemacht?

Ich habe mich an verschiedenen Orten und bei uns im Büro ‹fotoCH Bern› und  bei fotodock Luzern nach den Fotografen erkundigt und bin so auf die verschiedenen Quellen gestossen. Im gesamten bin ich in einem knappen Jahr bei 20 verschiedenen Institutionen, Leihgebern und Fotografen gewesen, um die Fotos zusammen zu suchen und festzustellen: Wer hat wann was mit welchen Methoden fotografiert.

Wie viele Bilder haben Sie angeschaut?

Das waren vermutlich 30’000 bis 40’000 Bilder.

Dann kam die Auswahl?

Da die Zeit knapp war, habe ich schon bei der Besichtigung der Bilder die Auswahl getroffen und mit dem Smartphone festgehalten. Da kamen etwa 700 Fotos in die engere Auswahl, am Schluss blieben 200 Bilder übrig.

Gibt es weitere Projekte?

Wir beschäftigen uns in den nächsten zwei Jahren mit dem Fotografen Jakob Hunziker in den 1880-er Jahren.

Fotos: Josef Ritler

Das Buch

Neben der Ausstellung veröffentlicht der Verlag für Kultur und Geschichte GmbH Baden das Buch von Autor und Kurator Markus Schürpf «Luzern. Fotografiert. Menschen und Maschinen – Berge und Bauern von 1840 bis 1975». Darin wird die reiche Fotografiegeschichte des Kantons Luzern eindrücklich beschrieben.

Markus Schürpf ist Spezialist für die Geschichte der Fotografie in der Schweiz. Er hat 1999 das Fotobüro Bern gegründet, das sich um die Sicherung und Aufarbeitung von fotografischen Beständen in der Schweiz konzentriert.

Mehr über fotoCH:
https://www.foto-ch.ch/?a=home&lang=de

Mehr über fotodock:
https://kultur.lu.ch/ueber_uns/geschaeftsstellen/geschaeftsstellen_stiftung_fotodok

Fotos: Josef Ritler

Die Ausstellung dauert bis 27.September 2020

Das Buch: Menschen und Maschinen-Berge und Bauern 1840 bis 1975

ISBN 978-3-03919-507-7

Sfr. 29.-

Erhältlich: Historisches Museum Luzern

Verlag für Kultur und Geschichte GmbH, Baden

www.hierundjetzt.ch

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2 Kommentare

  1. Ich bin gespannt auf die Fülle des Materials. Kann man das überhaupt bewältigen? Und dabei dürfte doch noch viele unberücksichtigt sein.

    • Für die Ausstellung brauchst Du sehr viel Zeit und das Buch ist auch aufschlussreich. Wirklich alles konnte natürlich nicht gezeigt und beschrieben werden. Es ist eine Auswahl, aber die hat es in sich.

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